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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt
Autoren: P.C. Cast
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man besser gehorchen. Also machte ich einen Umweg über das große Zimmer, in dem Stark und ich untergebracht waren, und schnappte mir den Schal, den ich über den Rand des Betthimmels geworfen hatte. Er war aus echtem Cashmere, cremefarben mit eingewobenen Goldfäden, und ich war mir nicht sicher, ob er über dem blutroten Bettvorhang nicht besser aussah als um meinen Hals.
    Eine Sekunde lang hielt ich inne und betrachtete das Bett, das Stark und ich seit unserer Rückkehr teilten. Unsere Tage hatten so ausgesehen, dass ich mich an ihn gekuschelt, seine Hand gehalten, meinen Kopf an seine Schulter gelegt und ihm beim Schlafen zugeschaut hatte – mehr nicht. Er hatte nicht mal versucht, mich zu necken, ich würde mit ihm herummachen.
    Mann, ist er schwer verletzt!
    Innerlich wand ich mich beim Gedanken daran, wie oft Stark meinetwegen hatte leiden müssen: Zuerst war er fast von einem Pfeil durchbohrt worden, weil er den Schuss, der mir hätte gelten sollen, auf sich gelenkt hatte; dann musste er sich zerschreddern lassen und einen Teil seines Ichs umbringen, um zu mir in die Anderwelt überwechseln zu können; und schließlich war er von Kalona tödlich verwundet worden, weil er geglaubt hatte, das sei der einzige Weg, mein zersplittertes Ich zu erreichen.
    Aber ich hab ihn auch gerettet
, rief ich mir in Erinnerung. Stark hatte recht behalten – der Anblick, wie Kalona ihn systematisch niedermetzelte, hatte dazu geführt, dass ich meine verlorenen Teile wieder in mich zurückrief, und das wiederum war für Nyx Anlass gewesen, Kalona zu zwingen, Stark eine Spur seiner Unsterblichkeit einzuhauchen, um diesem das Leben zurückzugeben und mir die Schuld für Heath’ Tod zurückzuzahlen.
    Während ich mit solchen Gedanken durch die wunderhübsch eingerichtete Burg marschierte und den Kriegern zunickte, die respektvoll die Köpfe vor mir neigten, beschleunigte ich automatisch meinen Schritt. Was dachte Stark sich dabei, sich in seinem Zustand nach draußen zu schleppen?
    Himmel, ich hatte keine Ahnung, was er dachte. Seit wir zurück waren, hatte er sich verändert.
    Natürlich hat er sich verändert
, sagte ich mir streng und kam mir mies und treulos vor. Mein Krieger war in die Anderwelt gereist, gestorben, von einem Unsterblichen wiedererweckt und dann zurück in einen verwundeten, geschwächten Körper gezerrt worden.
    Aber vorher. Vorher, kurz bevor wir in die reale Welt zurückgekehrt waren, war etwas zwischen uns geschehen. Etwas zwischen uns hatte sich verändert. Oder zumindest hatte ich das geglaubt. In der Anderwelt waren wir uns supernahe gewesen. Dass er von mir getrunken hatte, war ein wahnsinniges Erlebnis für mich gewesen. Besser als Sex. Oh ja, es hatte sich gut angefühlt. Verdammt gut. Es hatte ihn gekräftigt, geheilt, und irgendwie hatte es auch das in mir repariert, was zerbrochen gewesen war, und mir meine Tattoos zurückgegeben.
    Und durch diese neue Nähe zu Stark war Heath’ Verlust erträglich geworden.
    Warum also war ich so deprimiert? Was stimmte nicht mit mir?
    Mann, ich wusste es einfach nicht.
    Eine Mutter hätte es bestimmt gewusst. Ich musste an meine Mom denken und fühlte mich plötzlich schrecklich einsam. Klar, sie hatte Mist gebaut und sich im Grunde für ihren neuen Mann statt für mich entschieden, aber trotzdem war sie meine Mom.
Ich vermisse sie
, gab eine kleine Stimme in meinem Kopf zu. Dann schüttelte ich den Kopf. Ich hatte noch eine andere ›Mom‹. Meine Grandma war Mom genug für mich – nein, sogar mehr.
    »Eigentlich vermisse ich Grandma.« Und dann kriegte ich natürlich Schuldgefühle, weil ich sie nicht mal angerufen hatte, seit ich zurück war. Gut, klar, ich wusste, dass Grandma spüren würde, dass meine Seele wieder da war, dass ich in Sicherheit war. Sie war schon immer wahnsinnig intuitiv gewesen, vor allem, was mich anging. Trotzdem hätte ich sie anrufen sollen.
    Plötzlich fühlte ich mich total schuldig und niedergeschlagen. Ich nagte an der Unterlippe, schlang mir den Cashmereschal um den Hals und zog beide Enden über die Brust, während ich im schneidend kalten Wind die Brücke überquerte, die eine Art Burggraben überspannte. Gerade waren ein paar Krieger dabei, die Fackeln anzuzünden. Ich grüßte sie, und sie neigten die Köpfe. Dann versuchte ich, die scheußlichen aufgespießten Totenschädel zwischen den Fackeln am Weg zu ignorieren. Ehrlich. Totenschädel. Von echten Toten. Okay, sie waren alle uralt und eingeschrumpelt und es war
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