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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade
Autoren: Stefan Wolf
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das
Stahlblech.
    Drei fette Initialen-R. S., T. N. und
C. W. — verrieten, daß die Goethe-Schüler schon dagewesen waren.
    Die Kreide lag auf der Tür.
    Flori und Thilo drängten sich an Tarzan
vorbei. Sie spähten in den schwarzen Schlund. Das Tageslicht reichte nicht weit
hinein, zumal hier die Bäume so dicht standen, daß kein Sonnenstrahl durch die
Wipfel fiel.
    Flori bückte sich und verschwand im
Eingang.
    „Sei vorsichtig!“ rief Klößchen. Und er
setzte hinzu: „Also, jetzt bei Tag und in Gesellschaft ist es mit der
Gespenstigkeit nicht weit her. Aber um Mitternacht würde ich diesen Ort meiden.“
    Flori kam hervor. Er schien sich als
Held zu fühlen.
    „Kann mir vorstellen“, sagte er durch
den Mundwinkel, „daß du nicht den Mumm hättest, hier ’ne Mitternachts-Party
abzufeiern.“
    „Ich bin eben kein Geckenheim“, nickte
Klößchen.
    Thilo untersuchte die Tür.
    Der äußere Hebel war aus Eisen, stabil
und rostig. Auf der Innenseite ragte nur ein Stück Bolzen aus dem Stahlbeton — wie
Tarzan gesagt hatte. An dem Bolzen konnte man drehen soviel man wollte — nichts
rührte sich.
    Thilo schob die Tür zu, was Kraft
erforderte. Die Angeln kreischten. Er legte den Hebel um.
    „Klappe zu!“ sagte Karl. „Muß gräßlich
gewesen sein für die beiden Soldaten. In so einem finsteren Loch. Mit knapper
Luft und ohne Nahrung. Wahrscheinlich haben sie sich von der Hoffnung genährt,
daß doch jemand vorbeikommt.“
    „Mich wundert“, meinte Gaby, „daß
mitten im Wald ein Bunker errichtet wurde.“
    Tarzan zuckte die Achseln. „Vielleicht
zum Schutz der Waldarbeiter. Bei Fliegerangriffen traf ja nur ein gewisser Teil
der Bomben das Ziel. Da konnte es vorkommen, daß hier im Wald plötzlich die
Hölle los war, obwohl die Bombardierung der Stadt galt. Vielleicht gab es auch
Bomberpiloten, die ihre tödliche Fracht vor den Städten abluden, um die
Zivilbevölkerung zu schonen. Jedenfalls wurde der Bunker gebaut.“
    „Und um Mitternacht kommen die
Gespenster“, lachte Karl, „im Marschritt und...“
    Er hielt inne.
    Alle waren zusammengezuckt.
    Klößchen kippte vor Schreck fast vom
Rad.
    Tarzans Kopf zuckte vor.
    Und da war er wieder — ein winselnder
Ton; halb Jaulen, halb Schnaufen.
    Er kam von jenseits des Bunkers, aus
den Büschen.
    „Was... war das?“ hauchte Gaby.
    Tarzan wußte, was alle dachten, und
zerschlug diese Schnapsidee.
    „Jedenfalls kein Gespenst. Bleibt hier.
Ich seh nach.“

3. Gerettet in letzter Minute
     
    Er zwängte sich durch Büsche, umrundete
den Bunker auf der rechten Seite und horchte. Der Wald war ganz still. Es ging
auf Mittag. Niemand war in der Nähe, und die Vögel hielten den Schnabel.
    Muß ein Tier sein, dachte er. Klang ja
schaurig. Etwa ein Rehkitz, das sich in der Schlinge gefangen hat — in der
Schlinge eines Wilddiebs?
    Er war jetzt hinter dem Bunker. Büsche
und mannshohe Fichten umgaben ihn. Er lauschte. Aber das Geräusch wiederholte
sich nicht.
    Er arbeitete sich weiter, bog Zweige beiseite
und heftete den Blick auf den Boden, wo Farne wuchsen und Moose, Blaubeerkraut
und...
    Etwas Dunkles lag unter einem Busch. Es
lag im Schatten. Es bewegte sich etwas. Zweige verstellten die Sicht. Tarzan
konnte nicht erkennen, was es war.
    Er bückte sich und kroch unter den
Busch.
    Er glaubte zu träumen. Das konnte nicht
wahr sein!
    In diesem Moment gab der kleine Hund
ein mattes Lebenszeichen von sich, hob den Kopf — soweit ihm das möglich war — und
sah Tarzan entgegen. Gleichzeitig wedelte der Stummelschwanz, aber nur ganz
schwach.
    Es war ein Pudel, ein schwarzer
Kleinpudel — ehemals sicherlich bildschön, aber jetzt hafteten Schmutz und
Ungeziefer im lockigen Fell. Die Flanken waren erbärmlich eingesunken. Aus dem
Fang hing die Zunge, und die schwarzen Augen des kleinen Rüden hatten allen
Glanz verloren.
    Er trug ein Halsband. Es sah aus wie
französischer Modeschmuck, war nämlich mit Glitzersteinen besetzt.
    Mit dem Halsband hatte er sich an einem
Ast verfangen, besser gesagt, am Rest eines Astes, der wie ein Haken aus dem
Stamm wuchs und sich schicksalhaft krümmte. Der Hund hing wie an einer
Schlinge, konnte sich weder befreien noch vor oder zurück. Wo er entkräftet
niedergesunken war, hatten seine Pfoten den Boden aufgescharrt — in Todesangst.
Vergeblich.
    „Mein Gott!“ murmelte Tarzan. „Wie
lange bist du schon hier? Zwei Tage? Drei Tage? Bist fast verhungert und völlig
erschöpft.“
    Er mußte viel Kraft aufwenden, um
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