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Hurra wir kapitulieren!

Hurra wir kapitulieren!

Titel: Hurra wir kapitulieren!
Autoren: Henryk M. Broder
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Moslems reichen - bevor es zu spät ist.«
    Was Hilarion Capucci unter Handreichung versteht und warum er im Exil lebt, hätten Reinhard Mey & Friends ganz leicht herausfinden können, wenn sie seinen Namen gegoogelt hätten. Capucci wurde 1977 bei dem Versuch, in seinem Dienstwagen Waffen für die PLO zu schmuggeln, von den Israelis erwischt, festgenommen und nach einer Fürbitte des Vatikans ausgewiesen. Seitdem lebt er in Rom, ein Mann des Friedens und des christlich-moslemischen Dialogs.
    »Wir haben kapituliert!«
     
     
     
     
    Mogens Glistrup, 1926 in Rönne auf Bomholm geboren, war gelernter Rechtsanwalt, Dozent für Steuerrecht an der Universität Kopenhagen und Politiker. 1972 gründete er in einem Restaurant im Vergnügungspark Tivoli die »Fortschrittspartei« und schaffte mit einem einzigen Interview von knapp zwei Minuten Dauer im dänischen Fernsehen den Sprung in die Schlagzeilen. Das dänische Steuersystem sei, so Glistrup, ein Instrument der staatlichen Willkür, bei der Einkommenssteuererklärung werde nur »die Unfähigkeit zu betrügen besteuert«; Glistrup verglich die Steuer-hinterzieher mit den dänischen Widerstandskämpfern während der NS-Besatzung, die Eisenbahnen sabotiert hatten, und er präsentierte vor laufender Kamera seine eigene Steuererklärung - bei einem Jahreseinkommen von rund 9 , 1 Millionen Kronen bezahlte er keine Krone Einkommenssteuer. »Macht es mir nach!«, forderte er die Zuschauer auf und erklärte, wie man es anstellen muss, um viel Geld zu verdienen und trotzdem keine Steuern zu zahlen.
    Bei den Parlamentswahlen vom Dezember 1973 bekam Glistrups »Fortschrittspartei« 15 , 9 Prozent der Stimmen beziehungsweise 28 Mandate und wurde damit zur zweitstärksten Fraktion - gleich nach den regierenden Sozialdemokraten.
    Das Programm, mit dem die »Fortschrittlichen« angetreten waren, war sehr einfach und überschaubar. Sie wollten die völlige Abschaffung der Einkommenssteuer und die Streichung aller »unnötigen Staatsausgaben«, so zum Beispiel für die Kunstförderung und das Militär, das im Ernstfall, so Glistrup, sowieso nichts ausrichten könnte. Man sollte es durch einen Anrufbeantworter ersetzen - mit der auf Russisch gesprochenen Erklärung: »Wir haben kapituliert«. So eine Maßnahme würde Geld und Menschenleben sparen.
    Über 30 Jahre später klagen die Dänen noch immer über hohe Steuern, aber was die Kapitulation angeht, sind sie inzwischen einen großen Schritt vorangekommen -behaupten Lars Hedegaard und Helle Merete Brix in einem langen Artikel über die Folgen der »Mohammed-Affäre«. Sie beschreiben die Reaktionen der »dänischen Elite«, die sich untereinander im Wesentlichen darauf verständigt hat, das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht dazu zu missbrauchen, Moslems zu kränken und zu beleidigen - »nachdem sie Jahrzehnte damit beschäftigt waren, jeden zu loben und zu preisen, der es darauf abgesehen hatte, die Angehörigen der christlichen Religion zu beleidigen«.
    Hedegaard, von Beruf Historiker, und Brix, eine Journalistin, sind keine linken Gutmenschen, keine Terrorversteher, aber auch keine Wegbereiter der Apokalypse. Sie beschreiben das, was um sie herum passiert, und bewerten es. Und wenn die Analyse stimmt, könnte das kleine Dänemark das erste europäische Land sein, das dazu genötigt wird, die Gesetze, Regeln und Doktrinen der Umma, der islamischen Nation, anzunehmen. Was nach einem Horror-Szenario klingt, ist, sagen Hedegaard und Brix, bereits im Gange. Und belegen es mit vielen Beispielen.
    Uffe Ellemann-Jensen, der frühere Außenminister und frühere Vorsitzende der Liberalen Partei des jetzigen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen, erklärte in einem Interview mit der Zeitung »Jyllands-Posten«, die dänischen Imame, die mit den Mohammed-Karikaturen in moslemische Länder gereist sind, hätten die Unruhen nicht angefacht, sondern im Gegenteil alles unternommen, um die Moslems zu beruhigen. Im selben Sinne äußerte sich auch der führende dänische Imam, Ahmed Abu Laban, und ergänzte: »Ich hätte einen Aufruhr in Dänemark auslösen können, ich hätte Dänemark in eine Hölle verwandeln können, ich hätte die Moslems auf die Straße schicken können.«
    Dass er es nicht tat, wurde ihm von den Dänen hoch angerechnet. Außer von den zwölf Cartoonisten, die - als erste Dänen seit 1945 - aus Angst um ihr Leben in den Untergrund gehen mussten. Der Chief Criminal Inspec-tor des dänischen Geheimdienstes lobte die
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