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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis
Autoren: Peter Mayle
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die Hand mit einer gebieterischen Geste, die durch das angebissene Croissant, das er hielt, etwas gemildert wurde. »Wir müssen dem jungen Mann eine Menge Fragen stellen.«
    Ernest sah ihn stirnrunzelnd an. »Sicher, mein Guter, das müssen Sie wohl, aber gönnen Sie dem armen Jungen doch erst eine Verschnaufpause. Erst die Dusche, dann die Fragen.«
    Der Beamte wandte sich fingerschnippend an seinen Kollegen. »Ruf in Avignon an. Sag Bescheid, daß wir ihn haben und sie weitermachen können.«
    Hampton Parker rannte die Treppe herauf, gefolgt von Nicole und Simon. Er legte Boone die Hände auf die Schultern, und sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. »Schön, dich zu sehen, mein Junge.« Er schluckte heftig. »Wir haben uns alle ein bißchen Sorgen gemacht. Alles in Ordnung?« Boone grinste und nickte. »Mir geht’s prächtig.«
    »Nun dann, Mr. Parker«, mischte sich Ernest ein. »Vielleicht sollte Boone sich ein wenig frisch machen und dann was Ordentliches zu essen bekommen.«
    »Natürlich.« Parker klopfte seinem Sohn auf den Rücken und wandte sich an Simon. »Wissen Sie, ich habe der Mutter des Jungen gar nichts davon gesagt. Ich habe mir selbst schon Sorgen für zwei gemacht. Aber jetzt werde ich sie anrufen, wenn Sie nichts dagegen haben. Ach, und vielleicht sollte ich auch Bob Ziegler anrufen. Er schien letzte Nacht etwas besorgt zu sein.«
    Simon sah auf seine Uhr. Vier Uhr morgens in New York. Er lächelte. »Nein«, sagte er, »wenn Sie erlauben, kümmere ich mich um ihn.«
     
    Ein Schleier der Erschöpfung senkte sich über Simon, als er in den nächsten Stunden zwischen Boone und den Kriminalbeamten dolmetschte. Offenbar glaubten sie, Boone würde Namen und Adressen der Entführer hervorzaubern, wenn sie nur dieselben Fragen oft genug stellten. Die Journalisten von Le Provençal tauchten wieder auf, überzeugt davon, einen landesweiten Knüller an der Hand zu haben, und fotografierten jeden, der es sich gefallen ließ. Zwei verwunderte amerikanische Gäste und der Briefträger des Ortes posierten bereitwillig in der Eingangshalle. Ziegler, den Simon ärgerlicherweise putzmunter angetroffen hatte, wollte eine Pressemitteilung herausgeben, wonach er eine herausragende Rolle bei der Rettung des Entführten gespielt habe. Ernest bestand darauf, ein Festessen zu geben. Onkel William, der nie eine Gelegenheit ausließ, sich einem Milliardär anzubiedern, erklärte sich bereit, die Speisekarten künstlerisch zu verzieren. Simon dagegen sehnte sich nur noch nach Schlaf. Als Nicole ihn endlich aus den Fängen der Beamten befreite und nach Hause brachte, schaffte er es kaum noch, die Treppe hinaufzusteigen, und fiel dann vollständig bekleidet ins Bett.
    Sechs Stunden später, frisch geduscht und rasiert, fühlte er sich überraschend wohl, ja sogar unbeschwert, als wäre ihm im Schlaf eine Last von den Schultern genommen worden. Er rubbelte sein Haar trocken und beobachtete Nicole, wie sie in ein kurzes schwarzes Kleid schlüpfte, das er noch nie gesehen hatte. Bevor er ihr den Reißverschluß hochzog, küßte er ihren braungebrannten Rücken.
    »Heißt das, daß ich eine Krawatte tragen muß?«
    Nicole betupfte sich Hals und Handgelenke mit Parfüm. »Ich glaube, Ernest will, daß wir uns in Schale werfen. Er ist wirklich ein lieber Mensch. Er möchte, daß es ein Abend zu Ehren von Boone wird.«
    »Schön, ich ziehe ein Jackett an. Aber keine Krawatte, und unter keinen Umständen Socken.«
    »Prolet.«
    Trotz Simons wenig überzeugendem Protestgebrummel suchte Nicole ihm ein Hemd und einen leichten Baumwollanzug aus und staubte ein Paar Schuhe ab, die er zuletzt in London getragen hatte.
    Sie trat einen Schritt zurück und musterte ihn, als er sein Jackett anzog. Den Kopf etwas zur Seite geneigt, fiel ihr blondes Haar locker herab, die nackten, gebräunten Arme und Beine hoben sich von dem dunklen Seidenkleid ab. Simon hatte niemals eine schönere Frau gesehen. Ich mag ja ein Prolet sein, dachte er, aber immerhin einer, der großes Glück hat. Er lächelte sie an. »Hübsch«, meinte er anerkennend. Arm in Arm gingen sie zum Hotel hinunter und flüsterten sich ihre Pläne für den nächsten Tag ins Ohr.
    Madame Bonetto beobachtete sie vom Fenster des Cafés aus und rief ihrem Mann zu: »Er trägt einen Anzug, der Engländer.« Bonetto grunzte und blickte zufrieden auf seine verwaschenen blauen Shorts hinab. »Bieng«, meinte er. »Ich sehe gern einen gutgekleideten Mann.«
     
    Auf der
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