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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
Autoren: Joe Rosenberg
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den Boden fallen, streifte die Schuhe ab und stieß sie in Richtung der gegenüberliegenden Ecke. Dann ließ er sich im Schneidersitz auf dem Tisch nieder. »Wie läuft's?«
    Von allen Leuten, die James Michael auf dem Campus kannte – nein, von allen, die er überhaupt kannte, seine Eltern eingeschlossen – fühlte er sich in Walter Slowotskis Gegenwart am wohlsten. Sicher war er eifersüchtig – aber nicht besonders. James Michael wollte ja nicht gerade ein Footballstar sein. Es lag daran, daß der Riesenkerl so selbstsicher war, daß er sich anderen gegenüber nicht beweisen mußte. Slowotski schien sicher zu sein, daß das Universum sich um ihn drehte und mit dem Universum alles bestens stand, ganz gleich, ob er auf dem Spielfeld den Mittelstürmer in den Boden stampfte oder in der Bibliothek der Landwirtschaftsfakultät für das Examen in Fleischkunde büffelte (Slowotski konnte diesen Kurs nie erwähnen, ohne leise zu lachen).
    Eine Pranke streckte sich aus und griff Doria unter das Kinn. »Und wo, zum Teufel, warst du letzten Freitag, mein Schatz?«
    »Donnerstag.« Sie schob seine Hand weg. »Du weißt doch verdammt genau, wo ich nicht war. Du warst doch der, der gebrüllt hat: »Sei pünktlich, wenn du mitspielen willst!«
    »Nein. Ich meine Freitag. Ich dachte, du kommst rüber und verbringst die Nacht bei mir.«
    »Psst!« Sie zeigte mit dem Daumen auf James Michael, hielt aber mitten i n der Bewegung inne. »Ich denke nicht, daß … «
    »Ganz genau! Du denkst nicht.« Walter drehte sich zu James und fuhr sich mit den Fingern durch das feuchte, schwarze Haar. »Jimmy, mein Junge, würdest du sehr überrascht sein, zu erfahren, daß Doria und ich ab und zu zusammen schlafen?«
    »Walter!«
    »Nein, nicht besonders«, sagte James Michael. Dorias helle Haut wechselte von rosa über alle möglichen Rotschattierungen zu tiefem Dunkelrot. Er schaute sie an und unterdrückte den Wunsch, ihren Arm zu streicheln. »Du darfst nicht glauben, daß Walter je ein Wort darüber verloren hat. Ich bin nur ziemlich gut, in Leuten zu lesen, für … « – eine boshafte Anwandlung ließ ihn eine Pause machen – » … jemanden, der im Hauptfach Informatik studiert.«
    Walters breites Gesicht wurde ernst.
    »Genau. Bildschön. Ich würde nie eine Dame verraten. Vor Cullinane würde ich nie davon reden. Sagt mal – der ist doch wie eine Kiste Dynamit, die sich nur nach dem passenden Platz zum Hochgehen umsieht. Aber mit euch jüdischen Mädels ist das Problem, daß euer Wunsch, es zu tun, invers proportional zu eurer Bereitschaft ist, darüber zu reden.«
    Doria hatte wieder ihre natürliche Hautfarbe zurückgewonnen. Dadurch wirkte ihr giftiger Blick zu Slowotski etwas weniger komisch. »Wieder eines von Slowotskis Gesetzen?«
    »Eigentlich« – er legte den Kopf auf die Seite – »habe ich das von einem meiner vielen Zimmer genossen – Bernstein, dem Rabbiner, glaube ich.«
    Viele Zimmergenossen entsprach ziemlich genau den Tatsachen, dachte James Michael. Sie wechselten häufig, da nicht allzu viele Leute gern die meisten Nächte auf dem Sofa im Aufenthaltsraum zubrachten.
    Slowotski strahlte. »Aber es macht mir überhaupt nichts aus, es zu stehlen. Betrachtet es als Slowotskis Gesetz Nummer dreiundzwanzig, gleich nach › Gehe niemals mit einer Frau aus, die einen Bruder hat, der Nunzio heißt! ‹ « Er sprang auf die Füße. »Ich hole Kaffee. Will einer von euch was aus der Snackbar?«
    »Schuhe«, antwortete James Michael.
    »Tut mir leid, aber die stehen dort nicht auf der Speisekarte. Tut's ein Hamburger auch?« Er klopfte auf die Gesäßtasche seiner Jeans. »Geht auf mich. Hatte eine hübsche Wette laufen, daß wir gegen Yale keinen Fuß auf die Erde bekommen.«
    »Nein! Du mußt Schuhe tragen !«
    Slowotski betrachtete seine Füße in den blauen Socken. Dann wurde sein Gesicht ausdruckslos. »James, wenn du einsachtzig und ein paar Zerquetschte groß bist und über zwei Zentner wiegst, sagt dir niemand, daß du Schuhe tragen mußt.« Seine Augen wurden sta rr. »Walter nix verstehen. Per son halbe Größe, wie Walter sagen, Walter nicht reinkommen? Walter nix verstehen.« Leicht traurig zuckte er die Achseln. »Ihr glaubt ja nicht, wie leicht die Leute denken, daß du blöde sein mußt, bloß weil du groß und kräftig bist. Und auch gewalttätig. Also, wollt ihr irgend etwas?«
    »Kaffee klingt gut«, meinte Doria gleichgültig.
    »James?«
    »Kräutertee. Roter Ingwer, wenn sie ihn haben. Mit viel
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