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Hurra wir kapitulieren!

Hurra wir kapitulieren!

Titel: Hurra wir kapitulieren!
Autoren: Henryk M. Broder
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Imame, »weil sie Ruhe und Ordnung gepredigt« haben, und bedauerte zugleich, dass es in der dänischen Gesellschaft »eine Tendenz zur Dämonisierung« gebe. Die tiefe Verbeugung des Geheimdienst-Inspektors vor den Imamen kam zu einem etwas unglücklichen Zeitpunkt. Einer von ihnen, Ahmed Akkari, wurde von einem TV-Team dabei erwischt, als er eine Drohung gegen einen liberalen Moslem und Abgeordneten aussprach, falls dieser das Amt des Integrationsministers bekommen sollte: »Zwei Männer werden kommen und ihn und sein Ministerium in die Luft jagen.« Ein anderer Imam, Käsern Ahmad, bestätigte die friedlichen Absichten: »Die Atmosphäre gegenüber Moslems in Dänemark ist vergiftet. Es dürfte nicht schwierig sein, Moslems zu finden, die sich freiwillig bei Terrorakten opfern werden. Ich bin sicher, viele werden sich für solche Aufgaben melden.«
    Ahmed Abu Ladan, der führende Imam, fand die Atmosphäre in Dänemark so unerträglich, dass er ankündigte, nach Gaza auswandern zu wollen. Ein paar Tage später überlegte er es sich anders und blieb.
    »Es versteht sich von allein«, schreiben Hedegaard und Brix, »dass keine dänische Behörde es gewagt hat, einen der Imame wegen seiner offenen oder verhüllten Drohungen zu belästigen.« Die Haltung des dänischen Geheimdienstes, der mit den Imamen kooperiert, statt sie zu verfolgen, erklären sie damit, dass die Geheimdienstler entweder sehr naiv sind oder genau wissen, was passiert, und die Situation nicht eskalieren lassen wollen. Neu an der Situation sei, dass zum ersten Mal in der Geschichte Moslems die Bestrafung von Nicht-Moslems verlangten, die außerhalb der moslemischen Jurisdiktion leben. Dafür gebe es nur eine Erklärung: »Sie betrachten Europa inzwischen als Teil des islamischen Reiches, der Dar al-Islam. Und die Dänen haben sich in Dhimmis verwandelt - Nicht-Muslime, die sich dem islamischen Recht beugen müssen.«
    Das klingt wie an allen Barthaaren des Propheten herbeigezogen, aber Hedegaard und Brix sind nicht die einzigen, die Europa auf dem Weg nach Eurabia sehen. Säkulare Moslems wie Ayaan Hirsi Ali, Irschad Manji, Sal-man Rushdie und Ibn Warraq halten den Islamismus für den Totalitarismus des 21 . Jahrhunderts, vergleichbar dem Stalinismus und Nationalsozialismus. Bernard Lewis, der Doyen der Islamwissenschaftler, wagt die These, dass Europa bald islamisch sein werde, »in weniger als hundert Jahren, sie haben es bereits zweimal versucht, mit militärischen Methoden, jetzt kommt der dritte Versuch«. Nach den Niederlagen von Poitiers ( 732 ) und Wien ( 1683 ) sollen die Europäer nun mit den Waffen der De-mografie besiegt werden.
    Lewis ist kein Panikmacher, er schätzt den Islam und weist immer wieder daraufhin, dass »brutale, rücksichtslose Diktatoren« wie Saddam Hussein »keine Wurzeln in der islamischen oder arabischen Vergangenheit haben«, dass sie »ein Import aus Europa« sind, dass »der vormoderne Islam keine Diktatur« war und dass der Koran die Verantwortung des Herrschers betont, »andere um Rat zu fragen«.
    Allerdings: Seit 1683 »geht es nur noch bergab: politisch, militärisch, wirtschaftlich, kulturell«. Die Moslems sind »nicht nur hinter Europa beziehungsweise die USA zurückgefallen, sondern hinter fast den ganzen Rest der Welt«. Es gebe in der arabischen Welt mehr als 250 Universitäten - »und fast jede bildet Ingenieure aus, das sind Zehntausende jedes Jahr. Aber immer wenn arabische Regierungen etwas technisch besonders Kompliziertes planen, müssen sie jemand aus dem Ausland einfliegen ... Es war schlimm genug, dass sie Spezialisten aus Europa oder den USA holen mussten, nun kommen die Experten aus Korea, einem Land, das vor 50 Jahren weit hinter der islamischen Welt lag. Heute sind die Koreaner vorne, und das alles ist für die Muslime sehr schmerzhaft und sehr beunruhigend«.
    Dieser Rückstand zum Rest der Welt ist der Grund für die permanente Neigung zum Beleidigtsein und zu gewaltsamen Ausbrüchen und er erklärt einige Widersprüche. Einerseits, sagt Lewis, hat »der Islam eine sehr klare Meinung zum Selbstmord: Er gilt als Todsünde«, und der Selbstmörder kommt in die Hölle. Andererseits sei inzwischen die Mehrheit der islamischen Rechtsgelehrten »zu der Einsicht gelangt, dass kein Suizid besteht, wenn sich einer für die islamische Sache in den sicheren Tod begibt und eine signifikante Anzahl Feinde mit sich reißt«. Der Wahabaismus, der heute den Ton angibt, sei »sehr extrem, sehr
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