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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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meinen
Erfahrungen nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis Anja mich hineinsteckte.
Sämtliche Damen meiner Bekanntschaft hatten stets den unbegreiflichen Trieb,
andere Wesen ins Wasser zu stecken, sie einzuseifen und abzutrocknen. Ob es
sich um Tiere oder Kinder handelte, immer war es dasselbe. Plötzlich, aus
heiterem Himmel, kam es über sie, und man war geliefert, später allerdings
sauber.
    Trotz dieser zweifelhaften
Aussichten besichtigte ich noch das Abstellkämmerchen, dessen Tür Anja nur
angelehnt hatte. Außer Besen, Schrubber und ein paar Eimern in verschiedenen
Größen waren hier jedoch keine großartigen Entdeckungen zu machen. Das war in
unserem Schlaf-Eß-Empfangs-Wohn-Zimmer schon anders. Nachdem ich in alle Ecken
gekrochen war, an x-beinigen Sesselfüßen geknabbert, unter bodentiefen Volants
hervorgelugt und alle Ornamente des Teppichs (2x3 m) nachempfunden hatte,
beglückte ich mich selbst mit einer erstaunlichen Feststellung, mit der
nämlich, daß noch nie vor der meinen eines Hundes Pfote diese heiligen Dielen
betapst hatte. Und doch, all diese Unternehmungen konnten es nicht verhindern,
daß ich vor Neugier platzte, welche Erfolge Anja von ihrer separaten Pirsch mit
heimbrachte. Daß sie die neue Anschrift der Frau Lucas herausfinden wollte,
wußte ich ja schon, aber nicht, ob es ihr gelungen war. Dies zu erfahren, war
mehr als nur wichtig für mich, es war- der entscheidende Punkt, denn ich
konnte mir an meinen zwanzig Zehen abzählen, daß mein Stubenarrest erst beendet
sein würde, wenn Frau Lucas mitsamt ihrem lausigen Pudel gefunden war. Aber
Anja enttäuschte mich nicht.
    »Bericht vom siebenundzwanzigsten
Juli«, hörte ich sie endlich mit vorgeneigtem Kopf zu dem schwarzen Stab hin
sprechen, der diesmal vor ihr auf dem Tischchen stand. »Frau L. ist nach Köln
verzogen. Sie wohnt jetzt in Junkerdorf, Frankenweg 398. Soviel ich weiß,
stehen in dieser Gegend ausschließlich sehr repräsentative Villen, kann mich
aber irren. Auf alle Fälle gäbe ein solcher Wechsel allein schon reichlich
Rätsel auf. Übrigens war es gar nicht so einfach, die neue Adresse zu bekommen.
Da Frau L. mit niemandem in der Bonner Straße näher bekannt oder gar befreundet
ist, hat sie auch keinem Menschen etwas von ihrem Umzug gesagt. Immerhin konnte
es sein, daß sie bei der Post entsprechende Angaben gemacht hatte. Und so war
es auch. Ich gab mich bei dem Beamten als Frau L. aus und bat ihn, nochmals
eine andere Anschrift zu notieren. Natürlich holte der Mann seine Karte hervor,
auf der er sich die letzte Änderung notiert hatte. Es war nicht allzu schwer,
die neue Adresse der L. darauf zu entziffern. Als ich genug gesehen hatte,
spielte ich die Zerstreute und bat, mit der Änderung noch zu warten, ich käme
später wieder. Wahrscheinlich dachte der gute Mann, ich sei nicht ganz bei
Trost. Angesehen hat er mich jedenfalls so, aber ich hatte, was ich wollte.
    Morgen werde ich mir, zusammen mit
Schuftel, zuerst einmal gründlich die Gegend ansehen, in der Frau L. sich jetzt
niedergelassen hat. Ziemliches Stück bis dahin. Werde mir überlegen, ob ich
mich nicht besser in der Nähe einquartieren soll. Gebe Ihnen in jedem Falle
sofort Bescheid. Ende.«
    Alle Achtung, da hatte unsere
Detektiv-Elevin ganz schön erfolgreich herumgeschnüffelt. Ein ganz kleines
Knötchen aus diesem wirren Haufen hatte sich schon aufgeknüpft. Ich mußte schon
sagen, wirklich erfreuliche Nachrichten, die sie da mit nach Hause brachte, und
Grund genug für mich, beruhigt mein Haupt in die Kissen zu drücken und ein Ohr
voll Schlaf zu nehmen, sollte man meinen. Aber für diesen Abend stand zunächst
auf meinem Stundenplan: Der Kampf um die Couch, 2. Runde. Und einen Kampf
aufschieben, hieß in diesem Falle soviel wie ihn verlieren. »Schmiede das
Eisen, solange es heiß ist.« Großmutter Rosenstocks Sinnsprüche hatten mir
schon oft gute Dienste geleistet.
     
    Nach
den letzten dienstlichen Handlungen ging Anja zum gemütlichen Teil über. Statt
des gestreiften Kleidchens mit der rosa Schleife am Ausschnitt umschloß jetzt
ein schwarzer Hausanzug ihren zarten Mädchenkörper. Sie schmiegte sich
malerisch auf unsere blaue Couch, nachdem sie den altersschwachen
Fernsehapparat mit ein paar Püffen ermuntert hatte, seinen Teil zur abendlichen
Unterhaltung in anständiger Manier beizutragen. Flackernd schien er zu
gehorchen, und Anja stützte ein zufrieden lächelndes Gesicht auf ihren
angewinkelten Arm.
    Leider, leider mußte ich
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