Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
deshalb hatte er Lohan befohlen, den Pilotenschein zu erwerben. Er war mit den Instrumenten der Legacy zwar nicht vertraut, hatte aber eine Hawker 4000 geflogen, die ziemlich ähnlich war. Nicht, dass das etwas ausgemacht hätte. Um diesem Höllenloch zu entkommen, hätte Lohan sich in jedes Flugzeug der Welt gesetzt.
    Es waren noch mehr bewaffnete Soldaten gekommen, um sie in Empfang zu nehmen. Sie trugen alle dieselben Kakiuniformen, hatten aber verschiedene Waffen. Lohan erkannte sofort, dass dieses Camp keine militärische Anlage war. Die Männer gaben sich zu lässig und wirkten undiszipliniert. Viele waren unrasiert, rauchten und hatten lange schmutzige Haare. Söldner? Eine Privatarmee? Sie standen nur da und betrachteten die Neuankömmlinge, die sich in einer Reihe aufstellen mussten. Es war extrem warm und schwül in diesem Dschungel. Obwohl es nicht wirklich regnete, hing Feuchtigkeit in der Luft. Matt und Lohan waren zwar erst vor wenigen Minuten angekommen, aber ihre Sachen waren bereits feucht und ungemütlich. Moskitos sirrten um ihre Ohren. Im Unterholz krochen bestimmt Giftschlangen herum. Krankheiten und Seuchen lauerten überall.
    „Wusstest du, dass es hier sein würde?“, fragte Lohan.
    Matt sah ihn an. „Was?“, fragte er.
    „Das Flugzeug.“
    „Ich hatte es gehofft.“
    Lohan schüttelte den Kopf. „Du hast gewusst, dass es hier ist“, widersprach er. „Das ist dein Plan. Du willst, dass ich uns in die Antarktis fliege.“
    Bevor Matt etwas erwidern konnte, rammte ihm einer der Soldaten den Gewehrkolben gegen die Brust. „Nenhuma fala!“
    „Nicht reden!“ Auch dieser Befehl wurde ihm auf Portugiesisch erteilt. Neben Matt stand ein brasilianischer Junge, elf oder zwölf Jahre alt, für den dieser beiläufige Akt der Brutalität das Fass zum Überlaufen brachte. Er brach in Tränen aus. Lohan konnte nichts für ihn tun. Seine Hände waren immer noch hinter dem Rücken gefesselt und außerdem würde ihn dieselbe Strafe erwarten, wenn er mit dem Jungen sprach. Er konnte ihn jedoch mitfühlend ansehen und dachte insgeheim, dass er keine Woche überleben würde, wenn er sich das Schicksal anderer so zu Herzen nahm. Matt war unter dem Schlag rückwärtsgetaumelt und richtete sich jetzt wortlos wieder auf. Der Soldat ging weiter.
    Die Gefangenen standen noch weitere zehn Minuten aufgereiht neben dem Hubschrauber. Schließlich trat der Mann mit dem Bart und der gebrochenen Nase vor, der auch auf dem Markt gewesen war. Er hatte vorn beim Piloten gesessen. Mit einer Hand umklammerte er eine halb volle Flasche Rum.
    „Willkommen in Serra Morte“, begann er. „Hier werdet ihr leben und hier werdet ihr sterben. Wenn ihr hart arbeitet, werdet ihr gut behandelt. Ihr bekommt Wasser – einen Liter am Tag –, Essen und einen Schlafplatz. Wenn ihr nicht arbeitet, zu fliehen versucht oder ungehorsam seid, werdet ihr bestraft. Es gibt nur eine Strafe in Serra Morte und das ist der Tod. Aber bildet euch nicht ein, dass er euch schnell und schmerzlos von der Arbeit erlöst. Wir haben hier ein kleines Spiel. Wir probieren gern aus, wie lange man einen Menschen leiden lassen kann, bevor er stirbt. Der Rekord liegt bei hundertsechs Tagen. Vergesst das nicht.
    Ihr werdet sofort mit der Arbeit beginnen. Wir arbeiten hier fünfzehn Stunden am Tag, jeden Tag. Freie Tage gibt es nicht. Wenn ihr zu krank zum Arbeiten sein solltet, schaffen wir euch in den Urwald und überlassen euch den Schlangen und Alligatoren. Nach der Arbeit bringen wir euch zu euren Schlafplätzen. Aber den Schlaf müsst ihr euch verdienen. Es gibt ein paar Regeln, die ihr lernen müsst, die aber sehr einfach sind. Ihr seid Sklaven. Ihr habt keine Rechte. Niemand schert sich um euch. Ihr werdet tun, was man euch sagt, ihr werdet arbeiten und sonst nichts. Und jetzt folgt mir.“
    Sie setzten sich in Bewegung, durchs Tor, den Weg hinunter und in den Regenwald. Matt war immer noch neben Lohan und machte ein ernstes und doch unterwürfiges Gesicht. Sein ganzes Feuer schien ihn verlassen zu haben, was Lohan mehr beunruhigte als die verfahrene Situation, in der sie sich befanden. Aus Angst vor Schlägen und um für den langen Marsch durch die Hitze ihre Kräfte zu schonen, sagte keiner von ihnen ein Wort. Sekunden später hatte die dichte Vegetation des Regenwaldes sie verschluckt, und als Lohan sich umschaute, war der kleine Flugplatz nicht mehr zu sehen. Der Pfad war ausgetreten. Anscheinend waren schon viele Menschen diesen Weg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher