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Hüftkreisen mit Nancy

Hüftkreisen mit Nancy

Titel: Hüftkreisen mit Nancy
Autoren: Stefan Schwarz
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Wirklichkeit, was Max, hat er verstanden   …?»
    Wir verabschiedeten uns voneinander so höflich, wie es die ausgebremsten Aggressionen zuließen. Nergez zog einen mitleidigen Flunsch, den ich mit einem wurschtigen Schulterzucken beantwortete. Dann gingen wir unserer Wege.

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    Man soll den Kellner nicht fragen. «Da kann ich Ihnen einen Merlot von 2003 mit ausgesprochener Note von Cassis und Chocolat empfehlen, selbstverständlich in Barrique ausgebaut.» Lesen kann ich auch, du Früchtchen. Ich hielt die riesige Weinkarte, als wolle ich einen Paravent vorm Umkippen bewahren. Der Schlacks mit der Serviette über dem Arm stand servil eingeknickt am Tisch. Lackschwarzes, gegeltes Haar. Und die Schmierenkomödie bezahlt man auch noch mit. Ich glaube nicht an dieses Sommelier-Getue.Die hauen einem doch alle die Taschen voll. Wahrscheinlich trinkt er gar keinen Alkohol. Womöglich sogar Moslem. «Wunderbar, den bringen Sie uns mal!»
    Seit ein paar Jahren gingen Dorit und ich jeden zweiten Donnerstag im Monat fein essen, um in unsere Beziehung zu investieren. Wir hatten es zunächst mit einem Tangokurs versucht, aber es ging nicht recht voran. Die hagere Tango-Lehrerin kam immer wieder an uns vorbeigerauscht und klagte, ich solle die Dame «führen!», nicht «abführen!». So was macht man nicht lange mit. Ich hätte danach gerne einen Tauchkurs gemacht, weil ich von der Idee besessen war, ich würde in einem Neoprenanzug und unter Wasser eine gute Figur abgeben. Überdies müssten wir uns beim Tauchen mit wenigen, fest verabredeten Handzeichen verständigen, was Missverständnisse praktisch ausschloss. Aber Dorit litt unter Klaustrophobie. Also gingen wir ins
Savoir Vivre
, den angesagtesten Franzosen in dieser Stadt.
    Dorit saß mir in einem vorteilhaften Pullover gegenüber und kniff die Augen zusammen. Sie hatte ein bisschen zu viel gearbeitet. Und der Pullover galt nicht mir. Den ganzen Tag hatte sie ein paar Herren von irgendeiner Immobilienhökerei bespaßt, und das hier war ihr Arbeitslook. Sexy und streng. Offenherzig und abweisend. Ihr Kommunikationsstil: Ich kann nur ehrlich, Leute. Zum Lügen müsst ihr jemand anders buchen. Alles klar? «Ich hab denen gesagt, dass ihre Zielgruppe nicht mehr lebt. Dass ihre Image-Kampagne nur bei Leuten Eindruck macht, die länger in Dunkelhaft waren, und dass sie sich für den Preis maximal selber ein Youtube-Video machen können.» Hatte sie natürlich nicht gesagt. Sie hatte gesagt, das Ganze sei nicht zielgruppenkonform,die Kampagne hätte noch Potential und ihre Kostenvorstellungen seien eine «Challenge» für das Team, aber das war das übliche Gewäsch, und warum sollte man das an anderer Stelle auch noch wiederholen. Außerdem wusste ich, was sie meinte. Ihre Worte wirkten an großen Tischen tatsächlich scharf und knapp, ihre Gestik hingegen war nahezu anzüglich. Sie strich sich unentwegt Locken aus der Stirn, warf das Haar in einer großartigen Bewegung nach hinten, entblößte ihren Hals und senkte den Kopf, um die Herren dann aus sanften braunen Augen reglos anzuschauen. Das alles war sehr irritierend, und ältere Herren, die sich von solchen «Mädels», und zwar «grundsätzlich, nichts vormachen» ließen, entschlossen sich gegen Ende des ersten Meetings mit pawlowscher Sicherheit, einen diesbezüglichen «Versuch» zu wagen. Dorit erinnerte sie an einen Frauentypus, den sie das letzte Mal in UF A-Filmen gesehen hatten. Eine Frau von Sex-Appeal und stählerner Tugend.
    Ich war ihr Mann, und alle sieben Tage stieß sie mich an im Bett. «Na, los. Komm schon.» Keine Frage, dass das zu wenig war, aber das war ihr Rhythmus, mehr brauchte sie nicht, und ich mochte es auch gar nicht, wenn sie mich außerhalb dieser Fristen gewähren ließ. Das sah dann aus wie ein Wiederbelebungsversuch, an dessen Ende mein einsamer Höhepunkt irgendwie vor sich hin resignierte. Außerdem fand ich es unhöflich, absichtlich ohne meine Frau zu kommen. Ja, so hatten mich meine Eltern erzogen. Vielleicht nicht direkt, aber so in der Richtung. Alle sieben Tage. Dorit kam fast immer sofort. Sie war die einzige Frau in meinem Leben, die bewusst und berechnend so lange auf Sex verzichtete, bis der Orgasmus schon spasmische Wellen gegenihren Beckenboden schlug. Ich musste meinen ganzen männlichen Narzissmus aufwenden, um mich dennoch für die Ursache dieses Vorgangs zu halten.
    «Du hast Mascha heute erst halb fünf abgeholt», lehnte sich Dorit zurück.
    «Sie wird schon keine
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