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Horror-Horoskop

Horror-Horoskop

Titel: Horror-Horoskop
Autoren: Jason Dark
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Einverständnisses zwischen den beiden. Fernando verstand sie auch. Obwohl er mit seiner Tochter seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte, spürte er das Band der Verbundenheit, das sich zwischen den beiden Menschen aufgebaut hatte. Ohne darüber zu sprechen, kamen sie sich vor wie zwei Verschwörer innerhalb einer feindlichen Umwelt.
    »Bleib da, Vater, ich komme.«
    Caroline Crion besaß eine harte Stimme. Man hörte ihr an, dass sie es gewohnt war, Anordnungen zu geben, und auch ihr Vater wagte keinen Widerspruch. Er schaute ihr nur entgegen.
    Die Person, die dort zu ihm hochstieg, war eine selbstbewusste Frau. Wegen der Kühle draußen trug sie einen langen Mantel. Er bestand aus dünnem, rötlich schimmerndem Leder, war glockenförmig geschnitten und stand offen. Bei jedem Schritt schwang der Rock mit. Das Kostüm mit dem großen rotgrünen Muster wirkte streng, auch wenn der Rock an den Seiten kleine Falten warf, wie es jetzt die Mode vorschrieb. Die Stiefel waren modern geschnitten und saßen bequem. Fernando Crion tat nichts. Er stand da und schaute seiner Tochter entgegen. Mit der linken Hand klammerte er sich am Geländer fest. In seinem Gesicht rührte sich nichts, nur der Bart zuckte ab und zu. Zwei Stufen vor ihrem Vater blieb Caroline stehen. Sie streckte ihre Hand auf. Eine symbolische Geste, deren Sinn Fernando auch verstand. Er schaute auf den schmalen Rücken und sah die drei Ringe an den Fingern. Nicht protzig, obwohl der schmalste von ihnen aus Platin bestand. Irgendwie geschmackvoll.
    Er nahm die Hand, spürte die Wärme und dachte daran, dass er sein eigen Fleisch und Blut berührte, obwohl ihm die selbstbewusst wirkende Frau so fremd vorkam.
    »Du hattest früher einmal braune Haare gehabt«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Ich weiß, Vater. Jetzt sind sie rötlich. Ein Freund von mir hatte es einmal chic gefunden. Ich gewöhnte mich daran, jetzt will ich es so lassen.«
    »Du bist ja alt genug.«
    »Stimmt. Einunddreißig.«
    »Meine Güte.« Crion wischte über seine Stirn.
    »Aber willst du nicht kommen, Vater? Ich weiß, dass du Schweres hinter dich gebracht hast. Behalte den Kontakt, ich führe dich.«
    Plötzlich kam sich Fernando Crion wie ein uralter Mann vor, als er von seiner Tochter die Stufen hinabgeführt wurde. Er wollte ihr seine Hand entziehen, andererseits gestand er sich ein, dass es gut tat, Kontakt mit der Tochter zu haben.
    Und so zog er die Hand nicht fort. Ein leichtes Schütteln überkam ihn, als er die Treppe hinter sich gebracht hatte und er über den in den Teppich eingewickelten Toten hinwegsteigen musste, und er ließ es weiterhin geschehen, dass ihn Caroline zu einem Sessel führte und ihn dort niederdrückte.
    »So bleibst du sitzen, Vater.«
    »Und du?«
    »Ich werde dir etwas zu Trinken holen.«
    Er nickte, und seine Tochter wusste genau, was ihr Vater gern trank. Sie fand einen Kristallschwenker, lächelte und sagte: »Den hatten wir schon früher, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Mutter brachte die Gläser mit in die Ehe«, fuhr sie leise fort, als sie Cognac in den Schwenker fließen ließ. Sie ließ die Flüssigkeit kreisen und brachte das Glas ihrem Vater, der es mit einem dankbaren Nicken entgegennahm.
    »Trinkst du nichts?«
    Caroline schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte nicht.«
    »Dann auf dich.«
    »Nein, auf dich, du hast es nötig.«
    Fernando Crion trank langsam. Er schaute seine Tochter dabei an und musste zugeben, dass sie eine interessante Erscheinung war. Das Gesicht glich im Ausdruck dem der Mutter. Die leicht gebogene Nase gab ihr einen romanischen Touch, die großen Augen hatte sie auch von der Mutter geerbt, ebenfalls den schmalen Hals, der Fernando bei seiner Frau schon beim Kennenlernen fasziniert hatte. Er konnte sich noch genau daran erinnern, da er mit den Fingerspitzen stets die Linien nachgezeichnet hatte.
    Fast brutal hart stellte er das Glas auf den kleinen Beistelltisch. Verschwunden war der Zauber einer nostalgischen Sekunde, die Realität hatte ihn wieder. »Du kannst nicht bleiben, Caroline!«
    Wenn seine Tochter durch die Worte geschockt war, so zeigte sie es jedenfalls nicht. Gelassen nahm sie es zur Kenntnis, holte aus der Manteltasche eine Zigarettenschachtel hervor und zündete sich ein Stäbchen an. »Weshalb nicht?«
    »Es geht nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Das Haus ist groß genug.«
    »Ich weiß, Caroline. Aber die Größe des Hauses hat damit nichts zu tun, glaub mir.«
    »Meinst du die
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