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Titel: iBoy
Autoren: Kevin Brooks
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doch der Schock ließ mich die Augen zusammenkneifen und mein Gesicht verziehen, als ob ich eben doch schreckliche Schmerzen hätte, und ich hörte meine Oma leise fluchen, von ihrem Stuhl aufspringen und den Laptop beiseiteschubsen. Dann riss sie die Tür auf und schrie mit schriller Stimme: »Schwester!
SCHWESTER!
«
    »Ist gut, Gram«, erklärte ich ihr und öffnete wieder die Augen. »Ich bin okay   … es war nur   –«
    »Bleib ganz ruhig liegen, Tommy«, sagte sie und wieselte zu mir herüber. »Die Schwester kommt gleich   … mach dir keine Sorgen.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante und hielt meine Hand.
    Ich lächelte sie wieder an. »Ich bin okay   –«
    »Pssst   …«
    Und dann kam die Schwester rein, gefolgt von einem Arzt in weißem Kittel, und alle begannen hektisch um mich herumzuwirbeln, überprüften die Geräte, sahen mir in die Augen, horchten mein Herz ab   …
     
    Ich war okay.
    Ich war nicht
in Ordnung
, aber ich war okay.
     
    |17| Ich hatte siebzehn Tage im Koma gelegen. Das iPhone hatte meinen Kopf eingeschlagen, mir den Schädel zertrümmert, und nach Aussage von Mr Kirby – dem Neurochirurgen, der mich operiert hatte – waren eine Reihe ernster Komplikationen aufgetreten.
    »Du hast einen sogenannten Schädel-Trümmerbruch«, erklärte er mir einen Tag, nachdem ich aufgewacht war. »Einfach ausgedrückt heißt das, dass der Knochen genau hier in dieser Region   …« Er deutete auf den Bereich der genähten Wunde seitlich am Kopf. »Wir nennen diese Region übrigens das Pterion. Unglücklicherweise ist das der schwächste Teil des Schädels, und aus irgendeinem Grund scheint er bei dir besonders schwach zu sein.«
    Als er das Wort
Pterion
sagte, zuckte etwas durch meinen Kopf – eine Reihe von Symbolen, Buchstaben und Zahlen (Nicht-Symbolen, Nicht-Buchstaben, Nicht-Zahlen), und auch wenn ich diese Zeichen nicht erkannte oder verstand, ergaben sie irgendwie Sinn.
    Pterion
, sah ich mich denken,
die Knochennaht, an der sich Stirn-, Scheitel-, Schläfen- und Keilbein treffen.
    Sehr merkwürdig.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte mich Mr Kirby.
    »Ja   … ja, mir geht’s gut«, versicherte ich ihm.
    »Nun ja, wie ich schon sagte«, fuhr er fort, »das iPhone wurde offenbar vom obersten Stock des Hochhauses heruntergeworfen, und als es deinen Kopf traf, wurde diese Stelle hier – um das Pterion herum – zertrümmert und dein Hirn ist durch eine Reihe von gebrochenen Schädelfragmenten und Handy-Bruchstücken eingerissen und gequetscht worden. Außerdem waren auch einige Blutgefäße verletzt. Es ist uns gelungen, alle Knochenfragmente wie auch die meisten Handy-Trümmer |18| zu entfernen, und die Blutung der geschädigten Adern scheint keine bleibenden Schäden verursacht zu haben. Aber   …«
    Ich hatte mir irgendwie schon gedacht, dass noch ein Aber folgen würde.
    »Ich fürchte, es ist uns nicht gelungen,
alle
Teile des zerstörten iPhones zu entfernen, die durch den Unfall in dein Hirn getrieben wurden. Diese Fragmente, von denen die meisten unglaublich klein sind, haben sich in Bereichen deines Gehirns eingenistet, die einfach zu empfindlich für einen chirurgischen Eingriff sind. Wir haben sie natürlich genau im Blick, und soweit wir es beurteilen können, rühren sie sich im Moment nicht und haben offenbar auch keinen negativen Effekt auf dein Hirn.«
    Ich sah ihn an. »Soweit Sie es beurteilen können?«
    Er lächelte. »Nun ja, das Gehirn ist ein äußerst komplexes Gebilde. Um ehrlich zu sein, beginnen wir gerade erst zu verstehen, wie es funktioniert. Hier, ich zeige es dir   …«
    Die nächsten circa zwanzig Minuten verbrachte er damit, mir anhand von Röntgenbildern und CT- und Magnetresonanz-Scans zu demonstrieren, wo in meinem Gehirn die winzigen Bruchstücke des iPhones steckten, und mir zu erklären, was bei der Operation passiert war, wieso die Bruchstücke nicht alle entfernt werden konnten und was ich in den nächsten paar Monaten zu erwarten hatte – Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Müdigkeit   …
    »Natürlich«, fügte er hinzu, »ist es schlicht und einfach so, dass wir überhaupt nicht vorhersagen können, wie der Heilungsprozess nach solch einer Verletzung verläuft, schon gar nicht bei jemandem, der eine ganze Weile im Koma gelegen hat   … und ich muss betonen, wie wichtig es für dich ist, dass |19| du uns
sofort
informierst, wenn du irgendetwas   … äh   … Ungewöhnliches spürst.«
    »Inwiefern
ungewöhnlich

    Er
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