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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch
Autoren: Anthony Horowitz
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Menschen getötet und war schließlich zum Meister des Weihrauchs ernannt worden und mit dem Rang 438 in die White Lotus Society in Hongkong aufgestiegen.
    Er schämte sich für keine seiner Taten. Schließlich hatte er sich nie für den Job beworben. Er war in ihn hineingeboren worden. Sein Vater war der König des Berges, der unangefochtene Triadenboss, und Lohan war dazu erzogen worden, eines Tages seinen Platz einzunehmen. Zu dieser Erziehung gehörte, dass er jede Anweisung befolgte, keine Skrupel hatte und nur der Triade und sich selbst treu war.
    Es war ein Schock für ihn gewesen, plötzlich der Babysitter eines fünfzehnjährigen englischen Schulmädchens zu sein. Natürlich hatte er schon immer über Scarlett Adams Bescheid gewusst. Sie war als Baby aus dem Pancaran Kasih Waisenhaus in Djakarta geholt und heimlich nach England gebracht worden. Aus irgendeinem Grund hatte die White Lotus Society geschworen, sie zu beschützen, und sie seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen. Lohan hatte seinen Vater einmal gefragt, wieso sie Zeit und Männer dafür verschwendeten, ein einziges Mädchen zu bewachen, das so weit weg lebte. Das war einer der wenigen Momente gewesen, in denen der König des Berges seinen Sohn barsch angefahren hatte.
    „Stell keine Fragen. Zweifle niemals an meinen Befehlen. Das Leben dieses Mädchens ist mir wichtiger als deines. Es ist wichtiger als das eines jeden Einzelnen von uns.“
    Und dann waren die Alten nach Hongkong gekommen und Lohan hatte es verstanden. Anfangs war es natürlich schwer zu glauben gewesen. Es war, als wäre die Stadt von Aliens heimgesucht worden, Kreaturen aus dem Weltraum. Sie brachten jeden um, der ihnen im Weg war – erst Hunderte, dann Tausende –, und niemand merkte es! Die Leichen türmten sich im Hafen, aber es war allen egal. Die Alten infiltrierten die Regierung. Sie kontrollierten die Polizei. Sie verwandelten die ganze Stadt in eine riesige Falle, und das alles nur, um Scarlett Adams in die Hände zu bekommen.
    Es war Lohan gelungen, Scarlett zu erwischen, obwohl sie schon von ihren Feinden umzingelt gewesen war, und er hatte versucht, sie auf einem Kreuzfahrtschiff aus der Stadt zu schmuggeln. Dieser Plan war jedoch im letzten Augenblick gescheitert, weil man sie verraten hatte – einer der wenigen Fehlschläge seines Lebens. Die beiden waren sich erst wieder im Tai Shan Tempel begegnet, in diesen letzten paar Momenten vor der vollständigen Zerstörung Hongkongs.
    Und jetzt das.
    Trotz allem bedauerte Lohan, dass er von Scarlett getrennt worden war. Er hatte sie gerngehabt. Immerhin war sie ein englisches Schulmädchen, das in einem ruhigen Vorort von London aufgewachsen war. Sie wusste nichts über das wahre Leben. Sie war nie in Gefahr gewesen. Und doch hatte sie sich erstaunlich schnell angepasst. Es hatte kein hysterisches Geschrei und keine Tränen gegeben. Und zum Schluss hatte sie sie alle gerettet, indem sie Kräfte einsetzte, von denen sie bis dahin nicht einmal gewusst hatte, dass sie sie besaß.
    Und nun hatte es Lohan von einem fünfzehnjährigen Teenager zum nächsten verschlagen. Allerdings schien Matt ganz anders zu sein als Scarlett. Er wirkte irgendwie in sich gekehrt und verfügte über eine innere Stärke und Sicherheit, die ihn schwer durchschaubar machten. Als sie beide in Belém gelandet waren, wo das Wasser um die Häuser schwappte und überall Leichen herumdümpelten, war er nicht einmal überrascht gewesen. Und obwohl Lohan viel älter war und durch sein Leben in der Triade einiges an Erfahrung mitbrachte, war es Matt, der das Kommando übernommen hatte.
    Und auch jetzt noch traf Matt die Entscheidungen. Sie würden nach Oblivion gehen. Es spielte keine Rolle, dass es fast unmöglich war, dorthin zu gelangen, und dass es der schlimmste Ort der Erde war, sogar noch gefährlicher als Brasilien. Matt war es auch egal, dass das Eis und die Kälte sie auf jeden Fall umbringen würden, wenn die Alten es nicht taten. Das war ihr Schicksal.
    Da war aber noch etwas anderes. Lohan war aufgefallen, dass sich Matt seit der Geschichte mit Fernandinho verändert hatte. Vielleicht lag es an etwas, das er in der Traumwelt gesehen oder gehört hatte. Aber da gab es eindeutig etwas, das er nicht erzählen wollte.
    Abgekämpft und mit schmerzenden Füßen erreichten sie ein schäbiges Dorf mit weiß getünchten Häusern, in dem gerade ein Sklavenmarkt abgehalten werden sollte, und sie beobachteten die Vorbereitungen vom Dorfrand aus. Lohan
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