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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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Licht. Und nun verlangte Ralph von mir, dass ich vor einer professionellen Pathologin die Hosen runterlassen sollte! Die Therapeutin würde mein Innenleben ebenso eiskalt sezieren wie meine Kundinnen ihre Partner. Während ich nie auf die Idee gekommen wäre, mit meinen Freunden darüber zu sprechen, welche Sexualpraktiken sie bevorzugten, fanden Frauen es völlig normal, sich über uns Männer bis ins intimsteDetail auszutauschen wie bei einer Autopsie: Schwanzlänge, Körpergeruch, Muskelbeschaffenheit, Hauttyp, Haarfülle, Spermienqualität. Mit eben dieser klinischen Präzision würde die Psychotante aus meinem ausgeglichenen Gemüt Geschnetzeltes machen.
    Schon von außen wirkte das Seminargebäude wie eine Besserungsanstalt. Ralph und ich standen wie zwergwüchsige Kinder vor einem monströsen Plattenbau aus der DDR , den man nach der Wiedervereinigung vergessen hatte, wegen unzumutbarer Tristesse abzureißen. Wenn die trostlose Architektur des Häuserblocks ein Vorgeschmack auf die Stimmung in der Therapiegruppe war, erwartete mich drinnen ein sozialistischer Schauprozess. Die nackten Flure und flachen Decken hatten den Charme eines ausrangierten Leichenschauhauses. Ich spürte meinen Magen. Als hätte ich nach drei fettigen Hähnchen noch eine Tafel Schokolade zum Dessert gehabt.
    »Gegen die Bude ist Tschernobyl ja eine Wellnessfarm«, beklagte ich mich bei Ralph.
    Er sah mich entschuldigend an. »Früher war hier die Stasi untergebracht.«
    »Was willst du mir damit sagen? Dass gleich eine Ex- IM in meinem Sexualleben rumschnüffelt?«
    »Tom …«
    »Ich heiße Hermann!«, erinnerte ich ihn an unsere Abmachung. »Und ich bin Rechtsanwalt.«
    Ralph fummelte sich nervös an seinen Haaren herum. »Verdammt! Hoffentlich verplappere ich mich nicht.«
    »Solltest du dieser Gefängniswärterin auch nur einenSatz über meine wahre Identität verraten, erzähle ich ihr, dass du Frauen ganz übel behandelst!«, drohte ich ihm. »Dann fallen mir spontan irgendwelche Exfreundinnen von dir ein, die sich bei mir ausgeheult haben, was für ein perverses Schwein du bist.«
    Ralph sah mich ungläubig an. »Das würdest du nicht wirklich tun.«
    »Doch. Und es würde mir Spaß machen, dich bei der Frauen-Stasi anzuschwärzen. Also sieh dich vor.«
    Wir gingen durch ein düsteres Treppenhaus und erreichten Zimmer  17. Neben der Tür hing ein Blatt Papier mit der verheißungsvollen Aufschrift: Hilf Dir selbst und rede drüber! Ich hatte plötzlich das Gefühl, eine Maschinenpistole ziehen und mir den Weg freischießen zu müssen. Stattdessen stieß Ralph die Tür zu dem Raum auf. Es gab kein Zurück mehr.
    Drinnen hoben drei Typen ihre Köpfe. Auch sie wirkten, als warteten sie darauf, zum elektrischen Stuhl geführt zu werden. Die Wände waren fensterlos und von kaltem Neonlicht beleuchtet. Es war nur konsequent, sich eine Gruppe schuldbeladener Männer in einem ehemaligen Verhörzimmer vorzuknöpfen. Um hier wieder wegzukommen, würde jeder bereitwillig auspacken. Zwei der Typen hockten mit gesenktem Oberkörper da wie zum Tode Verurteilte. Der Dritte flegelte sich auf dem Stuhl und knetete durch die ausgewaschene Jeans ungeniert seine Eier.
    »Hallo«, begrüßte ich die Leidensgenossen.
    »Hey«, erwiderten zwei. Der Dritte hob mürrisch die freie Hand.
    Ralph und ich setzten uns nebeneinander. Ich fror. Eine Heizung gab es nicht.
    »Tom«, setzte Ralph an, bevor er jedoch weiterreden konnte, trat ich ihm fest auf den Fuß. Die anderen Teilnehmer bemerkten es. Ich lächelte sie höflich an. Das war meine letzte Warnung. »Ich heiße Hermann!«
    Ralph rieb sich seine Zehen. Ich hatte ihm einen schmerzlichen Treffer verpasst. Als ich aufblickte, sah ich zwei schlanke Frauenbeine in Bluejeans vor mir stehen. Unsere Therapeutin. Wow. Sie trug dunkle Ballerinas, ein azurblaues Shirt und darüber eine schwarze Lederjacke im Seventies-Style. Ihre vollen Haare waren schulterlang. Die Frau war der Hammer, sie sah aus wie ein Filmstar. Wie Catherine Deneuve in Brünett. Leider blieb mir vor Erstaunen mein Mund offen stehen, so dass ihr erster Eindruck von mir nicht der beste sein konnte.
    »Hallo«, war das Einzige, was ich herausbrachte.
    Sie nickte distanziert. Dann schloss sie die Tür hinter sich und stellte ihre Tasche auf einem Stuhl ab. Sie war so selbstbewusst, dass man Angst bekommen konnte. Die Gegenwart von fünf emotional gestörten Männern schien sie nicht im mindesten zu irritieren.
    »Ich bin Frau Gassner, Ihre
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