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Hurra wir kapitulieren!

Hurra wir kapitulieren!

Titel: Hurra wir kapitulieren!
Autoren: Henryk M. Broder
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a home when you had none ...
    We’re sorry we let you re-unite with your family when your homeland was no longer safe ...
    We’re sorry we neverforced you to work while WE paid all your bills ...
    We’re sorry we gave you almost FREE rent, phone, internet, car and schoolfor your 10 kids ...
    We’re sorry we huild you Mosques so you could worship your religion in our Christian land ...
    We’re sorry we neverforced you to learn our language afler staying 30 years! ...
     
     
    And so ... from all Danes to the entire Muslim world, we just wanna say: FUCK YOU!!«
    »I am here to defend the right to offend!«
    Im Herbst 2005 kam die Zeitschrift »HEEB - The New Jew Review« mit einer »Sex Issue« auf den Markt. HEEB erscheint vierteljährlich in New York, im Impressum des Magazins stehen Namen wie Maxwell, Honikman, Baruchowitz, Feinstein, Schwartzman, Liebman und Deutsch. Lauter Juden (und Jüdinnen) der jüngeren Generation, die nicht religiös, dafür aber sehr bewusst »jüdisch« in der säkularen Bedeutung des Wortes sind. HEEB artikuliert diese Haltung, indem es das Jüdische betont, zugleich aber ständig ironisiert. Ein Artikel (»Bigmouth Strikes Again«) geht der Frage nach, ob jüdische Frauen deswegen von Natur aus großmäulig sind, damit sie »blow Jobs« besser applizieren können. Die Autorin des Beitrags bringt auch ihre eigenen Erfahrungen ein: »The first time I tasted semen it reminded me slightly of my grandmothers chicken soup - opaque, salty and slightly chunky.« Die Hühnersuppe ist fester Bestandteil der jüdischen Folklore; unabhängig davon, um welches Thema es geht, kommt man beziehungsweise frau immer auf das »jüdische Penicillin« zu sprechen. Der Beitrag wird mit einem Comic illustriert: »The Hebrew Hummer: An Oral History«. Im ersten Bild sieht man Adam und Eva unter einem Baum stehen. Adam zeigt auf sein Feigenblatt und sagt zu Eva: »You like serpents so much, why don‘t you give mine a kiss?« Dann geht es über Maimonides, Sabbatai Zwi und Rosa Luxemburg in die Gegenwart: Im Zuge der Revitalisierung alter Rituale wird auch der »blow job« zur »geheiligten Kunst jüdischer Weiblichkeit« erhoben.
    Kernpunkt der »Sex Issue« ist ein zwölfseitiger Cartoon: »Dirty Pictures From The Holy Scriptures«. Zu sehen sind unter anderem David und Jonathan als schwules Liebespaar, König Salomon und Königin Saba in einer eindeutigen Situation, Abraham und Sara bei der primären Begegnung und Moses, der mit den Gesetzestafeln im Arm vom Berg Sinai kommt, während die Israeliten eine wilde Orgie feiern.
    Und jetzt stellen wir ein kleines Gedankenex-periment an. Wir stellen uns vor, ein paar jüdische Fundamentalisten, die in direktem Kontakt mit Gott stehen, hätten als Reaktion auf diese Provokation die Redaktion von HEEB gestürmt und verwüstet und allen, die es wagen sollten, die »Dirty Pictures From The Holy Scriptures« nachzudrucken, Konsequenzen angedroht, egal ob es Juden, Christen, Moslems, Arier oder Vegetarier wären. Wie hätten in einem solchen Falle die Platzwarte des Feuilletons reagiert? Was hätte Ernst A. Grandits in der »kulturzeit« auf 3 sat gesagt? Oder Günter Grass am Rande einer PEN-Tagung über »Schreiben in einer friedlosen Welt«? Sie und alle anderen wären außer sich gewesen. Grandits und Grass würden sagen: Fromme Juden hätten das Recht, sich zu empören und zu protestieren, aber sie hätten kein Recht, ihre Vorstellungen anderen mit Gewalt aufzuzwingen. Ebenso inakzeptabel wäre es, wenn sie versuchen würden, ihre Nachbarn am Schabbat vom Autofahren, Fußballspielen oder Fernsehen abzuhalten.
    Derselbe Sturm der Entrüstung wäre auch ausgebrochen, wenn ein katholischer Moraltheologe die katholische Landjugend dazu aufgerufen hätte, eine Vorstellung von Sasha Waltz in der Schaubühne zu stürmen, weil sie ihre Tänzer unbekleidet auftreten lässt. Hätte in einem solchen Fall Günter Grass voller Verständnis von einer »fundamentalistischen Antwort auf eine fundamentalistische Tat« gesprochen und die Reaktion der katholischen Jugend auf die nackte Provokation verteidigt? Hätte der SPD-»Vorwärts« geschrieben, Sasha Waltz habe zwar die künstlerische Freiheit, ihre Tänzer mit oder ohne Kleider auftreten zu lassen, sie würde allerdings diese Freiheit »missbrauchen, nicht im rechtlichen, aber im politisch-moralischen Sinne«?
    Nein, so etwas wäre mit hundertprozentiger Sicherheit nicht passiert. Warum aber ist es passiert, nachdem
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