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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos
Autoren: Jonathan Burke
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ging zu dem Visigerät an der Wand und meldete einen Notruf an. Der Schirm leuchtete in plötzlicher Helle auf, und die strengen Züge eines Mannes von mittlerem Alter in dunkler Uniform wurden sichtbar.
    „Hier Aufseher Blenkinsop.“
    „Hier IAN-Leiter, Junction City“, erwiderte Harrison knapp. „Wir haben Ihren Flüchtling wahrscheinlich hier im Hotel Cosmos festgenagelt.“
    „Nehmen Sie ihn in Gewahrsam.“
    „Leichter gesagt als getan. Einige Einzelheiten wären nicht von Schaden für uns. Ich bin über den Refraktionstest informiert – falls er funktionieren sollte –, aber wie können wir sicher sein, ihn festzuhalten, sobald er identifiziert ist?“
    „Sie brauchen einen Elektronenwerfer.“
    „Was das auch sein mag, auf jeden Fall besitzen wir es nicht.“
    „Das will ich auch nicht hoffen. Sie werden nicht jedem in die Hand gedrückt, um damit herumzuspielen. Wir schaffen einen zu Ihnen. Können Sie das Gebäude für eine halbe Stunde absperren?“
    „Ich denke doch.“
    „Also gut! Seien Sie aber vorsichtig!“
    Das Bild auf dem Schirm verschwamm.
    Der Geschäftsführer begann zu stöhnen wie ein erschrecktes Kind.
    Harrison sagte zu ihm: „Noch eines, Mr. Oliver: Sie müssen Ihren Mund halten. Wir lassen uns Zeit, bis wir wissen, woran wir sind. Aber Sie können uns helfen.“
    Olivers Lippen zitterten. „Wie?“
    „Ich begebe mich jetzt zum Gesellschaftsraum in der zweiten Etage, und Sie können mich begleiten.“
    „Aber –“
    „Ich werde auch Brady in den Raum beordern und den Sirier – beziehungsweise den scheinbaren Sirier – so weit bringen, daß er mit mir redet. Währenddessen beobachten Sie ihn mit Brady.
    Sie müssen wissen, daß Uranier unstabil sind; ihre Molekularstruktur unterscheidet sich wesentlich von der unsrigen, und in ihrem Normalzustand ähneln sie eher dichten Wolken als gewöhnlichen lebendigen Geschöpfen. Sie scheinen imstande zu sein, ihre Struktur beliebig zu wandeln, und sie besitzen erstaunliche Nachahmungsfähigkeiten.“
    Er dachte grimmig an einige seiner vielfältigen Erfahrungen mit den Rassen der bekannten Galaxen.
    Er spann seine Gedanken laut weiter: „Als ich das erste Mal einem Uranier begegnete, hatte er sich in einen Martier verwandelt, um den Delegierten einer großen Friedenskonferenz zu ermorden. Fast wäre auf diese Weise ein neuer Krieg ausgebrochen. Diese Geschöpfe verfügen über eine Fähigkeit, die wir immer noch nicht gänzlich erfassen können; ich habe lediglich eine vage Erklärung gehört, wonach sie auf die Wellen und Impulse ansprechen, die ein Lebewesen ausstrahlt – der Uranier stimmt seine eigene Struktur darauf ab und formt sich zu einer völlig getreuen Nachbildung. Er reagiert sogar auf Gehirnvibrationen, und so lange er seine Rolle spielt, stehen ihm alle Erinnerungen und das gesamte Wissen des Geschöpfes zur Verfügung, das er imitiert. Je einfacher der Organismus, desto leichteres Spiel hat er natürlich.“
    „Aber Sie können ihn doch niemals entlarven. Woher wollen Sie wissen, welches das echte Wesen und welches die Nachahmung ist?“
    „In diesem Punkt können Sie uns helfen. Es bedarf einer gewissen geistigen Anspannung für den Uranier, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Er bringt es einer ganzen Versammlung gegenüber fertig, wenn nicht von ihm verlangt wird, daß er sich darauf konzentriert, mit einer besonderen Person aus dieser Menge zu reden. Und er vermag seine einmal angenommene Gestalt zu wahren, wenn er nur mit einem Gegenüber spricht. Aber seine Fähigkeit hat Grenzen. Sie werden feststellen, daß er Ihnen stets die Antwort gibt, von der er glaubt, daß Sie sie erwarten. Es hat keinen Zweck, ihm eine Falle zu stellen und über Dinge zu reden, die sich nie ereignet haben; er ist imstande, nach seiner übernommenen Erinnerung wahrheitsgetreu zu antworten. Aber wenn Sie den Charakter der Person, die er imitiert, sehr gut kennen, können Sie den Uranier dadurch überführen, daß Sie ihn dazu bringen, die Antwort zu geben, die Sie seiner Ansicht nach von ihm erwarten, obwohl Sie selbst wissen, daß die betreffende Person selbst niemals so reagiert hätte. Aber man muß geschickt dazu sein.“
    „Ja“, murmelte Oliver unbehaglich.
    „Es gibt noch eine zweite Methode, die, wenn sie überhaupt wirksam ist, besser funktioniert. Wenn Sie ihn in einer Gruppe überraschen und sich mit ihm zu unterhalten beginnen, muß er sich auf Ihre Worte und auf die Wahrung der Illusion Ihnen gegenüber
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