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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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ganz uneigennützig: Erstens müsste nicht ich Ralph zu dieser Therapie begleiten. Zweitens wollte ich Markus nicht mehr Tag und Nacht am Telefon haben.
    Euphorisiert von meiner Idee, betrat ich am Abend das »Kronach«, in dem Markus den Empfangschef gab. Er stand an seinem Pult und begrüßte mich in dezenter Lautstärke. »Na, du Arschgeige!« Wir schüttelten uns die Hände. »Nett, dass du dein Handy seit Stunden aus hast.«
    Er war angefressen, weil ich mal Ruhe vor seinem Telefonterror haben wollte. Genervt brachte er mich an unseren Tisch. Mein Freund und Anwalt Hermann erwartete mich bereits mit einer Karaffe Pinot Grigio. Er goss mir ein, als Markus uns die Speisekarten hinlegte.
    »Ralph will zu einer Therapiegruppe für Männer mit Frauenproblemen gehen«, informierte ich meine beiden Freunde.
    »Klingt doch sinnvoll«, sagte Hermann. »In dieser Beziehung hat er Hilfe auch bitter nötig.«
    »Leider meint er, das allein nicht zu schaffen. Und hat mich gefragt, ob ich mitkomme.« Markus sagte nichts. Ich sah ihm ins Gesicht. »Warum begleitest du Ralph nicht dorthin?«
    »Klar. Wenn du in der Zeit auf meinen Kleinen aufpasst.«
    »Ich? Bist du high?«
    »Das frage ich mich auch gerade.«
    »Ich hab doch keinen blassen Schimmer, was man machen muss, wenn so ein winziges Ding anfängt zu schreien und nicht mehr aufhört!« Aus Markus’ Erzählungen wusste ich, dass er es auch nicht genau wusste, allerdings hatte er in den letzten Wochen genug Gelegenheit gehabt, verschiedene Varianten auszuprobieren.
    »Ertränk dich vor seinen Augen im Klo. So was findet der Kleine witzig.«
    Markus marschierte zurück zum Eingang. Er war seit der Trennung etwas dünnhäutig. Markus wollte Tanja zurück. Um jeden Preis. Und wenn man sah, wie sein Leben als alleinerziehender Vater ablief, verstand man schnell, warum. Gestresst rauschte er an Ralph vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Irritiert trat Ralph zu uns an den Tisch, und noch bevor er sich gesetzt hatte, wollte Hermann von ihm wissen, was er sich eigentlich von der Therapie versprach.
    »Mich mit Gleichgesinnten über Frauen unterhalten. Herausfinden, warum es bei mir nicht läuft«, erklärte Ralph.
    »Hört sich doch ganz schlüssig an. Tom, warum gehst du nicht mit ihm hin?« Ich musste mich doch sehr über Hermann wundern. Warum fiel er mir in den Rücken? Als würde er bei Eheproblemen etwas anderes machen, als sich mit teurem Wein zu betrinken.
    »Ich werde so oft von sexhungrigen Kundinnen abgeschleppt, dass ich einfach keine Zeit für verquaste Beziehungsgespräche habe«, redete ich mich raus.
    »Diese oberflächlichen Abenteuer sind dir wohl wichtiger als deine Freunde«, warf Ralph mir vor.
    »Ich kann dir auch so sagen, warum es bei dir nicht läuft, Ralph. Du scheiterst an der Oberflächlichkeit der Frauen. Die wollen Männer, die an sich selbst glauben. Scharfe Kerle und keine sensiblen Frauenversteher. So. Jetzt weißt du es und kannst dir den Besuch beim Psycho-Onkel sparen.«
    Ralph fühlte sich unverstanden. »Das sind doch nur Äußerlichkeiten, darum geht es nicht. Frauen haben viel mehr Tiefe, als ihr Ignoranten merkt«, sagte er. »Und wie du dich anstellst, mich bei dieser Gesprächsgruppe zu unterstützen, zeigt doch nur, wie oberflächlich du bist.«
    Das konnte ich so nicht stehen lassen. »Also, mir quatschen Frauen einfach zu viel über Tiefsinnigkeit«, sagte ich. »Ist ja geradezu ihr neues Lieblingswort.«
    Hermann nickte mir zu. »Komisch, dass es immer die gut aussehenden Jungs sind, von denen Frauen behaupten, sie seien tiefsinnig. Bei Übergewichtigen oder Brillenträgern erkennen sie solche tollen Charaktereigenschaften viel seltener.«
    »Und genau diese armen Schweine sitzen irgendwann in Gruppen zusammen und heulen sich gegenseitig die Ohren voll, wie oberflächlich die Frauen geworden sind«, sagte ich.
    »Du warst doch noch nie bei einer Gesprächstherapie.«Ralph blieb hartnäckig. »Vielleicht wäre ein bisschen Reflexion auch für dich mal ganz angebracht? Du hast in den letzten Jahren doch nicht mehr als flüchtige Abenteuer gehabt. Dass du eine feste Beziehung geführt hast, ist schon Jahre her«, warf er mir ernsthaft vor.
    Hermann erhob mahnend seinen Zeigefinger in meine Richtung. »Da hat er nicht ganz unrecht.«
    »Bloß, weil du eine junge Tussi geheiratet hast, musst du nicht überheblich werden! Du hast früher auch nichts ausgelassen.«
    »Stimmt. Bis ich gemerkt habe, dass ich meine Frauengeschichten
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