Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
ihres Schlundes kam ein langes, gurgelndes Knurren. Gott, dachte Simon, das hat mir gerade noch gefehlt, daß dieser verdammte Hund sich an dem Bein eines Entführers festbeißt. Er stellte die Tüte ab, beugte sich hinunter und umgriff mit den Fingern Mrs. Gibbons’ Halsband. In der anderen Hand hielt er schwankend die Taschenlampe. Er brauchte eine dritte Hand für die Tüte. Mist. Sollte er sie mitten auf der Straße liegenlassen? Bestimmt waren sie da und beobachteten ihn, wahrscheinlich waren sie zutiefst mißtrauisch und hatten Messer und Pistolen bei sich. Verdammter Hund.
    Doch der Wald blieb still bis auf das leise Atmen des Windes, der durch die Bäume fuhr, und die Grollaute, die Mrs. Gibbons immer wieder aussüeß. Simon nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne, hob mit der einen Hand die Tüte auf, umschloß mit der anderen das Hundehalsband fester und bewegte sich schleifend und sich windend wie ein Krebs über die Straße. Das ist einfach lächerlich, schoß es ihm durch den Kopf. Ich bin ein wohlhabender, erfolgreicher Mann. Was, in Gottes Namen, tue ich hier? Mit einer weit ausholenden Armbewegung warf er die Tüte in das Gras unter dem Schild. Mrs. Gibbons zerrte an dem Halsband. Simon, noch immer die Taschenlampe im Mund, stieß zwischen den Zähnen Flüche gegen sie aus, hob das dreißig Kilo schwere, zum Angriff bereite Muskelbündel hoch und trug es ein Stück des Weges zurück, den sie gekommen waren.
    Jojo und Bachir warteten, bis das Licht der Taschenlampe schwächer wurde und schließlich ganz verschwand. Dann traten sie zwischen den Bäumen hervor.
    »Ich hasse diesen Hund«, meinte Bachir. »Er hat mich auf dem chantier ständig beobachtet. Ich glaube, er mag keine Araber. Ich sage dir, ich hatte richtig Schiß, daß er ihn laufenlassen würde.«
    Jojo klopfte ihm auf den Rücken. »Vergiß es.« Er schaltete seine Taschenlampe an und öffnete die Tüte. »Sieh dir das an. Zehn Millionen bailes. Laß uns abhauen, jetzt sind wir reich.« Er hob die Tüte auf. Martinique, ich komme. Die beiden Männer folgten dem überwachsenen Pfad, der sie zu der Kreuzung in der Nähe von Ménerbes führen würde, wo sie sich mit dem General treffen sollten.
    Simons Puls hatte sich beruhigt und schlug jetzt nur noch zweimal so schnell wie normalerweise. Er stellte den Hund ab und streckte die schmerzenden Arme. Auch wenn er es nur äußerst ungern zugab, Ziegler hatte recht gehabt; die Entführer waren nur an dem Geld interessiert. Aber jetzt war ja Gott sei Dank alles vorbei. Er beschleunigte seinen Schritt und fühlte sich allmählich besser. Boone würde morgen zurück sein, die Kriminalbeamten waren morgen nicht mehr da, und er und Nicole…
    Wieder knurrte Mrs. Gibbons, und Simon blieb wie erstarrt stehen. Er hörte, wie sich im Gebüsch etwas schnell und plump bewegte. Er schwenkte die Taschenlampe in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und sein Herz schlug erneut wie wild, als im Lichtkegel ein riesiger Kopf und ein schwarzes, haariges Gesicht auftauchte.
    Mrs. Gibbons bellte. Das Wildschwein starrte sie mit gesenktem Kopf ein paar lange Sekunden an und trottete dann mit ärgerlich hin und her wackelndem Schwanz in die Nacht zurück. Simon hatte weiche Knie bekommen. Seine Hände zitterten noch, als er den Wagen erreichte, und er brauchte sie alle beide, um den Schlüssel in das Zündschloß zu bugsieren.
    Das Empfangskomitee, das im Hotel auf ihn wartete, war um drei Leute angewachsen. Hampton Parker, mit zerfurchtem Gesicht und ernster Miene, stand am Eingang und wurde von zwei großen Männern mit lauerndem Blick flankiert. Nicole, Françoise und Ernest standen an der Rezeptionstheke. Die Kriminalbeamten hatten das Büro verlassen und patrouillierten im Empfangsraum auf und ab. Als Simon vorfuhr, scharten sie sich sofort um das Auto und überschütteten ihn mit Fragen. Doch ihm war schwindelig vor nervöser Erschöpfung, und er spürte eine plötzliche Leere in sich. Er brauchte dringend etwas zu trinken. Mrs. Gibbons kletterte auf den Rücksitz und legte sich schlafen.
    Als der General sie kommen hörte, lief er so schnell los, daß er auf den losen Steinen des Feldwegs immer wieder wegrutschte. Er trat seine Zigarette aus und sah auf die Uhr. Pünktlich. Alles lief wie am Schnürchen. Der Junge hatte alles aufgegessen und war nach zwanzig Minuten umgekippt. Sie hatten ihm eine doppelte Dosis Binoctal in die scharfe pätezui dem Sandwich gemischt. Bis er aufwachte, würden sie schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher