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Horror-Horoskop

Horror-Horoskop

Titel: Horror-Horoskop
Autoren: Jason Dark
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Schluck.
    Unbeweglich saß der Mann in seinem Sessel und starrte in das Kaminfeuer, das ein Gemisch aus rötlichem Schein und düsteren Schatten über sein Gesicht warf.
    »Dann auf uns«, sagte Caroline und hob ihr Glas.
    Fernando tat es ihr nach, ohne es bewusst wahrzunehmen. Er spürte nur die Wärme des Getränks in der Kehle und konnte genau dessen Weg verfolgen.
    Caroline stellte ihr Glas ab und deutete auf den Toten. »Nun mal zur Sache, Vater. Du wolltest ihn aus dem Haus schaffen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und wohin mit ihm?«
    Er wollte nicht so recht mit der Antwort heraus, weil ihn sein Gewissen quälte.
    »Komm schon, vor mir brauchst du keine Geheimnisse zu haben. Wolltest du den Toten über die Steilwand schleudern?«
    »Ja.«
    Caroline nickte. »Die Idee ist gut, Vater, sogar sehr gut. Wir werden sie gemeinsam in die Tat umsetzen.«
    Fernando war erstaunt. »Du… du willst mir bei dieser Tat helfen?« hauchte er.
    »Ja.«
    »Weshalb?«
    »Weil wir jetzt zusammengehören, Vater. Wir bilden eine Gemeinschaft, wir müssen uns wehren…«
    »Das stimmt.«
    »Dann komm hoch. Ich habe mir folgendes gedacht. Wir legen den Toten in den Kofferraum meines Wagens und fahren die paar Meter bis zur Steilküste. Dort schleudern wir ihn dann zwischen die Klippen. Alles verstanden?«
    »Ja.«
    Müde stand der Mann auf. Er wunderte sich über die Energie seiner Tochter, der es so gar nichts auszumachen schien, die in den Teppich eingerollte Leiche ein Stück zur Seite zu schieben, so dass sie in einem besseren Winkel zur Tür lag. »Wie bist du eigentlich ins Haus gekommen?« fragte Crion plötzlich.
    Caroline winkte ab. »Das war kein Problem für mich.« Mehr sagte sie dazu nicht.
    Vater und Tochter fassten gemeinsam an und hievten den in den Teppich eingewickelten Toten in die Höhe. Dabei wunderte sich Fernando, wie sehr Caroline anpacken konnte. Sie stöhnte nicht, atmete kaum schneller und öffnete sogar noch die Haustür, wobei sie den Toten nur mit einer Hand festhielt.
    Der Wind fuhr scharf in das Haus. Er wehte bissig, stach in die Gesichter und kam vom Meer her. In den Wäldern schleuderte er wütend das erste bunte Laub von den Bäumen, und die See brachte er zwischen den Klippen zum Kochen.
    Das Haus stand einsam, ein wenig geschützt durch ein kleines Wäldchen, das den Unbillen der Natur bisher getrotzt hatte. Caroline fuhr einen großen Renault. Sein Metalliclack glänzte dunkel. Auf einen leichten Druck hin schwang die Hecktür in die Höhe, so dass sie den Toten in den Wagen packen konnten.
    »Es geht doch«, sagte Caroline und lächelte, als sie die Tür wieder zuschlug.
    Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Dass du so etwas kannst, wundert mich«, flüsterte er.
    »Man muss im Leben sehr oft Dinge tun, die einem im Prinzip widerstreben. Auch hier.« Sie öffnete ihm die Beifahrertür. »Steig ein, den Rest schaffen wir auch noch.«
    Ja, den schaffen wir, dachte Crion. Mit ihr schafft man wohl alles. Aber, so dachte er weiter, was geschieht dann? Das war die große Frage, auf die niemand eine Antwort geben konnte. Weder er noch seine Tochter. Allein die Zukunft würde es bringen.
    Caroline startete, und ihr Vater hatte das Gefühl, von einem düsteren Tunnel verschluckt zu werden. War dies schon ein Omen?
    ***
    Ich hatte Mühe, mich zu halten, denn ich lag auf dieser verdammten schmalen Planke, die vom letzten Regenguss noch nass war. Und es regnete weiter. Nicht sehr stark. Winzige Tropfen fielen vom Himmel, ein Sprüh, der wie feinster Sand wirkte.
    Es war schlimm.
    Ich starrte in die Regenwand und sah darin die hohe Laterne, deren Licht einen bläulichen Schein bekommen hatte, eine Insel bildete, durch die unzählige Tropfen wirbelten und vom steifen Wind bewegt wurden, als wären sie eine Wand.
    Und ich lag auf dieser Planke.
    Noch jetzt spürte ich den kalten Schauer, der mich erfasst hatte, denn der Mann, auf den es mir ankam, hatte, bevor er um die Hausecke verschwand, auf mich geschossen. Zum Greifen nahe war die Kugel an meinem Hals vorbeigesirrt, so daß mir nichts anderes übrig geblieben war, als mich hinzuwerfen.
    Nun lag ich da.
    Der Mann war verschwunden. Er hieß Peter Proust und hatte in seiner Panik nur diese eine Chance gesehen, auf einem ungewöhnlichen Weg zu flüchten. Er war durch das Fenster geklettert. In der vierten, der letzten Etage, lag seine Wohnung, doch das Haus sollte renoviert werden, deshalb war auch das Gerüst errichtet worden. Die einzelnen Ebenen waren durch
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