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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Keri Arthur
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überraschen, indem es mir ausnahmsweise einmal nichts Übles wollte. »Was spielst du für ein Spiel, Gautier?«
    »Ein gefährliches. Für dich und für den fantasievollen Kerl, der die anderen gefoltert hat.«
    So etwas Ähnliches wie Angst verursachte mir ein Kribbeln auf der Haut. Woher wusste Gautier von den anderen Morden? Hatte er mit ihnen zu tun? Das wäre nicht sonderlich überraschend, denn Gleich und Gleich gesellt sich gern, und somit wäre es logisch, wenn Gautier sich zu anderen fiesen kleinen Psychopathen hingezogen fühlte. Er war nicht gerade ein großer Denker, selbst wenn er als Killer geboren und aufgewachsen war. »Dann weißt du, wer dahintersteckt?«
    »Klar. Und ich bewundere seine Technik.«
    Darauf möchte ich wetten.
    »Ich greife ihn von der Seite an«, bemerkte Rhoan. »Sprich weiter mit ihm.«
    »Hast du vergessen, dass die Abteilung auf die Festnahme von nichtmenschlichen Verbrechern spezialisiert ist, Gautier? Dass wir Wächter, Richter, Geschworene und Vollstrecker in einer Person sind? Wir finden den Kerl, der hinter diesen Morden steckt, und bringen ihn um.« Ich schenkte ihm ein gemeines Lächeln, das nicht nur gespielt war. Gautier ängstigte mich zwar zu Tode, und ich hatte keine Schwierigkeiten, mir das einzugestehen. Aber ihm gegenüber würde ich das niemals zugeben. »Und weißt du was, Stinker? Du wurdest bereits verurteilt und wirst dringend gesucht. Ob du etwas damit zu tun hast oder nicht, du bist ein toter Mann.«
    Sein Lächeln ließ etwas nach, und ein Gefühl von Gefahr beschlich mich. »Es ist schön, dass die jüngsten Ereignisse dir noch nicht deine Überheblichkeit ausgetrieben haben. Denn das wollte ich gern persönlich tun.«
    »Ja, ja. Schon klar, du bist der große böse Vampir, vor dem wir alle Angst haben müssen. Die Leier kenne ich. Komm zur Sache und sag, was du loswerden willst.«
    »Ah, du kannst es kaum erwarten, dass das Spiel losgeht. Das ist schön.« Er zögerte, und sein Blick glitt zu der Rampe über mir. In dem Augenblick wusste ich, dass er wusste, dass Rhoan dort oben war, und ich erstarrte.
    Es würde alles total schieflaufen.
    »Aber zuerst«, fuhr er schmierig fort, »sagst du deinem Mitbewohner, wenn er noch einen Schritt tut, stirbt das Kind.«
    O Gott, o Gott  … Kind? Verdammt, wovon redete Gautier? Ich befeuchtete meine Lippen und versuchte die Angst, die in meinem Magen brannte, unter Kontrolle zu halten. Genau darauf war dieser kranke Mistkerl aus  – Angst  –, und ich wäre verdammt, würde ich sie ihm so leicht geben.
    »Was redest du da für einen Mist, Gautier?«, fragte Rhoan harsch, als er aus dem Schatten hervor und näher an das Geländer herantrat. Ich war froh, dass er neben einem Stützbalken stand. So konnte er in Deckung gehen, sollte Gautier plötzlich eine Waffe ziehen.
    Denn schließlich musste es einen Grund dafür geben, weshalb Gautier die Hände hinter dem Rücken versteckt hielt. Gautier tat nichts ohne Grund.
    »Ich spreche von dem Kind, das über uns hängt.«
    »Das ist der älteste Trick der Welt, Gautier.« Ich hatte ihn selbst schon einmal erfolgreich bei meinem Bruder angewandt. »Es überrascht mich, dass du noch nicht einmal mehr … kreativ bist?«
    Er schenkte mir ein weiteres blasses Lächeln. »Oh, ich bin mir nicht zu schade, mich alter Tricks zu bedienen. Ich füge ihnen aber gern etwas Neues hinzu. Nehmen wir beispielsweise die klassische Frage Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach, Geld oder Liebe, alles oder nichts?«
    Was zum Teufel? »Ist dir das Gehirn durchgeschmort, seit du nicht mehr bei uns bist? Du redest nur Unsinn.«
    »Es ist ganz einfach. Wirklich. Es geht um Optionen. Was ist dir wichtiger: mich festzunehmen oder das Leben des Kindes über uns zu retten?«
    »Welches Kind?«, fragte ich wieder.
    Ich erstarrte, als er eine Hand hinter dem Rücken hervorzog, aber er beugte sich bloß lässig zur Seite und drückte einen Schalter. Ein paar Lampen flackerten auf und warfen unregelmäßige Lichtkegel in den dunklen Raum. Nicht dass irgendeiner von uns Licht gebraucht hätte. Das tat er nur des Effektes wegen.
    »Mist«, fluchte Rhoan leise.
    So gern ich gewollt hätte, ich sah nicht nach oben. Ich stand dichter bei Gautier. Sollte er sich bewegen, hatte ich die Chance, ihn zu überwältigen.
    »Erzähl es mir«, bat ich mit ausdrucksloser Stimme.
    »Über uns steht ein kleines Mädchen auf einem dünnen Brett. Es hat ein Seil um den Hals.«
    »Tot oder lebendig?« Wenn
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