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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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entsetzt, wo sie landen würde.
Sah den falschen Boden. Sah die stählernen Kiefer. Mit allem, was er noch
hatte, warf er sich in einem verzweifelten Flugangriff auf sie.
    Er wußte, als er sie
packte, daß es nicht reichen würde, also drehte er sich und schirmte die sich
wehrende Werwölfin mit seinem Körper ab, als sie den Boden trafen und
wegrollten.
    Zwei Fallen wurden
ausgelöst, eine schnappte hilflos nach ein paar silberweißen Haaren, die
andere wurde vollkommen um ihre Beute betrogen.
    Vom Boden aus nahm
Henry ein Kaleidoskop von Bildern in sich auf -der rotbraune Körper, der reglos
auf dem Tisch lag, der Sterbliche, der über ihm stand, vom Hals bis zu den
Knien mit einer Leinenschürze bedeckt, das schmale Messer, das im Lampenlicht
schwach glänzte -, und als er sich schließlich in Hockstellung aufrichtete,
wobei ein Arm immer noch die keuchende Wolke festhielt, wußte er Bescheid.
Zorn, rot und heiß, wallte in ihm auf.
    Dann kämpfte Wolke
sich frei und griff an.
    Zum zweiten Mal in
dieser Nacht blickte Williams dem Tod ins Gesicht, nur wußte er, daß er
diesmal nicht zögern würde. Er schrie und fiel gegen den Tisch, fühlte den
heißen Atem an seiner Kehle und den Kuß eines der elfenbeinweißen Reißzähne und
dann plötzlich, nichts. Der Selbsterhaltungstrieb übernahm die Kontrolle, und
ohne sich mit Nachdenken aufzuhalten, ergriff er die Schrotflinte.
    Henry kämpfte mit
Wolke, kämpfte mit seiner eigenen Blutgier. Sie ist ein siebzehnjähriges
Mädchen, fast noch ein Kind. Man darf ihr nicht erlauben zu töten. Die
Werwölfe lebten nicht mehr getrennt von den Menschen und deren Ethik. Was
brachte der Sieg jetzt, wenn sie den Rest ihres Leben mit einem solchen Makel
auf der Seele verbringen mußte? Während sie versuchte, sich aus seinem Griff
loszureißen, sagte er immer und immer wieder die einzigen Worte, von denen er
wußte, daß sie zu ihr durchdringen würden.
    „Er lebt noch, Wolke.
Sturm lebt noch."
    Schließlich beruhigte
sie sich, winselte einmal und wandte sich dann mit erhobener Schnauze dem Tisch
zu, um den Geruch ihres Bruders aufzunehmen. Ein zweites Winseln wurde zum
Heulen.
    Da ihre Aufmerksamkeit
jetzt eher auf Sturm als auf das Töten gerichtet war, stand Henry auf. „Bleib,
wo du bist", befahl er, und Wolke fiel zu Boden, zitternd vor Verlangen,
zu ihrem Zwillingsbruder zu kommen, aber unfähig, nicht zu gehorchen. Als er
den Kopf hob, fand er sich Auge in Auge mit den Läufen der Schrotflinte.
    „Er lebt also
noch?" Sowohl das Gewehr als auch das Lachen waren zittrig. „Ich konnte
keinen Puls fühlen. Sind Sie sicher?"
    Henry hörte das
langsame, schwerfällige Schlagen von Sturms Herz, spürte, wie das Blut darum
rang, weiter durch Adern zu fließen, die vom Gift zugeschnürt wurden. Er
gestattete seiner Blutgier, sich zu erheben. „Ich kenne das Leben", sagte
er und trat vor. „Und ich kenne den Tod."
    „Ja?" Mark leckte
sich die Lippen. „Und ich kenne Bo Jackson. Bleiben Sie, wo Sie sind."
    Henry Fitzroy
lächelte. „Nein." Vampir. Fürst der Finsternis. Kind der Nacht. All das
war in Henrys Lächeln.
    Der Tisch in seinem
Rücken machte einen Rückzug unmöglich; Mark Williams hatte keine andere Wahl,
als stehenzubleiben. Schweiß perlte von seiner Stirn und rann an den Seiten
seiner Nase herunter. Der Dämon, den er im Wald angeschossen hatte. In
Menschengestalt, aber mit auch nicht annähernd menschenähnlicher Miene. „Ich -
ich weiß nicht, was Sie sind", stammelte er und zwang seine zitternden
Finger, das Gewehr festzuhalten, „aber ich weiß, daß man Sie verletzen
kann."
    Ein weiterer Schritt
würde den Lauf der Waffe genügend herumschwenken, daß Wolke aus der Schußlinie
war. Ein weiterer Schritt, sagte Henry sich und nährte seinen Hunger mit
Wut, und dieses Ding gehört mir. Er hob den Fuß.
    Die Stalltür flog auf,
knallte gegen die Wand und zerstörte die Szene.

„Fallenlassen!"
befahl Mike Celluci von der Tür aus.
    Stuart knurrte einen
Kontrapunkt neben ihm, und die Willensanstrengung, seinen Angriff
zurückzuhalten, während Wolke noch in Gefahr war, ließ ein Beben durch seine
Rückenmuskeln laufen. Ihr Geheul hatte ihn aus dem Wagen geholt, bevor er ganz
stand, und ihn ohne nachzudenken in menschlicher Gestalt in den Stall gezogen,
wo die Kleider, die er trug, seine Gestalt einschränkten.
    Der Schrotflintenlauf
senkte sich und hob sich wieder. „Kaum."
    „Was zum Teufel geht
hier vor?" verlangte Carl Biehn gebieterisch zu wissen,
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