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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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des Rufes
beginnen, und gleich danach würde er sich
nähren! Die Fragen des Nachtwandlers zu beantworten würde die Wartezeit verkürzen. „Deine Vicki Nelson ist
von meinem Herrn erwählt worden. Um einen Vergleich zu wählen, mit dem
du etwas anfangen kannst: Er bestellt sich
manchmal gern ein Gericht, das nicht auf der Speisekarte steht, etwas
Besonderes. Da sich Götter nicht direkt einmischen dürfen - außer in die Leben
derer, die auf den Dienst an ihnen eingeschworen sind -, bereite ich ihm
das Mahl und versetze den Auserwählten in
eine Lage völliger Hoffnungs losigkeit
und Verzweiflung. Daß es sich bei Vicki Nelson um die Sterbliche handelt, an deren Leben dir soviel
liegt, war reiner Zufall, das kann ich dir versichern. Hattest du viel Mühe
damit, sie aus dem Gefängnis zu holen?"
    „Nein, eigentlich nicht." Henry hielt am Rande der Plattform inne, an
der Stelle, an der er auf die den Zauberpriester umgebende Kraft traf und diese
zu spüren begann: Sie pulsierte im Takt mit dem ei nen, einzigen Herzschlag des Chors. „Sie hatte sich schon fast selbst befreit,
als ich kam."
    „Es ist ja fast schon schade, daß sie dich heute begleitet hat!"
Das Ka des Nachtwandlers loderte bei diesen Worten
auf, und Tawfik verlor sich fast an seine Begierde. „Du
hattest doch nicht wirklich
    gedacht, mir sei die Anwesenheit deiner Begleiter nicht bewußt, oder? Ich werde die Frau natürlich umbringen müssen."
    „Dann müssen
Sie zuerst mich umbringen."
    Tawfik
lachte, aber Henrys Gesichtsausdruck änderte sich nicht, und sein Ka brannte
ruhig und stetig. Langsam wurde Tawfik klar, daß
die Aussage eben, so haarsträubend sie auch geklungen haben mochte, aus
jenen inneren, geschützten Regionen des wunderbaren Ka kam und daß es dem
jüngeren Unsterblichen ganz ernst war mit dem,
was er da gerade gesagt hatte. Tawfik war so schockiert und verwirrt von dieser Entdeckung, daß ihm die
Kontrolle über den Bannspruch
entglitt. Seine schwarzen Brauen zogen sich zu einem schmalen V zusammen. „Du würdest der Frau deine
unsterbliche Existenz opfern? Einer
Frau? Einem Geschöpf, dessen ganze Existenz dir nicht mehr bedeuten dürfte als Nahrung für einen kurzen Mo ment?"
    „Ja."
    „Aber das ist ja Wahnsinn!" Der Zauberbann brach in Stücke, und
Tawfik sah seine Möglichkeiten schwinden. Von dem Zeitpunkt an, wo die beiden Sterblichen den Turm betreten hatten, war ihr Tod mit der Weihezeremonie verwoben gewesen. Die Frau mußte sterben. Ihr Tod war
Akhekh versprochen. Aber offenbar mußte er auch den Nachtwandler töten, wenn die Frau sterben sollte, und wenn er den
Nachtwandler tötete, dann war dessen wunderbares Ka für immer verloren!
    Nein, ich
werde dieses Ka nicht aufgeben! Dieses Ka gehört mir.
    Henry verstand nicht, warum Tawfik so finster dreinschaute - aber er wirkte eindeutig abgelenkt. Henry drückte gegen die Kraftbarriere. Diese drückte
zurück.
    Ich könnte mir das Ka jetzt mit der Kraft aus den ersten beiden Dritteln der Weihezeremonie nehmen! Mit der Kraft, die ich aus den Gefolgsleuten gesogen habe - und ich zahle den Preis ...
    Aber würde es denn einen Preis geben? Wenn es ihm gelänge, ein unsterbliches Ka zu verschlingen, dann wäre seine Macht doch sicher ebensogroß wie die Akhekhs - wenn nicht sogar größer.
    Der Gesang
wurde lauter; die Zeit für den dritten und letzten Teil der Weihezeremonie war gekommen. Für einen weiteren Zauber
    blieb keine Zeit. Aber er hatte auch nicht vor, sich das wunderbar leuchtende Ka des Nachtwandlers entgehen zu lassen.
    Tawfik traf seine Entscheidung in dem winzigen Moment zwischen einem
Herzschlag und dem nächsten. Er schlang seinen Willen um die gesamte im Raum versammelte Kraft und warf sie
geballt in einen Zauber der
Aneignung. Eine Vergewaltigung, nicht die Verführung, die er eigentlich
geplant hatte, aber am Ende würde es auf dasselbe hinauslaufen.
    Hinter Henrys
Augen flammte die Sonne weißgolden auf, und er fühlte, wie er zu brennen
begann. Er spürte die Kraft, die die Flam men
nährte, spürte, wie sein Äußeres den Flammen zum Opfer zu fallen drohte,
spürte ... etwas Vertrautes!
    Hunger. Er spürte Tawfinks Hunger.
    Dann spürte er Tawfiks Hände, die sein Gesicht packten und seinen Kopf hoben, so daß er dem anderen in die Augen blicken mußte. Ebenholzschwarze Augen ohne Boden, der seinen Sturz hätte stoppen können.
    Der
Herzschlag der Gefolgsleute dröhnte in Henrys Ohren. Nein. Nicht der der Gefolgsleute. Nicht der Herzschlag,
den er
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