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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt
Autoren: P.C. Cast
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Jahrhundert lang meine Berührung entbehren?«
    »Natürlich nicht. Ich werde dir gnädig erlauben, an meine Seite zurückzukehren, nachdem deine Wunden verheilt sind. Doch auch bis dahin werde ich auf deine Liebkosungen nicht verzichten; sie werden nur fernab der neugierigen Blicke der Öffentlichkeit stattfinden.«
    Seine Brauen hoben sich. Wie arrogant er doch aussah, selbst in seiner Niederlage und Schwäche.
    »Wie lange erwartest du, dass ich mich unter dem Vorwand, von nicht existierenden Wunden genesen zu müssen, in den Schatten verkriechen werde?«
    »Ich erwarte, von dir getrennt zu sein, bis deine Wunden geheilt
sind
.« Mit einer raschen, sicheren Bewegung führte Neferet das Handgelenk an den Mund und biss so tief hinein, dass ein ovaler blutiger Abdruck entstand. Dann wirbelte sie den Arm in dichten Kreisen durch die Luft, und gierig wanden sich klebrige Fäden aus Finsternis darum, vom Blut angezogen wie Blutegel. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, nicht zusammenzuzucken, während die Tentakel sich eins ums andere in sie bohrten. Sobald diese einen gesättigten Eindruck machten, sagte Neferet leise und zärtlich zu ihnen: »Ihr habt eure Bezahlung erhalten. Nun tut, was ich befehle.« Sie wandte den Blick ihrem unsterblichen Geliebten zu. »Peitscht ihn hundertmal aus. Und zwar kräftig.« Und sie schleuderte die Stränge auf Kalona.
    Der geschwächte Unsterbliche konnte noch die Schwingen ausbreiten und auf die Brüstung zuspringen. Die rasiermesserscharfen Fäden erreichten ihn mitten im Sprung und wickelten sich um die empfindlichen Gelenke, wo seine Flügel am Rücken angewachsen waren. Statt sich vom Dach stürzen zu können, wurde er von ihnen auf das uralte Mauerwerk der Brüstung gefesselt, und präzise und genüsslich begann die Finsternis tiefe Furchen in seinen nackten Rücken zu peitschen.
    Neferet sah nur so lange zu, bis sein stolz erhobener Kopf sich entkräftet senkte und sein herrlicher Körper sich bei jedem Streich in Qualen aufzubäumen begann. »Entstellt ihn nicht für immer. Ich habe vor, mich einst wieder an seiner Schönheit zu erfreuen«, sagte sie, ehe sie ihm endgültig den Rücken kehrte und zielstrebig die blutgetränkte Dachterrasse verließ.
    »Offenbar muss ich alles selbst in die Hand nehmen. Und es gibt noch so viel zu tun … so viel …«, flüsterte sie der Finsternis zu, die ihr um die Füße schmeichelte.
    In den Schatten glaubte Neferet einen Moment lang den Umriss eines massiven Stiers zu erkennen, der ihr einen beifälligen Blick zuwarf.
    Neferet lächelte.

Zoey
    Z um hunderttausendsten Mal dachte ich, was für ein phantastischer Ort Sgiachs Thronsaal doch war. Sie war eine uralte Vampyrkönigin, die ›Große Mordklinge‹, wahnsinnig mächtig und umgeben von ihrer persönlichen Kriegergarde, den Wächtern. Mann, es hatte Zeiten gegeben, da hatte sie’s sogar mit dem Hohen Rat der Vampyre aufgenommen und den Sieg davongetragen. Aber ihre Burg war trotzdem keine vorsintflutliche Räuberhöhle mit Außenklo (igitt!). Natürlich war sie eine Festung, aber – wie man hier in Schottland sagt – eine fürnehme. Ich sag euch, der Blick aus jedem einzelnen der Fenster, die aufs Meer rausgehen (vor allem aus denen im Thronsaal) war so atemberaubend, dass ich jedes Mal dachte, das könnte nur HD - TV sein und nicht die Wirklichkeit vor meinen Augen.
    »Es ist so schön hier.« Okay, vielleicht war es keine besonders gute Idee, mit mir selber zu reden, vor allem so kurz nachdem ich in der Anderwelt mehr oder weniger, na ja,
nicht mehr so ganz beisammen gewesen war
. Ich seufzte und zuckte mit den Schultern. »Was soll’s. Hey, Nala ist nicht da, Stark meistens ausgeknockt, Aphrodite macht mit Darius Sachen, von denen man besser nichts weiß, und Sgiach ist gerade entweder mit magischem Kram beschäftigt oder mit Seoras im Superhelden-Kampftraining. Da hab ich ja keine andere Wahl, als mit mir selber zu reden.«
    »Magischer Kram oder Superhelden-Kampftraining? Ich habe nur höchst unmagisch meine E-Mails gecheckt.«
    Vermutlich hätte ich zusammenzucken sollen – schließlich war die Königin praktisch aus der leeren Luft neben mir aufgetaucht. Aber anscheinend hatte dieses Zerschmettert-und-halb-wahnsinnig-Sein in der Anderwelt meine Schreckschwelle deutlich erhöht. Außerdem fühlte ich mich dieser Vampyrkönigin seltsam nahe. Klar, sie war ehrfurchtgebietend und hatte übermächtige Kräfte und so, aber in der Zeit, seit Stark und ich
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