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Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Titel: Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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Anerkennung brach die Exzentrik in ihr durch. Carmen gab sich nun wie ein völlig verwöhntes Kind. Wenn sie einen Wunsch hatte, setzte sie ihn durch. Sie spielte ihre Macht aus - um jeden Preis.
    An einem Abend im Juni hatte sie ein wenig mit Jean gestritten. Es war wieder einmal um das Geld gegangen.
    »Wer hat dich denn zu dem gemacht, was du bist?«, hatte Jean der Mexikanerin vorgeworfen.
    »Ich habe dich dafür bezahlt«, gab Carmen zurück. »Es ist mein Körper, der für alles herhalten muss, merk dir das! Du hast dir eingebildet, eine Kuh vor dir zu haben, die man nach Belieben melken kann. Jetzt hast du wahrscheinlich erkannt, dass diese Kuh die Milch für sich selbst behält.«
    »Genauso ist es!«, fauchte er sie an. »Du isst das Fleisch und lässt mir die Knochen!«
    »Ein treffender Vergleich!«, rief sie und legte den Kopf in den Nacken.
    »Hör zu, Carmen, übertreibe dein Spiel nicht. Je höher du steigst, desto tiefer kannst du fallen.«
    Da lachte sie wieder, und sah ihn beinahe zynisch an.
    »Mein Lieber«, sagte sie ganz ruhig, »wenn ich tief falle, dann fällst du mit. Dann reiße ich dich mit in den Abgrund, verstehst du?«
    Sie sah die Furcht in seinen Augen, und diese Erkenntnis erfüllte sie nun mit ungeheurer Zufriedenheit.
    »Es ist alles besprochen«, sagte sie zu ihm. »Du bist entlassen, Jean Tuffot. Du kannst gehen.«
    »Carmen«, zischte er. »Carmen, das wirst du eines Tages bereuen!«
    »Es wird nichts geben in meinem Leben, was ich bereuen muss. Niemals! Und jetzt geh. Ich möchte allein sein.«
    Sie sah ihm durch das hohe Fenster des Gartenzimmers nach. Ein paarmal drehte er sich noch um. Carmen empfand ein Gefühl tiefster Befriedigung. War dies nicht vielleicht schon der Beginn ihrer Rache? Manchmal dachte sie, dass es doch ganz und gar unsinnig war, sich an ihm zu rächen. Er hatte sie zur Dirne gemacht, und sie übte ihren Beruf nicht ungern aus. Es gab Stunden, in denen sie große Freude am Spiel mit dem Feuer hatte, und nicht zuletzt brachte es ihr sehr gutes Geld ein.
    An jenem Abend ging Carmen lustlos in den Räumen auf und ab. Schließlich entschloss sie sich, mit ihrem Sportwagen in die Stadt zu fahren, um sich zu amüsieren. Wo immer Carmen Gonzales auftauchte, erregte sie Aufsehen. Man raunte, tuschelte, verneigte sich oder machte ihr Komplimente.
    Sie betrat die Bar mit dem Namen »Chez Jeanette«. Sofort fühlte sie, dass die Blicke der Männer sich auf sie richteten. Es gab viele, die gern mit Carmen zusammengekommen wären. Doch man wusste, dass sie sehr teuer war. Sie gehörte zu der erlesenen Sorte, die es sich leisten konnte, ihre Freier selbst auszuwählen.
    Und dann sah Carmen Nadine Bresset. Sie stand an der Bar und hatte offensichtlich zuviel getrunken. Das Haar hing ihr in die Stirn, und der Blick war etwas glasig.
    Es war Carmen in der ganzen Zeit ihres Aufstiegs nicht gelungen, sich mit Nadine zu einigen. Nadine hatte nämlich wie Jean gehofft, an Carmen etwas zu verdienen. Doch diese war nicht bereit, an die dubiose Frau auch nur einen Franc zu bezahlen.
    Carmen traf den einen und anderen Bekannten, lachte und amüsierte sich. Dies schien Nadine offensichtlich nicht zu gefallen. Nach einer Weile schlenderte sie heran und stand schließlich vor der Nische, in der es sich Carmen mit einem ihrer Bekannten bequem gemacht hatte.
    »Na?«, fragte Nadine anzüglich. »Heute schon genug verdient, um Feierabend zu machen?«
    Zunächst gab Carmen ihr keine Antwort.
    »Du bildest dir sehr viel ein«, fuhr Nadine eifersüchtig fort. Sie neidete Carmen den Erfolg, den sie selbst nie gehabt hatte.
    »Du hast es wohl nicht nötig, mir zu antworten, du billiges, mexikanisches Flittchen.«
    Plötzlich war es lähmend still im Lokal. Die Gäste hoben die Köpfe. Für Sensationen und Skandale war man in einer Stadt wie Paris immer empfänglich. Noch immer antwortete Carmen nicht. Sie ignorierte Nadine ganz einfach und plauderte ungeniert mit dem Mann an ihrer Seite.
    Plötzlich machte es »Platsch«. Nadine hatte Carmen ihr Getränk mitten ins Gesicht geschüttet.
    Da erhob sich Carmen. Langsam trat sie auf Nadine zu.
    »Was unterstehen Sie sich, Madame Bresset?«, fragte sie so ruhig wie möglich. »Sie Miststück von einer alten Hexe. Gehen Sie hinaus und schauen Sie in den Spiegel. Sie glauben, hier mit großen Tönen angeben zu können, doch was von Ihnen übrig ist, ist ein kleiner, erbärmlicher Haufen Mist. Jawohl, ein Müllhaufen – ohne Contenance.«
    Beifall
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