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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
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… aber hättet Ihr an meiner statt anders reagiert?« Ich schüttelte den Kopf, als wollte ich ihm die Antwort abnehmen. »Gewiss nicht, oder?«
    Er streift seine Jacke ab und legt sie Edmond wie ein Kissen unter den Kopf. Dann erhebt er sich und tritt zu mir. Sein Blick ist unstet, was ich von ihm nicht gewohnt bin. Er schafft es kaum, mir in die Augen zu sehen.
    Er räuspert sich und knetet erst seine Hände, dann fragt er: »Darf ich … Euch einmal anfassen?«
    Mir schwant, welch absurdes Begehren ihm diese Bitte eingibt. »Ihr … Ihr haltet mich tatsächlich für ein Gespenst?!«
    Ich sehe, dass die Hand, die er mir entgegenstreckt, zittert. »Ich war bei Euch«, sagt er. »Ich habe Euch untersucht, soweit es in meinen Kräften steht. Aber da … da war kein Funken Leben mehr in Euch, das schwöre ich bei dem Eid, den ich einst leistete. Hippokrates sei mir gnädig – wie konnte ich nur so irren?«
    Ich nehme seine Hand und umfasse sie so fest, dass ich damit jeden Zweifel ausräumen muss, dass ich ein Mensch aus Fleisch und Blut, keine Halluzination oder eine ruhelose Seele aus dem Geisterreich bin.
    Er ächzt, wie vorhin schon bei Edmond, nur noch lauter, entsagungsvoller. Dazu schüttelt er so heftig den Kopf, dass ihm das Drahtgestell seiner Brille davonzufliegen droht.
    »Beruhigt Euch!«
    »Beruhigen …?«
    In Edmonds schlaffen Körper kommt Bewegung. Er öffnet die Augen, und sein irrender Blick findet rasch zu mir. Bevor er etwas sagen kann, rufe ich ihm zu: »Was immer ihr alle denkt, was mit mir geschehen ist: Ich lebe! Ihr täuscht euch! Ich bin gerade auf meinem Bett erwacht, und wenn ihr mich wirklich für tot gehalten habt, schulde ich euch eine Entschuldigung. Ich dachte, ihr würdet mich auf derbste Weise veralbern wollen. Ich …«
    Edmond richtet sich auf und tritt zu mir. Wie schon der Doktor muss auch er sich zuerst überzeugen, dass ich nicht nur Trug und Täuschung bin. Seine Finger schließen sich fest um meinen Arm. Er schüttelt mich sogar. Dann erst nickt er und sieht mich mit solcher Ehrfurcht an, als wäre ich der Heiland, der vom Tod auferstand.
    Endlich bricht es aus ihm heraus: »Ich bin so froh, dass wir uns täuschten.« Sein sonderbarer Blick scheint mir anderes auszudrücken: Ich bin so froh, dass Gott dir verziehen und eine zweite Chance gegeben hat!
    In diesem Moment habe ich nicht die Kraft, dagegen zu wettern. Ich weiß, dass ich lebe, und so will ich nun alles erfahren, was diese Menschen zu ihrem Irrglauben veranlasste, ich sei verstorben.
    Es ist Edmond, der mir wenig später bei einem Sherry, den selbst der gute Doktor Burnett nicht ablehnen mag, berichtet, dass Meister Cunningham mich am Morgen in der Gruft vorgefunden hat. Aber nicht schlafend, wie ich noch immer glaube, sondern tot . Er war so entsetzt darüber, dass er zunächst zum Haus eilte, um Martha zu alarmieren. Von ihrem Fortgang hatte er nichts mitbekommen. Die Tür war unverschlossen, aber das Haus selbst fand er völlig verlassen. Daraufhin entschloss er sich, nach Stratford zu eilen und bei der Polizei vorstellig zu werden. Er war noch nicht ganz aus dem Haus, da begegnete er mir – ich fand die ganze Nacht keinen Schlaf und wollte mich mit dir versöhnen.«
    Bei diesen Worten nicke ich ihm dankbar zu; er soll wissen, dass auch ich nichts lieber wünsche als das.
    »Ich überredete ihn, mir noch einmal in die Gruft zu folgen. Das tat er, und auch ich … fand dich völlig leblos vor. Dennoch schafften wir dich mit vereinten Kräften hierher ins Haus, hoch in dein Schlafzimmer, und während ich neben dir Wacht hielt, verständigte der Steinmetz auf mein Geheiß hin deinen langjährigen Hausarzt. Ich hatte immer noch einen Funken Hoffnung – bis Dr. Burnett kam und dich nach gründlicher Untersuchung für …« Er zögerte, überwand sich aber. »… für tot erklärte.«
    »Wenn das alles wahr und so geschehen ist, dann … dann war ich wohl das, was man scheintot nennt, nicht wahr, lieber Doktor?«
    Sein Blick flackert immer noch; das Ereignis hat ihn tief getroffen und wohl auch in seiner Berufsehre gekränkt – so froh er sicherlich auch ist, dass ich nicht das Zeitliche gesegnet habe.
    »Ja«, krächzt er und trinkt sein Glas, an dem er zuvor nur nippte, in einem Zuge aus. »Ja, so muss es dann wohl gewesen sein. Scheintot, ja … Das ist keine anerkannte Diagnose. Aber es gibt so vieles zwischen Himmel und Erde, was sich unserem Begreifen entzieht … Scheintot. Ihr wart ganz offenbar genau
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