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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
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meinen Wagen zwei Straßen weiter geparkt, und auf dem Weg dorthin wäre mir aufgefallen, wenn sich jemand an meine Fersen geheftet hätte.
    Ich schüttele den Kopf. So komme ich nicht weiter.
    Nach einer weiteren Stunde, in denen ich meine Optionen durchspiele, beschließe ich, die Flucht nach vorn anzutreten. Ich streife mir eine Jacke über, schlage den Kragen hoch, trete aus dem Haus und eile durch den prasselnden Regen hinüber zu dem Wagen.
    Doch noch bevor ich ihn erreiche, startet der Motor und die Scheinwerfer leuchten auf. Der Mann am Steuer wirft mir einen verstörten Blick zu, dann verschwindet er mit quietschenden Reifen um die nächste Ecke.
    Ich kehre zurück ins Haus. Das Wasser durchtränkt meine Haare und läuft mir in Kragen und Schuhe.
    Aber das Wasser ist nicht das Problem.
    Wo liegt der Fehler? Wie habe ich es vermasselt?
    Ich brühe frischen Kaffee auf, und während ich daran nippe, fährt draußen ein Wagen vor. Er hält etwas mehr Abstand als der erste und diesmal sitzt eine Frau am Steuer. Sie ist geschickter als ihr Kollege, hat eine Straßenkarte auseinandergefaltet und scheint nach einer Adresse zu suchen.
    Ich bin gespannt, wie lange sie diese Farce aufrechterhält.
    Ich bin gespannt, ob ich sie diesmal kriege.

3
     
    Vergangenheit
    Gleich als ich ins Haus trete, spüre ich, dass etwas anders geworden ist. Etwas ist daraus verschwunden, und während ich im Eingangsbereich stehe und lausche, wird mir klar, was es ist: Es fehlen die typischen Geräusche, die immer erklingen, wenn irgendwo in den beiden Stockwerken gewerkelt wird; und wenn Martha da ist, vergeht praktisch keine Minute, in der sie nicht irgendwo wirbelt und wuselt. Sie ist Mädchen für alles, und wenn sie nicht gerade in der Küche beschäftigt ist, räumt sie auf, fegt oder wäscht. Manchmal kommt sie mir vor wie eine dieser mechanischen Aufziehpuppen, die nicht zu bremsen sind, wenn man den Schlüssel in ihrem Rücken nur oft genug dreht und die Feder fest genug spannt. Bei der Vorstellung, bei Martha könnte ein solcher Schlüssel unsichtbar im Bauch stecken, sodass sie sich bei Bedarf selbst aufzuziehen vermag und dies auch beständig tut, entlockt mir ein schwaches Schmunzeln. Zugleich aber ahne ich, dass mir zum Lachen nicht zumute sein sollte. Gerade habe ich meinen lieben Edmond verprellt, und wenn sich mein Verdacht bewahrheitet, dann noch jemand anderen …
    Ich durchwandere die Stockwerke, jedes einzelne Zimmer, und rufe immer wieder Marthas Namen. Doch sie antwortet nicht. Zuletzt betrete ich die Kammer, in der sie sich zur Nacht hin niederlegt. Ihr Schrank steht offen, doch er ist leer und das Bett – wen wundert’s – fein säuberlich gemacht. Und dort auf dem frisch gemachten Bett finde ich ihn auf dem Kopfkissen: den Brief an mich. Es ist ihre Handschrift, kein Zweifel, und wer sonst sollte mir auch schreiben, noch dazu solche Zeilen?
    Sie bringt darin ihre Empörung über mein »gotteslästerliches Verhalten« zum Ausdruck und dass sie mit »einem solchen Menschen« nicht länger unter einem Dach zu leben vermag, auch nicht für ihn arbeiten. Sie habe mich immer wie ihren Ziehsohn betrachtet – während ich das lese, versetzt es mir einen Stich ins Herz –, und wie bei Kindern üblich, habe sie auch mir viele Dummheiten, viele Narreteien verziehen. Und dass Lizzys Tod mir eine Wunde schlagen und mich verändern würde, sei ihr klar gewesen. Doch niemals (sie unterstreicht das Wort zweimal) hätte sie sich vorstellen können, dass ich mich zu einer Tat wie der hinreißen ließe, die mich auch schon mit Edmond entzweit hat.
    Ich muss mich auf ihr Bett setzen, und für ein paar Atemzüge schwindelt mir so stark, dass ich mich abstützen muss, um nicht zu fallen. Meine erste Reaktion ist: Ich muss ihr hinterhereilen und sie um Vergebung bitten! Martha ist Teil meines Lebens, solange ich denken kann. Aber dann weicht die Verzweiflung der Verärgerung, weil niemand mich verstehen will oder kann. Niemand. Nicht Edmond, nicht Martha, die sich davongeschlichen hat wie eine Diebin …!
    Dass einzig ein mir bis vor Kurzem völlig Fremder – Meister Cunningham – wenigstens nachzuvollziehen versucht, was mich diesen Weg der Abkehr von Gott beschreiten lässt, ist erstaunlich und demütigend zugleich.
    Nun denn, ich habe die Zeit überstanden, als Martha bei ihrer Schwester weilte, ich werde auch jetzt ohne sie auskommen – wenn es sein muss, auch für immer. Dienstboten lassen sich finden. Es wird nicht schwer
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