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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein
Autoren: Ravensburger
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Liebe nicht zerstören.« Judith glaubte zu erkennen, dass seine Augen feucht wurden. »Ohne dich kann ich nicht leben. Und wenn du nicht mit mir leben willst, können wir nur an einem einzigen Ort zueinanderfinden: in der Ewigkeit.«
    Judith stieß einen erstickten Schrei aus. Vergebens spannte sie alle ihre Muskeln, versuchte hin- und herzuruckeln – die Fesseln saßen fest.
    »Bitte, Gabriel«, flehte sie ihn an, »das ist doch Wahnsinn!«
    »Liebe ist immer Wahnsinn, meine Schöne.« Ein lautes Plopp war zu hören, als er die Champagnerflasche öffnete. Er füllte zwei Gläser, holte die beiden Fläschchen aus seiner Hosentasche und kippte die bräunliche Flüssigkeit dazu. »Und das beste Mittel gegen den Wahnsinn ist der Tod.«
    Gabriel hielt beide Gläser gegen das Kerzenlicht und vertiefte sich in den Anblick der dunklen, perlenden Flüssigkeit. Er lächelte. »Hab keine Angst. Bald ist es vorbei. Bald sind wir für immer vereint.«
    Er trat hinter Judith und fasste ihren Kopf mit beiden Händen. Unmöglich, sich aus seinem Griff zu befreien. Sie presste die Lippen aufeinander.
    »Öffne den Mund«, sagte er sanft, so als spräche er zu einem unwilligen Kind.
    Judith biss die Zähne zusammen und atmete hektisch durch die Nase. Gabriel führte langsam das Glas zu ihrem Mund. Dabei fiel ein Tropfen auf ihre Wange. Sie stöhnte auf, wollte den Kopf schütteln, aber Gabriels Hände waren wie Schraubstöcke.
    »Öffne den Mund!«
    Judith bäumte sich in ihrem Stuhl auf.
    »Jetzt mach endlich den Mund auf, verdammt noch mal!«, schrie er sie an. »Oder muss ich nachhelfen?«
    Judith hörte auf, sich zu wehren.
    »Na also, geht doch. Jetzt mach den Mund auf!«
    Judith atmete dreimal tief durch. Sie war kurz davor aufzugeben, als es plötzlich einen heftigen Schlag gab.
    Gabriel zuckte zusammen und verschüttete dabei einen großen Teil des vergifteten Champagners auf Judiths Hochzeitskleid, wo er gelbe Flecken hinterließ.
    Ein zweiter Schlag. Noch lauter. Dröhnend. Als versuchte ein Wesen mit übermenschlichen Kräften aus seinem Verlies auszubrechen.
    Judith schrie so laut wie noch nie in ihrem Leben.
    Der dritte und letzte Schlag ließ Holz zersplittern. Ein Laut wurde ausgestoßen. Der Laut eines verwundeten Tieres, das seine Ohnmacht herausbrüllte.
    Gabriel wurde bleich. Er griff nach der Schere, umklammerte sie wie ein Messer.
    In der Tür stand ein Engel. Ein Racheengel. Ein Riese. Aus einem blutverkrusteten Gesicht starrten Judith zwei Feueraugen an. Die Gestalt war riesig, muskelbepackt und sah aus, als hätte sie die blutigste Schlacht ihres Lebens geschlagen und mit knapper Not überlebt.
    »Bogdan!«, rief Judith.
    Er wankte auf Gabriel zu, und es war ein furchterregender Anblick, wie dieser blutüberströmte Mann mechanisch einen Schritt vor den anderen setzte.
    »Das ist unmöglich«, stotterte Gabriel. »Er war doch tot! ER WAR TOT !« Einen kurzen Moment ließ Gabriel die Schere sinken und das war Bogdans Chance. Er stürzte sich auf Gabriel, wand ihm die Waffe aus der Hand, packte ihn mit seiner riesigen Hand am Hals und hob ihn in die Höhe.
    »Tu es nicht!«, flehte Judith.
    Bogdans Gesicht verzerrte sich, ob aus Hass, Anstrengung oder Schmerz konnte Judith nicht erkennen. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus all dem.
    Einen kurzen Moment drückte er noch fester zu. Gabriels Augen schienen aus den Höhlen zu quellen, dann wurde er wie eine Puppe, mit der keiner mehr spielen will, in eine Ecke geworfen, wo er röchelnd und keuchend liegen blieb.
    Bogdan blickte keuchend auf Gabriel hinab, spuckte aus und bückte sich nach der Schere, um die Kabelbinder zu durchtrennen, mit denen Judith gefesselt war. Augenblicklich fiel Judith ihm um den Hals und weinte hemmungslos vor Erleichterung. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn schluchzend auf die Wange.
    »Vorsicht«, flüsterte er. »Ich bin ein wenig angeschlagen.«
    Augenblicklich ließ Judith von ihm ab. Die Platzwunden auf seinem kahlen Schädel sahen grauenvoll aus. »Du brauchst einen Arzt!«
    »Sag mir etwas, was ich noch nicht weiß«, erwiderte er matt. Seine Beine knickten ein und er brach zusammen.
    »Warte, ich gehe los und suche ein Telefon, okay?«, sagte sie. »Aber erst müssen wir hier raus.«
    Bogdan nickte. Judith versuchte ihn zu stützen, doch schließlich torkelten sie beide aus eigener Kraft aus dem Verlies heraus. Sie schob den Riegel vor die Tür und führte Bogdan zur Treppe.
    »Setz dich. Ich bin gleich
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