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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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sie aus dem Treppenhaus stolperte und mit dem Gesicht auf dem hellgrauen Teppichboden auf den Knien landete. Mit dem Schießen hätten sie doch schon lange durch sein müssen. Was
ist denn bloß los hier oben?
    Sie konnte sich kaum noch erinnern, wie sie die letzten Trep penabsätze hinaufgekommen war, wußte aber genau, daß sich jede
    Bewegung in ihre Muskeln und Sehnen eingegraben hatte und daß ihr Körper
später Rückzahlung von ihr fordern würde, und zwar mit Zins und Zinseszins. Zweimal war sie gefallen, und beim zweiten Mal - als sie alle viere von sich gestreckt auf
dem Beton eines Trep penabsatzes lag
- hatte sie nur der Gedanke an Celluci, der bereits oben angekommen sein
mußte, wieder auf die Beine gebracht. Was blieb
ihr anderes übrig, nachdem sie ihm so lautstark versichert hatte, fit für den Aufstieg zu sein - ihre Beteuerungen
hallten ja jetzt noch durch den ganzen Turm!
    Vicki biß die Zähne zusammen, um wegen der Schmerzen in ihrer Hüfte nicht
laut aufzustöhnen, kroch zur Wand, um sich Zentimeter für Zentimeter an derselben entlangzuschieben und machte sich noch nicht einmal die Mühe, sich aufzurichten. Sie
hatte bereits einige Male für ihre
Mutter hier im Turm die Fremdenführerin spie len dürfen; so konnte sie den Haupteingang zur Diskothek links liegenlassen
und kroch, so schnell es ihr die gequälten Muskeln und Knochen gestatteten, weiter den Flur entlang. Alles, was sie hörte, war ihr eigener Atem, der mühsam und stoßweise
ging: beim Einat men schmeckte sie Blut, beim Ausatmen Niederlage.
    Du kannst gar nicht gewonnen haben, du antiker Hurensohn du, ich erlaube das nicht!
    Nachdem sie die innere Säule des Turms zu einem Viertel umrun det hatte, traf sie auf ein Fenster, das man in die Wand der Diskothek eingelassen
hatte, damit Touristen dort stehen und dem Treiben auf der Tanzfläche zusehen
konnten. Dieses Fenster war auf der Innen seite,
der der Diskothek zugewandten, getönt - anscheinend ging das Management davon aus, daß die Diskobesucher
kein Interesse hatten, die Touristen zu sehen.
    Knapp unter dem Fenster sah sie eine dunkle Linie aus Schatten auf Celluci zugehen.
    Vorsichtig trat Vicki vom Fenster zurück, hielt sich mit einer Hand am Rahmen fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und schob mit der anderen Hand ihre Brille auf der Nase zurecht. Zeit für Plan B!
    Ganz in der Nähe, sehr diskret in einer Ecke der Mauer verborgen, war ein Notausgang, daneben ein Schrank mit einer Glastür, hinter der
sich ein Feuerlöschschlauch und andere zur Feuerbekämpfung notwendige Geräte befanden. Vicki stolperte gegen den Schrank,
    klammerte
sich einen Moment lang an den Riegel der Glastür, dann gelang es ihr, die Tür zu öffnen. Sie klemmte sich das Ende des Schlauchs fest unter den Arm, drehte das Wasser
voll auf und zog mit aller Kraft an
der Tür des Notausgangs. Sie rechnete mit fünf bis sechs Sekunden, ehe das Wasser das Ende des Schlauchs erreicht haben und der Wasserdruck sie von den Beinen
reißen würde.
    Drei Sekunden, dann hatte sie die Tür weit genug zu sich herangezogen,
um hindurchschlüpfen zu können.
    Hier muß es doch irgendwo Licht geben! Man trifft keine Vorkeh rungen für einen Notfall, ohne an Licht zu denken.
    Zwei weitere Sekunden, bis die Logik des Ganzen ihr eine Ant wort gab und ihre tastenden Finger den vertrauten Plastikschalter
gefunden hatten.
    Eine Sekunde, um sich Übersicht zu verschaffen: Celluci mit dem Rücken
zur Wand, den Revolver gezogen; Inspektor Cantree, der auf dem Bauch zu
Celluci hinkroch und dabei eine Blutspur hinter sich her über das Parkett zog, die in einem verletzten Bein ihren Ursprung hatte. Eine Menschenmenge von etwa zwei Dutzend
erschreckend ausdruckslos dreinblickenden Männern und Frauen, die sich
alle in einer Reihe voranschoben, die Hände
zu Klauen gekrümmt.
    Nun konnte sie auch über die Protestlaute ihres Körpers hinweg den
Sprechgesang vernehmen.
    Dann riß das Wasser, das explosionsartig aus dem Schlauch ge schossen kam,
ihr diesen fast aus den Händen. Gegen die Wand gepreßt, aufrecht gehalten nur
durch die Wucht des Wasserdrucks und die
Unverrückbarkeit der Mauer, rang Vicki mit vor Anstrengung weißen Knöcheln darum, den Wasserstrahl auf die
Tanzfläche gerich tet zu halten und
Tawfiks Marionetten von den Füßen zu pusten.
    Mit einem Schlag brach der Gesang und damit auch die Kraft, die er aus den
Gefolgsleuten bezogen hatte, ab. Er fühlte, wie sich zwei Daumen fester gegen seine
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