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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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gewesen sei und nie wieder passierenwürde, hatte sie ihre Sachen gepackt und ihm die Babygläschen vor die Nase geknallt. »Das reicht. Sieh zu, wie du mit dem Kleinen klarkommst. Wirst schon sehen, wie sich das anfühlt, alles allein machen zu müssen«, hatte sie ihm zum Abschied quer durch den Hausflur entgegengeschrien.
    Seitdem war Markus mehr als trostbedürftig. Zwar hatte ich natürlich grundsätzlich Verständnis dafür und hätte ihm gern geholfen, doch er rief ohne Rücksicht auf meine Ladenöffnungszeiten an und scherte sich wenig darum, ob ich Kundschaft hatte oder nicht. Damit hatte er meine Geduld und meine Bereitschaft, als Seelsorger zur Verfügung zu stehen, überstrapaziert.
    Ich wollte Ralph gerade fragen, was ihn zu mir trieb, als der Festnetzapparat erneut läutete. Ich sah aufs Display. »Markus. Zum dritten Mal heute«, stellte ich entnervt fest und ließ es klingeln.
    Ralph sah mich erstaunt an. »Gehst du nicht ran?«
    Ging ich ran, würde Markus mir meine Mittagspause mit seinem Liebesleid zuschütten.
    »Ich habe jetzt keinen Kopf für seine Probleme«, erklärte ich Ralph und stellte die Musik lauter, damit sie das Bimmeln übertönte.
    »Ich dachte, du wärst ein echter Freund, zu dem man immer kommen kann, wenn es einem schlecht geht«, warf er mir vor.
    »Aber nicht wochenlang fünf Stunden am Tag«, sagte ich.
    Ralph steckte die Hände wieder in seine Hosentaschen. »Ich bräuchte nämlich auch deine Hilfe. Allerdingsnur für ein Stündchen.« Es hörte sich an, als käme die schlechte Nachricht erst noch.
    »Um was geht es denn?«, fragte ich in der Hoffnung, dass er, der in Frauenfragen seit einer Ewigkeit auf dem Trockenen saß, zur Abwechslung eine gute Dating-Webseite wissen wollte oder Hilfe beim Formulieren einer Kontaktanzeige brauchte.
    »Ich weiß nicht mehr weiter mit den Frauen. Ich bin echt verzweifelt.«
    Das klang, als wären die nächsten Minuten nur mit Alkohol auszuhalten. Ich ging zum kleinen Kühlschrank hinter dem Kassentresen und goss mir einen kalten Wodka mit Orangensaft ein. Ralph blickte zu Boden und seufzte.
    »Es klappt einfach nicht: Keine will mich. Deswegen habe ich mich nach einer Therapiegruppe erkundigt. Die treffen sich einmal die Woche und diskutieren ihre Probleme mit Frauen.«
    »Okay«, sagte ich und trank einen Schluck. »Das ist ein mutiger Schritt, und er wird dir weiterhelfen. Und als dein Kumpel verspreche ich dir, dass ich mich mit Witzchen darüber zurückhalten werde.«
    Ralph biss sich auf die Unterlippe. Ich nahm an, dass er gerührt von dem Verständnis war, das ich ihm entgegenbrachte.
    »Tom, ich schaff das nicht allein. Ich wollte dich bitten, mich zu dieser Gruppe zu begleiten.«
    Darum ging es also! Ich war entsetzt, als hätte ich gerade die Rente meiner Eltern bei einem riskanten Aktiendeal verjubelt. Ralph musste meinem schockierten Gesichtsausdruckangesehen haben, was ich von seinem Vorschlag hielt, und versuchte, mich zu beschwichtigen, dass es ihm reichen würde, wenn ich beim ersten Treffen mitkäme.
    »Hast du dafür nicht deine beste Freundin, Marianne? Kann sie dich nicht dahin begleiten?«, fragte ich und betete, dass er diese Option einfach vergessen hatte. Vergeblich.
    »Nein. Da sind nur Männer erlaubt«, erwiderte Ralph. Ich zog ernsthaft in Erwägung, mein Konto zu plündern und noch heute Abend auszuwandern. Ich räusperte mich.
    »Ralph, wenn du knapp bei Kasse bist, dann leih ich  dir alles, was ich hab. Wenn du mal eine Affäre hast und ein Alibi brauchst, weil du sie betrogen hast, kannst du immer zu mir kommen. Ich tue fast alles für dich. Aus alter Freundschaft. Weil wir Kumpels sind. Aber ich setze mich nicht mit dir zu irgendwelchen sexuell frustrierten Typen, um mit denen Beziehungsgespräche zu führen. Das ist zu viel verlangt!«
    Ralph sah mich so enttäuscht an, als hätte ich ihm gerade seine Traumfrau ausgespannt.
    »Wen soll ich denn fragen, wenn nicht dich? Etwa Markus?«
    Der Herrgott hatte mich doch erhört! Das war meine Rettung. Wenn jemand dringend therapeutischen Rat benötigte, dann Markus. »An deiner Stelle würde ich auf jeden Fall Markus fragen. Der kann professionelle Hilfe gebrauchen.«
    »Wie soll das gehen? Der muss sich doch jede freieMinute, die er nicht im Restaurant steht, um das Baby kümmern.«
    »Er wird ja wohl für eine Stunde einen Babysitter finden. Wir sind doch nachher bei ihm im Restaurant zum Essen verabredet. Dann rede ich mal mit ihm.«
    Mein Angebot war nicht
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