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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids
Autoren: Dirk Walbrecker
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nach Herzenslust. Unter anderem waren da ein funkelnagelneues Taschenmesser und ein Fleischmesser ohne Griff, eine Menge Talgkerzen und ein Blechleuchter, ein Kürbis und ein Blechbecher, eine Bettdecke, Näh- und Stecknadeln und noch etliches Zeug, das ich nicht alles aufzählen kann.
    Als wir mit den Funden wohlbehalten wieder in unserem Versteck waren, hätte ich nur gar zu gern mit Jim über den Toten und die Umstände seines Todes gesprochen. Der Nigger jedoch wollte nichts davon wissen.
    â€žSo was großes Unglück bringen tut“, erklärte er mir. „Mann, das nicht in Erde begraben, immer auf Erde rumgeistern und andere belauschen.“
    Ich hielt also die Klappe und untersuchte mit Jim das ganze Kleiderzeug, das wir hatten mitgehen lassen. Und siehe da – wir machten einen Glücksfund: Im Futter eines alten Überziehers entdeckten wir acht sorgfältig eingenähte Silberdollars! Nun waren wir wirklich reich und besaßen alles, um für Ewigkeiten auf der Insel leben zu können.
    Aber dann kam alles anders. Erst einmal wurde Jim von einer Klapperschlange in die Ferse gebissen und musste Höllenqualen durchmachen und 'ne Menge Whisky trinken, um wieder gesund zu werden. Und dann hatte ich eine Eingebung. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich müsste mich mal auf die Socken machen und auf dem Festland nach dem Rechten sehen. Also durchwühlten wir noch einmal die Klamotten, ich schnappte mir ein süßes Kleidchen und ließ mich von Jim als Mädchen verkleiden. Dann wartete ich auf die Dämmerung, hüpfte ins Boot und nahm Kurs auf St. Petersburg, wo ich die meiste Zeit meines Lebens gemütlich in einem Fass verbracht hatte. Wegen der Strömung wurde ich ganz schön abgetrieben und kam erst am unteren Ende des Ortes an Land.
    Und das war gut so: Ich war nämlich noch gar nicht weit gegangen, da sah ich in einer Hütte, die früher nicht bewohnt war, ein Licht. Kurzerhand schlich ich ans Fenster, um zu sehen, wer sich hier niedergelassen hatte: Ich sah eine Frau, die mir fremd war und die vielleicht vierzig Jahre alt sein mochte. Sie saß bei Kerzenlicht an einem Tisch und strickte. Und kurz darauf, als ich an die Tür klopfte, begrüßte sie mich sehr freundlich:
    â€žKomm rein! Wie heißt du denn?“
    â€žSarah Williams“, log ich und erzählte ihr was von einer kranken und armen Mutter und von einem Onkel, der irgendwo in der Nähe leben müsse und dem ich das berichten wolle.
    Die Frau war rührend besorgt um mich. Sie wollte mich armes Mädchen bewirten, bot mir auch für die Nacht ein Bett an und erzählte mir obendrein Neuigkeiten aus St. Petersburg: vom Tod eines gewissen Huck Finn, von dem Verdacht, der eigene Vater habe ihn umgebracht, von dem neuesten Gerücht, ein Nigger namens Jim könne auch der Mörder sein, da er in der gleichen Nacht verschwunden sei, und von den dreihundert Dollar Belohnung, die auf seinen Kopf ausgesetzt seien.
    Ich hörte mit großen Ohren zu, und es wäre wohl auch alles gut gegangen, wenn ich nicht irgendwann vor lauter Aufregung meinen Namen vergessen hätte. „Mary Williams heißt du? Eben hießest du doch noch Sarah!“
    Ich log das Blaue vom Himmel herunter, aber diese Frau hatte es faustdick hinter den Ohren. Sie fragte mich vorwärts und rückwärts aus, ließ mich nur mal so zur Probe eine Nadel einfädeln und bat mich, doch mal eben einen Gegenstand nach den Ratten zu werfen, die in der Hütte ihr Unwesen trieben.
    Ich war so blöd und tat alles, was sie wollte, und am Schluss sagte sie mir knallhart ins Gesicht: „Du bist ein Junge! Ein Mädchen hält meistens die Nadel still und führt den Faden ein, du hast es umgekehrt gemacht. Ein Mädchen wirft anders, nämlich mit steifem Arm aus der Schulter und nicht wie du aus dem Ellenbogen und dem Handgelenk. Du hast mich belogen!“
    Was sollte ich tun? Um nicht noch verdächtiger zu werden, blieb ich hocken und erzählte eine neue Lügengeschichte von meinen toten Eltern, von meinem gemeinen Onkel, dem ich abgehauen sei, und von einem lieben Onkel, den ich hier in der Nähe zu finden hoffte.
    Dieses Mal schien mir die Frau einigermaßen zu glauben. Sie gab mir zu futtern und erzählte mir das Neueste vom Neuen: „In den letzten Tagen habe ich mehrmals Rauch über der Jackson-Insel beobachtet. Meine Vermutung ist, dass der gesuchte Nigger
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