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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt
Autoren: P.C. Cast
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kaum noch Fleisch dran, aber trotzdem. Bäh.
    Mit sorgsam gesenktem Blick folgte ich dem aufgeschütteten Dammweg über das Sumpfgelände, von dem die Burg auf der Landseite umgeben war. An der schmalen Inselstraße angekommen, wandte ich mich nach links. Der heilige Hain fing nicht weit von der Burg an und schien sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite unendlich weit in die Ferne zu erstrecken. Dass ich ihn kannte, verdankte ich nicht der Tatsache, dass ich auf dem Weg in die Burg wie eine Leiche auf einer Bahre daran vorbeigetragen worden war. Sondern weil es mich in den letzten Wochen, während Stark sich erholte, immer wieder dorthin gezogen hatte. Wenn ich nicht mit der Königin oder Aphrodite zusammen gewesen war oder nach Stark geschaut hatte, hatte ich endlose Spaziergänge in dem Hain gemacht.
    Er erinnerte mich an die Anderwelt, und dass ich diese Erinnerung zugleich unheimlich und tröstlich fand, erschreckte mich.
    Trotzdem hatte ich den Hain, oder, wie Seoras ihn nannte, den Croabh oft aufgesucht, aber immer während des Tages. Nie nach Sonnenuntergang. Nie in der Nacht.
    Auch die Straße war von Fackeln gesäumt. Ihr Licht ließ die Schatten am Waldrand zucken und spendete genug Helligkeit, dass ich eine Ahnung von der moosigen, magischen Welt unter den alterslosen Bäumen bekam. Ohne das durch die Zweige sickernde Sonnenlicht sah sie anders aus – nicht mehr so vertraut. Über meine Haut lief ein Kribbeln, als schalteten meine Sinne auf höchste Alarmbereitschaft.
    Wieder und wieder wurden meine Augen von den Schatten des Hains angezogen. Waren sie dunkler als normale Schatten? War etwas darin
nicht so, wie es sein sollte
? Ich erzitterte, und in diesem Moment fing ich im Augenwinkel eine Bewegung ein Stück voraus auf der Straße auf. Mit wild klopfendem Herzen spähte ich nach vorn und erwartete halb, Schwingen aus Kälte, Wahnsinn und Grausamkeit zu erblicken …
    Aber als mir klarwurde, was ich sah, machte mein Herz eine ganz andere Art von Hüpfer.
    Dort, neben zwei Bäumen, die zu einem verschlungen waren, stand Stark. Die ineinander verflochtenen Zweige der Bäume waren mit festgeknoteten Tuchstreifen geschmückt – manche davon leuchtend bunt, andere ausgebleicht, fadenscheinig und ausgefranst. Es war das reale Pendant zu dem Wunschbaum vor Nyx’ Hain in der Anderwelt, aber dass dieser hier in der ›realen‹ Welt stand, bedeutete nicht, dass er weniger großartig anzusehen gewesen wäre. Vor allem, wenn der Typ, der davor stand und in die Zweige hinaufstarrte, den erdfarbenen Plaid der MacUallis trug, auf die traditionelle Kriegerart, also mit Langdolch und Sporran und allen möglichen sexy nietenbeschlagenen Leder-Accoutrements (wie Damien sagen würde).
    Ich sog ihn mit den Blicken ein, als hätte ich ihn Jahre nicht gesehen. Stark sah gesund und kräftig und einfach umwerfend aus. Ich war gerade in Gedanken zu der Frage abgeschweift, was genau ein Schotte normalerweise unter seinem Kilt trug (oder nicht!), als er sich zu mir umdrehte.
    Sein Lächeln ließ seine Augen aufblitzen. »Ich kann praktisch hören, was du denkst.«
    Sofort stieg mir flammende Röte in die Wangen, weil Stark ja diese Fähigkeit besaß, meine Gefühle zu spüren. »Du sollst mich doch nicht bespitzeln, außer ich bin in Gefahr.«
    Sein Grinsen wurde frech, und seine Augen funkelten spitzbübisch. »Dann denk nicht so laut. Aber du hast recht; ich hätte nicht spionieren sollen. Denn das, was ich von dir empfangen hab, war alles andere als Todesangst.«
    »Klugscheißer«, sagte ich, konnte aber nicht anders, als zurückzugrinsen.
    »Ja, bin ich, aber ich bin
dein
Klugscheißer.«
    Als ich ihn erreichte, hielt er mir seine Hand hin, und wir verschränkten die Finger. Seine Hand war warm, sein Griff fest und sicher. So nahe, wie ich ihm jetzt war, konnte ich sehen, dass er noch Ringe unter den Augen hatte, aber er war nicht mehr so totenblass wie die ganze Zeit. »Du bist wieder fit!«
    »Ja. Hat ’ne Weile gedauert. Ich hab zwar nicht so toll geschlafen – nicht so erholsam, wie ich mir gewünscht hätte, aber es ist trotzdem, als hätte jemand einen Schalter in mir angeknipst, und ich wär endlich wieder aufgeladen.«
    »Bin ich froh! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.« Da merkte ich erst, wie sehr das stimmte, und mir entfuhr: »Und ich hab dich vermisst.«
    Er drückte meine Hand und zog mich näher heran. Sein großspuriges, neckisches Gehabe verflog. »Ich weiß. Du warst in dich
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