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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis
Autoren: Peter Mayle
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Ohren. Ich denke, den meisten Leuten, die ein Geschäft aus dem Nichts aufbauen, geht es genauso. Wir halten uns alle für unentbehrlich und meinen, wir müßten alles selbst in die Hand nehmen. Das ist dumm, aber das liegt in der Natur des Menschen. Solche Leute haben Sie bestimmt selbst schon öfter kennengelernt.«
    Simon dachte an ein oder zwei seiner ehemaligen Kunden — hervorragende Selfmademen, die es sich nicht verkneifen konnten, sich in jedes noch so unbedeutende Detail einzumischen — und nickte. »Diktatoren tun sich schwer damit, Aufgaben zu delegieren«, meinte er.
    »Stimmt. Da versagen sie.« Parker grinste. »Nun, hier haben Sie einen Diktator vor sich, der auf seine alten Tage noch schlau wird.« Er schlug einen etwas geschäftsmäßigeren Ton an. »Okay, eines meiner größten Probleme ist die Werbung. Wie einmal jemand gesagt hat: Wahrscheinlich ist die Hälfte von dem Geld, das ich für Werbung ausgebe, zum Fenster hinausgeschmissen. Das Problem ist nur, daß ich nicht weiß, welche Hälfte.«
    »Lord Leverhulme«, sagte Simon.
    Parker nickte. »Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Nun rechnen wir für das nächste Jahr mit einem Etat von annähernd einer halben Milliarde Dollar. Das ist eine ganz hübsche Summe, und ich habe einfach nicht die Zeit, mich darum zu kümmern.«
    »Was ist mit Ihren Marketing-Leuten?«
    »Gute und fähige Leute. Aber keiner von denen hat Ihre Qualitäten.« Parker zählte die Argumente an den Fingern ab. »Erstens, Sie kennen die Werbebranche in- und auswendig. Zweitens, Sie waren darin verdammt erfolgreich. Drittens: Sie haben genug Privatvermögen, daß Sie keine Angst vor einer Kündigung haben müssen und sich Ihre ganz eigene Meinung leisten können. Und viertens... na ja, ich habe das Gefühl, wir würden gut miteinander auskommen.« Parker lächelte. »Wenn Sie jetzt nichts mehr davon hören wollen, können Sie es mir ruhig sagen.«
    Simon sah Nicole an, die ihn sanft lächelnd beobachtet hatte. Er war überrascht, er fühlte sich geschmeichelt, und wie er zugeben mußte, reizte ihn das Angebot. »Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll. Nur interessehalber — wo wäre mein Standort?«
    »Dort, wo Sie dem Piloten sagen, daß er hinfliegen soll. Ein Flugzeug ist inbegriffen. Und Sie wären nur mir Rechenschaft schuldig, sonst niemandem.«
    »Wie steht’s mit >hire and fire    »Das haben Sie alles selbst in der Hand.«
    Simon blickte über den Swimmingpool und kratzte sich am Kopf. Es würde sich lohnen, den Job anzunehmen, schon um Zieglers Gesicht zu sehen, wenn er seinen neuen Kunden vor sich hatte. Eine halbe Milliarde Dollar, Freundchen, reiß dich lieber am Riemen. Das Angebot war in der Tat verlockend, ebenso die Vorstellung, was mit einem so enormen Werbeetat alles möglich war. Damit konnte er den Agenturen echte Glanzleistungen abverlangen...
    Plötzlich überkamen Simon Schuldgefühle, und er sah zu den Lichtern des Hotels hinauf, wo Ernest wohl gerade die Vorbereitungen für den nächsten Tag traf. »Himmel, ich weiß es nicht. Ich habe Ernest hierhergebracht, und es gefällt ihm hier.«
    »Ein guter Mann, Ihr Ernest. Ich habe ihn bei der Arbeit beobachtet.« Parker betrachtete die Glut seiner Zigarette. »Ich habe auch über ihn nachgedacht. Wie wär’s mit einem Geschäft, einer kleinen Investition?«
    »Was meinen Sie?«
    »Nehmen wir an, ich kaufe das Hotel und beteilige Ernest. Ich würde mich schon um ihn kümmern. Wäre dumm, wenn ich’s nicht täte.« Parker zog die Augenbrauen hoch und grinste. »Na, was halten Sie davon?«
    »Eine ziemlich kostspielige Methode, um jemanden für einen Job zu gewinnen.«
    »Ich bin ja auch ein ziemlich vermögender Mann, Simon.« Parker erhob sich und sah Nicole an. »Überdenken Sie das Ganze erst mal. Es würde mich freuen, wenn wir uns irgendwie einig werden könnten.«
    Sie sahen Parker nach, der zum Hotel hinaufging, gefolgt von seinen Leibwächtern. Am Tisch saß nun nur noch Onkel William, der in seinem Stuhl vor sich hin schnarchte und von Nachtfaltern umschwirrt wurde.
    Nicole stand auf und ließ sich auf Simons Schoß nieder. »Das interessiert dich, stimmt’s? Eine neue und große Sache wie die...«
    Simon strich über die weiche Haut ihres Armes. »Was denkst du darüber?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Meinst du etwa, ich lasse dich ganz allein mit einem Koffer schmutziger Hemden verschwinden?« Sie stand auf und griff nach
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