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Hymne an Die Nacht

Hymne an Die Nacht

Titel: Hymne an Die Nacht
Autoren: Sylvia Madsack
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betreibe ich einen Nachtclub.«
    »Das ist bestimmt ein interessantes Hobby.«
    »Da haben Sie recht«, erwiderte Kyrill grinsend und hob sein Glas.
    Die beiden Männer tranken sich zu, bis Vadim beschloss, noch etwas direkter vorzugehen.
    »Ich bin ein neugieriger Mensch«, sagte er mit Unschuldsmiene, »und ich frage mich, was eine Persönlichkeit mit Ihrem Hintergrund um diese Zeit in die Karpaten verschlagen hat.«
    »Ich treffe einen Geschäftspartner aus Russland unten in Brasov. Er ist dort auf der Durchreise, und ich hatte nach dem langen heißen Sommer an der Costa del Sol mal wieder Sehnsucht, richtigen Schnee zu sehen. Außerdem war die Autofahrt bis hierher sehr abwechslungsreich, ein echter Kontrast zu dem, was mich sonst umgibt.«
    »Ja«, murmelte Vadim, »das kann ich verstehen.« Er machte eine Kunstpause, bevor er fortfuhr: »Ach, da fällt mir ein, ich habe vor einigen Tagen auch jemanden aus Marbella ausgerechnet hier oben kennengelernt, eine junge Frau, die mit ihrem Vater eine Art Nostalgiereise unternimmt, er stammt wohl aus unserer Gegend. Vielleicht kennen Sie sie zufällig, vielleicht ist sie sogar manchmal Gast in Ihrem Club.«
    Kaum merklich spannten sich die bisher so gelösten Züge des Russen, doch Vadim, der schon durch seinen Beruf darin geübt war, in Gesichtern zu lesen, war es nicht entgangen.
    »Das müsste ein arger Zufall sein«, sagte Kyrill leichthin.
    »Sie heißt Joanna, Joanna Bedford.«
    »Joanna Bedford …« Er schien zu überlegen. »Nein, tut mir leid, ich kenne keine junge Frau dieses Namens. Ist sie Engländerin?«
    »Ja, durch ihre Mutter.« Ich nehme dir dein Pokerface nicht ab, dachte Vadim, der sich plötzlich ganz sicher war, dass der Russe ihn belog. Er wollte jetzt nur noch raus aus dieser Bar. »Ja, dann«, er legte einen Geldschein auf den Tresen und schwang sich vom Hocker. »War nett, mit Ihnen zu plaudern, Kyrill, aber mich rufen auch noch ein paar Geschäfte. Genießen Sie Ihren restlichen Aufenthalt hier oben und viel Erfolg weiterhin!«
    »War mir auch ein Vergnügen, Vadim. Und grüßen Sie unbekannterweise diese junge Dame von mir, vielleicht hat sie ja mal Lust, mich in meinem Club zu besuchen.«
    Vadim, der sich schon zum Gehen gewandt hatte, blickte kurz zurück und sah, dass der Russe vor sich hin lächelte. Es war kein schönes Lächeln.
    *
    Nach dieser Begegnung hatte auch Kyrill es eilig, in seine Hotelsuite zu kommen. Sofort rief er den Chef der Detektei an, der sich unten im Hotel in Brasov einquartiert hatte.
    Der Detektiv hatte Neuigkeiten für ihn: »Ich kann Ihnen berichten, dass die junge Dame gestern Morgen das Anwesen des Schauspielers in Poiana Brasov verlassen hat und dort von ihrem Vater mit dem Wagen abgeholt worden ist.«
    Kyrill unterdrückte ein wütendes Knurren. Vater und Tochter wussten offenbar inzwischen von seiner Ankunft, und Stanislaw hatte Joanna daraufhin gleich wieder in seine Obhut gebracht, aber wie hatten sie davon erfahren?
    Er zwang sich, gelassen zu bleiben. »Wo sind sie jetzt?«
    »Sie sind noch im Hotel, aber wir haben gehört, dass sie morgen Nachmittag abreisen werden. Wir wissen noch nicht, mit welchem Ziel, aber wir werden auch das herausfinden.«
    »Wie wollen Sie das machen?«, fragte Kyrill skeptisch.
    »Ich bitte Sie, Sir«, die Stimme des Mannes klang gekränkt, »wir sind Profis, wir können unseren Job.«
    »Ja, schon gut, das bezweifle ich nicht, aber Ihre Zielpersonen sind auf ihre Art auch … Profis. Also, wie soll das gehen, wenn Sie morgen noch immer nicht wissen, wohin die beiden fahren? Werden Sie sich dann mit einem ganz unauffälligen Fahrzeug an ihre Fersen heften? Das merken die doch!«
    »Wir haben andere Mittel, um das herauszufinden, glauben Sie mir, Sir!«
    »Ich muss mich auf Sie verlassen können«, erwiderte Kyrill in gereiztem Ton, und bevor sein Gesprächspartner etwas entgegnen konnte, fügte er ruhiger hinzu: »Außerdem weiß ich noch nicht, ob ich den beiden morgen nicht lieber selbst folgen möchte.«
    Der Detektiv schwieg einen Moment. »Ich verstehe«, sagte er dann langsam. »In dem Fall müssten wir nur dafür sorgen, dass Sie den Zielort der beiden Personen erfahren, egal wie, ist das richtig?«
    »Das ist richtig, und Ihr Auftrag wäre damit auch beendet.«
    Erneut antwortete der Detektiv erst nach einer kurzen Pause: »Gut, wir werden alles Nötige veranlassen. Sie hören morgen rechtzeitig von mir.«
    *
    Ewa legte die Tarotkarten aus und schloss für einen Moment
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