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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade
Autoren: Stefan Wolf
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Rest seiner
Mannschaft blieb.
    Jetzt hätte er abbiegen müssen. Runter
von der Straße und den Feldweg entlang. Aber das wäre ein Umweg gewesen. Die
Straße führte schlankweg zur Stadt, und zum Haus des Tierarztes war es dann
nicht mehr weit.
    Grinsend vermerkte er, wie den
Winkenden die Arme herabsanken.
    „Die Gesichter möchte ich aus der Nähe
sehen, Puck. Denken wohl, ich habe unterwegs die Gehirngrütze verloren — und
damit den Richtungssinn.“
    Er erreichte die Stadt, und 18 Minuten
darauf Dr. Jakobs Adresse. Der Tierarzt war zu Hause, Gott sei Dank! Er kannte
Tarzan, der Gaby oft begleitete, wenn Oskar seine Schutzimpfungen gegen
Tollwut, Staupe, Leberentzündung und andere Hundekrankheiten erhielt.
    Dr. Jakob staunte.
    „Das ist Puck. Natürlich! Er gehört zu
meinen vierbeinigen Patienten. Frau Matheil kommt immer zu mir. Sie ist Witwe
und Puck ihr ein und alles. Seit Mittwochnachmittag sucht sie nach ihm. Auf einem
Waldspaziergang ist er ihr weggelaufen. Bis in die Nacht hinein durchkämmt sie
die Gegend um Walserode — täglich. Beim Bunker im Habichtswald hast du ihn
gefunden? Nicht zu glauben. Da ist er weit gelaufen. Frau Matheil ist schon
ganz krank vor Kummer. Wird die sich freuen!“
    „Bringen Sie ihn durch?“ fragte Tarzan
besorgt.
    Sie waren jetzt im Behandlungsraum.
    „Ich denke schon.“ Dann, nachdem er
Puck untersucht hatte, nickte der Arzt zufrieden. „Ganz bestimmt sogar. Er ist
geschwächt und verstört, aber mit seinem Hundeherz bin ich zufrieden. Ein
Glück, daß wir noch keinen Nachtfrost hatten. Das wäre ihm nicht bekommen auf
dem feuchten Boden im Wald.“
    Tarzan sah zu, wie der kleine Pudel
versorgt wurde. Er erhielt zwei Injektionen (Spritzen). Tropfen wurden ihm
eingeflößt. Dr. Jakob säuberte ihn, entfernte die Zecken und behandelte eine
Schürfwunde am Hinterlauf.
    Pucks Kräfte kehrten zurück. Von Minute
zu Minute wurde er lebhafter. Er konnte wieder stehen, wedelte freundlich und
ließ alles mit sich geschehen.
    Seinem Retter fiel ein Stein vom
Herzen.
    „Hunde erholen sich in kürzester Zeit“,
sagte der Tierarzt. „Man kann zusehen. Ich flöße ihm jetzt noch ein Kraftmittel
ein. Dann nimmst du ihn mit. Ich liege doch richtig mit meiner Vermutung, daß
du Puck persönlich zurückbringen willst.“
    Tarzan nickte. „Meine Freunde sind
schon bei Frau Matheil. Aber wie es um Puck steht, weiß sie noch nicht. Kann
ich mal telefonieren?“
    Paula Matheil meldete sich sofort. Der
Stimme nach eine ältere Dame. Tarzan sagte, wie’s sei. Und Paula brach in
Tränen aus, Freudentränen natürlich. Sie wollte gleich herkommen. Aber Tarzan
erklärte, er sei schon auf dem Weg mit Puck.
    „Nein, deine Freunde sind noch nicht
hier“, sagte sie, nachdem er gefragt hatte. „Zu mir ist es ja auch weiter als zu
Dr. Jakob — wenn man aus Richtung Habichtswald kommt.“
    Puck war nicht wiederzuerkennen. Er
wollte spielen und knabberte an Tarzans Uhrarmband. Auch die schwarzen Augen
glänzten jetzt wie poliert.
    Tarzan dankte dem Arzt, stopfte Puck in
die Pullover-Hängematte und schob ab. Mit Karacho ging’s zu Paulas Adresse. Sie
bewohnte eine kleine Doppelhaushälfte in einem grünen Viertel, wo es weder
Geschäfte noch Bürobauten gab.
    Am Gartentor lehnten drei Drahtesel,
alle mit dem Kabelschloß gesichert. Gaby, Karl und Klößchen waren eingetroffen.
    Daß Thilo und Flori sich abgesondert
hatten, wunderte ihn nicht. Hilfsaktionen, die aus der Wurzel der Tierliebe
wachsen — das war nicht ihr Bier.
    Er brauchte nicht zu klingeln. Man
hatte ihn bemerkt, und Paula riß die Tür auf. Sie umarmte Puck — und Tarzan
gleich mit. Der Pudel schleckte ihr das Gesicht, sprang dann aus ihren Armen zu
Boden und sauste bellend in die gute Stube, um sein Spielzeug, einen Teddy,
anzuschleppen. Dem Teddy fehlte ein Ohr.
    Tarzan hatte sich nicht getäuscht.
Paula war mindestens 70, aber noch gut zu Fuß. Den Kopf bedeckten
Silberlöckchen, und die Freude pinselte ihr jetzt Wangen von reifer
Pfirsichfarbe.
    Tarzans Freunde saßen auf der Couch.
Seine Ankunft war mitten in die Bewirtung geplatzt. Tassen standen bereit.
Klößchens Interesse galt einer großen Schale mit Keksen.
    Gaby hatte schon alles berichtet.
    Paula floß über vor Dank. Sie holte
auch gleich ein Holzkästchen, das wie eine Schatztruhe aussah und einen Stapel
Geldscheine einschloß.
    „Die Belohnung habt ihr euch verdient“,
jubelte sie — und hätte ihr Haushaltsgeld bis zum Ende des Jahres als
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