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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Keri Arthur
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sie tot war, würde ich Gautier umbringen, egal was er hinter seinem Rücken verbarg.
    »Sie lebt.« Rhoan zögerte. »In ihren Adern fließt Blut, und ich kann ihren Herzschlag hören. Ganz schwach.«
    Er war mehr Vampir als ich. Er musste bei Vollmond Blut trinken und war deshalb sehr sensibel, wenn es darum ging, das Pulsieren von Leben zu spüren. Die Nachricht, dass sie noch lebte, linderte meine Anspannung nicht. Ganz im Gegenteil.
    Dass sie noch lebte, hieß nicht, dass Gautier vorhatte, es dabei zu belassen. Oder dass er uns erlaubte, ihr zu helfen.
    »Wie lange ihr Herz noch schlägt, hängt ganz von euch ab.« Gautier bewegte die andere Hand, und endlich kam zum Vorschein, was er versteckt gehalten hatte. Die größte verdammte Laserwaffe, die ich je gesehen hatte. »Eine Bewegung, Riley, und dein Rudelgenosse ist tot. Diese Waffe hat einen Breitfeuerstrahl, der Haut genauso behandelt wie Beton. Mit Verachtung.«
    »Gautier, bitte komm zum Punkt«, schnappte Rhoan.
    Gautier lächelte lässig. Offenbar hatte er das alles bis ins letzte Detail geplant und es nicht eilig.
    »Weißt du irgendetwas über das Erhängen?«
    »Nein. Aber wenn du dich freiwillig zur Verfügung stellst, probiere ich es gern an dir aus.«
    Ich hätte ebensogut schweigen können. Der große Gautier war gerade ganz weit oben, nichts konnte ihn aufhalten. So sehr ich dem kleinen Kind helfen wollte, ich glaubte Gautier, was er über den Laser gesagt hatte.
    So oder so würde ich nicht das Leben meines Bruders aufs Spiel setzen, nur weil es eine geringe Chance gab, Gautier zu schnappen.
    »Wenn man erhängt wird und dabei gar nicht oder nur ganz leicht herunterfällt, was bei dem Kind über uns der Fall ist, erfolgt der Tod normalerweise durch Ersticken. Asphyxie lautet der korrekte Terminus. Das Kind hat sich ein bis drei Minuten gewehrt, was dem üblichen Verlauf entspricht, und verhält sich seither so, wie ihr es jetzt seht. Es sind allerdings Fälle bekannt, in denen Leute selbst nach dreißig Minuten noch erfolgreich wiederbelebt wurden.« Er hielt inne und blickte auf die Uhr an seiner freien Hand. »Womit ihr noch genau neunzehn Minuten Zeit hättet.«
    »Du bist ein Mistkerl, Gautier«, sagte ich voller Verachtung.
    Er lachte. »Nun, ich dachte, das wäre bekannt.«
    »Und was soll das ganze Affentheater?«, fragte Rhoan mit ausdrucksloser Stimme, was ein sicherer Hinweis darauf war, dass er kurz davor stand, die Beherrschung zu verlieren.
    »Wie ich schon sagte, geht es bei allem um Optionen.« Er zögerte und lächelte wie eine Katze, die sich sicher war, dass die Maus ihr gehörte. »Option eins: Ihr spielt mein Spiel, und ich rette das Kind. Option zwei: Ihr schnappt mich, und das Kind stirbt.«
    »Du hast Option Nummer drei vergessen: Wir töten dich und retten das Kind.«
    »Es gibt keine Option Nummer drei. Wenn du dich bewegst, stirbt Rhoan. Bewegt sich Rhoan, stirbt er ebenfalls. In jedem Fall gewinne ich.«
    Denn er wusste, dass wir Rudelgenossen waren. Er dachte zwar, dass Rhoan ursprünglich ein Werwolf war, der in einen Vampir verwandelt worden war, aber das war egal. Er wusste, dass der echte Tod eines nahen Rudelgenossen einen Wochen, wenn nicht sogar Monate außer Gefecht setzte. Vor allem bei uns, denn Rhoan war nicht nur mein Rudelgenosse, er war mein Zwillingsbruder. Wir waren zwei Hälften eines Ganzen, und um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, ob einer von uns ohne den anderen überhaupt weiterleben wollte. Wir waren zu sehr miteinander verwoben.
    Ich verschränkte die Arme. Was bedeutete, dass ich den Laser nicht länger auf das Monster vor mir richtete und ich mich in gewisser Weise verletzlich machte, aber ich hatte keine Angst, dass er auf mich schoss. Weit gefehlt. Er hatte uns aus einem ganz bestimmten Grund hergelockt, und zwar nicht, um uns umzubringen. »Was ist das für ein Spiel, das du spielen möchtest, Gautier?«
    »Ich hatte gehofft, dass ihr euch dafür entscheidet. So gern ich höre, wie das Leben langsam entweicht, das Spiel bietet für beide Seiten so viel mehr.«
    »Herrgott, nun sag schon«, drängte Rhoan.
    Gautiers Lächeln verschwand. Das Gefühl von Gefahr, das um mich herumwaberte, verstärkte sich abrupt, und ich begann zu schwitzen.
    »Jack hat oft davon gesprochen, wie gut Rhoan ist und dass du genauso gut sein könntest, wenn du dich erst einmal der Abteilung anschließt, Riley. Also finde ich es nur gerecht, wenn wir einen kleinen Test machen, wer wirklich der beste Wächter ist.
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