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Horror-Horoskop

Horror-Horoskop

Titel: Horror-Horoskop
Autoren: Jason Dark
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vor den Mächten der Finsternis keine Angst zeigten. Er nahm sich vor, noch einmal mit dem Professor zu reden. Während dieser Gedanken hatte er den Teppich zurechtgerückt und auch die Leiche bereits zu einem Teil eingerollt.
    Wieder wunderte er sich über die Schwere des Toten. Um die Masse in Bewegung zu setzen, benötigte er Kraft. Crion hatte sich hingekniet. Jede Berührung mit dem Teppich erzeugte bei ihm einen Schauder, und er erkannte erst jetzt, dass die Füße der Leiche an einem Ende des Teppichs hervorschauten.
    Ändern wollte Crion das nicht mehr. Dann hätte er den Teppich wieder aufrollen müssen. So schlug er ihn noch einmal um und blieb schweratmend vor der Rolle knien.
    Geschafft!
    Eine weitere schwierige Arbeit lag noch vor ihm. Er musste die Leiche nicht nur nach unten, sondern auch ins Freie und zu den Klippen schaffen, um sie dort ins Meer schleudern zu können. Im Film hatte es immer einfach ausgesehen, wenn sich der Mörder den in einen Teppich eingewickelten Toten über die Schulter wuchtete. Das versuchte Fernando Crion auch. Nur bekam er schon beim Hochstemmen die ersten Schwierigkeiten. Der Tote war schwer, das Gewicht des Teppichs kam noch hinzu, und Crion stand breitbeinig und zitternd auf dem Fleck.
    Dann ging er endlich. Wankend, mit Schweiß auf dem Gesicht. Er atmete laut und unregelmäßig. Schweiß auf der Haut, Tränenwasser in den Augen, ein Mensch, der fertig war und plötzlich die Treppe vor sich sah, die er überwinden musste.
    Er schaute nach unten. Wie immer führten die Stufen in einem leichten Bogen nach unten. Zum Glück hatte er Licht gelassen, und er legte seine linke Hand auf das Geländer, um sich Halt zu verschaffen. Er nahm die ersten Stufen mit zitternden Knien. Das Gewicht auf seiner linken Schulter schien sich von einer Stufe zur nächsten zu verdoppeln. Crion hatte das Gefühl, es nicht mehr zu schaffen, auf der Treppenmitte ereilte ihn der erste Schwächeanfall. Vor seinen Augen begann die Umgebung zu wanken, die Treppenstufen verschwammen und wurden zu einem fließenden Meer, das irgendwo in die Unendlichkeit hineinfloss und von Schatten aufgesaugt wurde, die sich der Treppe näherten. Crion hörte seinen eigenen Atem überlaut. Er spürte den Druck an seiner linken Schulter, der so stark war, dass er ihm bald keinen Widerstand mehr würde entgegensetzen können.
    Plötzlich war auch die Stimme da. Fragend und so hell klingend. »Kann ich dir helfen, Vater?«
    Fernando Crion glaubte an einen Spuk, einen bösen Traum, ein Zerrbild des Schreckens, und er spürte auch die Angst in seinem Inneren. Am Fuße der Treppe stand eine Gestalt, die ihm vorkam wie ein Geistwesen, das ein Schattenreich verlassen hatte, um der Welt der Lebenden einen Besuch abzustatten.
    Es ging nicht mehr. Crion merkte, dass auch das Abstützen am Geländer nicht länger half. Seine Kraft hatte ihn verlassen, er ging in die Knie, kippte nach vorn und warf sich gleichzeitig nach links, damit er sich mit beiden Händen am Geländer festklammern konnte.
    Diese Bewegung machte die Leiche nicht mehr mit. Der in den Teppich eingewickelte Tote bekam das Übergewicht, kippte nach vorn, rutschte weiter und löste sich von Crions Schulter.
    Der Forscher und Wissenschaftler tat nichts. Er konnte es auch nicht, weil er einfach zu schwach war. Die Schwäche hatte von seinem gesamten Körper Besitz ergriffen, und er selbst schaffte es nicht mehr, mit einem raschen Griff die rutschende Leiche festzuhalten. So schlug sie auf die Treppe. Durch den Teppich wurde das Geräusch gedämpft, aber der Fall nicht gestoppt. Im Gegenteil, der Tote glitt über die Kanten der Stufen wie über eine Rutschbahn. Er überschlug sich noch, rollte weiter, tickte gegen das Geländer und »hüpfte« auch den letzten Rest der Treppe.
    Dabei sah es so aus, als wollte er der unten wartenden Person direkt vor die Füße fallen, die aber sprang zur Seite und schaute zu, wie der im Teppich eingewickelte Tote liegen blieb.
    Das alles hatte auch Fernando Crion gesehen. Sein eisgrauer Bart zitterte, er klammerte sich am Geländer fest, wischte über seine Augen und sah die Gestalt der Tochter, die sich als Schatten vor dem Kaminfeuer abhob.
    Ein Schatten, der sich bewegte.
    Sie kam näher. Schritt für Schritt, gar nicht mal eilig oder ängstlich. Auf gleicher Höhe mit dem Toten widmete sie ihm nur einen kalten Blick, bevor sie den Kopf hob, und ihren Vater anschaute. Sie nickte ihm zu. Es war eine Geste des stummen
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