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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)
Autoren: Timothy Stahl
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dessen Flanke das alte Anderson-Haus stand.
    Umso erstaunlicher fand er es, dass Jimmy ausgerechnet jetzt vorschlug, dem neuen – beziehungsweise alten – Bewohner dieses verfluchten Hauses mal eben einen Besuch abzustatten. Gerade Jimmy, der vorhin noch zu spüren gemeint hatte, dass die Angst umging. Dieser Spinner …
    Daniel klappte den Laptop zu. »Komm«, sagte er und drehte sich zum Terrarium um, »lass uns die Schlange füttern.« Als hätten sie ihn verstanden, begannen die Wüstenrennmäuse in dem kleinen Karton aus der Zoohandlung zu rumoren.
    Jimmy schaute auf die Uhr. »Oh, nee, lass mal. Ich muss heim. Meine alten Herrschaften lassen sonst nach mir suchen.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Quatsch, mir passiert schon nichts. Ich muss doch nur drei Blocks weiter. Da komme ich sicher an mindestens zwei Streifenwagen vorbei.« Jimmy blinzelte seinem Freund zu. Dann ging sein Blick zum Fenster. »Ach, Mist, es hat zu regnen angefangen. Kannst du mir deine Jacke leihen? Kriegst sie morgen zurück, versprochen.«
    »Na schön, aber ehrlich – morgen will ich sie wiederhaben.« Daniel liebte dieses Teil, eine abenteuerliche Mischung aus Highschool-Jacket und Westernjacke, mit Fransen an den Ärmeln und Nähten und einem Drachen auf dem Rücken, der wirklich so aussah, als könnte er jeden Moment lebendig werden. Er ging so gut wie nie ohne diese Jacke aus dem Haus.
    »Hab ich’s versprochen oder nicht? Und hab ich mein Wort schon mal nicht gehalten?«
    Daniel hätte gern zum Spaß gesagt: Tausendmal, aber das wäre gelogen gewesen. Jimmy Deen war die ehrlichste, zuverlässigste Seele, die er kannte. Einen besseren Freund konnte sich kein Mensch wünschen.
    »Ruf mich an, wenn du zu Hause bist, okay? Damit ich weiß, dass meine Jacke heil angekommen ist.«
    »Schon klar … Blödmann.« Jimmy zwinkerte ihm noch einmal zu, dann ging er. Von drunten hörte Daniel, wie Jimmy sich verabschiedete und das Angebot seines Dads, ihn nach Hause zu bringen, ausschlug. Dann schlug die Haustür, und Daniel sah Jimmy durchs Fenster nach, bis er im Abendlicht und Nieselregen um die nächste Ecke verschwunden war.
    Daniel wandte sich vom Fenster ab und wollte zum Terrarium gehen, um eine Maus hineinzuwerfen, hielt aber auf halbem Weg durchs Zimmer inne.
    Da war es wieder. Dieses Gefühl . Als wäre da noch jemand. Als wäre er nicht allein im Zimmer. Als beobachtete ihn nicht einfach nur jemand, sondern als stünde da jemand ganz dicht bei ihm, so nah, dass sie sich fast berührten.
    Nur war da niemand. Natürlich nicht. Wer sollte denn da sein?
    Einen Moment lang zog Daniel in Erwägung, dass vielleicht sein Dad oder seine Mom heraufgekommen sein könnten, um ihn zum Abendessen zu rufen, und er oder sie vielleicht schon vor der Tür stand. Das gab es ja, dass man so was spürte – dass man an jemanden dachte, und dann klingelt das Telefon, und der, an den man gerade noch gedacht hat, ist am Apparat. So was in der Art.
    Daniel ging zur Tür. Nein, so was in der Art war es nicht. Er konnte seine Eltern selbst durch die geschlossene Tür im Erdgeschoss miteinander reden hören.
    Er hatte dieses Gefühl nicht zum ersten Mal, aber es war wie all die Male zuvor unbeschreiblich. Genau wie beim allerersten Mal: Droben am alten Anderson-Haus, da hatte Daniel es zum ersten Mal gespürt. Da war es … geweckt worden. Und seitdem war es nie mehr ganz eingeschlafen.

4
Damals
    »Mommy!«
    Callie schrie nach ihrer Mutter, die so wenig da war wie sonst jemand – außer ihm, ihrem Peiniger, und diesem Ding in ihr, das neun Monate lang in ihr gewachsen war und das sie los sein wollte – das seinerseits aber nicht aus ihr herauszuwollen schien!
    »Hilf mir, Mommy, hol’s raus, bitte, bitte, mach es weg!«
    Mach es weg … Wie oft hatte sie sich das gewünscht in all der Zeit? Sie hatte gebetet, zu Gott, zu allen Göttern, die ihr eingefallen waren, dass sie dieses Kind verlöre. Nicht nur, weil sie kein Kind ihres Peinigers zur Welt bringen wollte, sondern weil dieses Kind sie quälte. Mit Träumen. Mit Albträumen . Das Kind träumte sie, und Callie musste sie mit ihm träumen. So kam es ihr jedenfalls vor, anders konnte und wollte sie sich dieses grauenhafte Phänomen nicht erklären.
    Neun Monate. Die längsten ihres Lebens. Und trotzdem, wie schnell sie vergangen waren. Manchmal kam es ihr vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie gespürt hatte, wie ihr Bauch anfing, sich zu wölben. Das kalte Entsetzen, das mit der Erkenntnis
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