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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch
Autoren: Anthony Horowitz
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konnte. Um Lohan hatte sich eine kleine Menschentraube gebildet. In einem Ort wie Jangada hatten die Leute nicht viel Spaß und zuzusehen, wie ein Mann zusammengeschlagen wurde, kam einem Unterhaltungsprogramm noch am nächsten. Der cafuzo hatte Lohans Waffe in der Hand. Es gab keinen Zweifel, dass er ihn erschießen würde.
    Der Soldat mit dem Bart und der gebrochenen Nase kam herbei. „Worum geht es hier?“, fragte er.
    „Dieser Mann ist ein Dieb“, erklärte der cafuzo. „Er und der amerikanische Junge machen gemeinsame Sache. Er verkauft ihn und holt ihn dann wieder zurück. Fernandinho hat mich geschickt, sie zu finden. Er will sie beide tot sehen.“
    „Den Jungen kannst du nicht töten“, sagte der Soldat. „Der gehört jetzt mir – und wo er hingeht, ist er ohnehin ein lebender Toter. Das Ende ist in jedem Fall dasselbe. Das kannst du Fernandinho sagen. Und was den hier angeht …“ Er schaute hinab auf Lohan, der mit mürrischem Blick am Boden lag und wütend auf sich selbst war, weil man ihn so überrumpelt hatte. Plötzlich kam dem Soldaten ein Gedanke. „Den nehme ich auch, wenn das in Ordnung für dich ist.“
    „Soll das heißen, du bezahlst für ihn?“, fragte der cafuzo sofort.
    „Ich nehme ihn umsonst. Du hast doch sein Geld. Wie viel hatte er dabei?“
    Der cafuzo hatte Lohans Geldbündel in der Hand und zählte die Scheine zügig durch. „Sechshundert.“
    „Das sollte reichen.“ Der Soldat lachte humorlos. „Damit kannst du Fernandinho das zurückzahlen, was er verloren hat, und den Rest teilt ihr unter euch auf. In diesem Chinesen steckt noch viel Arbeitskraft, also nehme ich ihn. Ich kriege kostenlos einen zusätzlichen Arbeiter und du hast das Geld. Damit sind doch alle zufrieden, oder?“
    Einen Moment lang herrschte Stille, doch was der Soldat vorgeschlagen hatte, klang vernünftig. Außerdem hatte er seine Männer in der Nähe, und wenn es zu Streitigkeiten oder sogar einem Kampf kam, würde der Sklavenhändler das meiste abbekommen, das war ihm klar. Er warf dem cafuzo einen Blick zu, der anscheinend dasselbe dachte. Der nickte und damit war das Abkommen besiegelt.
    Danach ging alles ganz schnell. Lohan wurde auf die Füße gezerrt. Sie fesselten ihm die Hände hinter dem Rücken und stießen ihn zu den anderen Gefangenen auf die Plattform. Plötzlich stand er wieder neben Matt. Sogar in diesem Moment fiel ihm auf, dass Matt nicht besonders überrascht aussah. Er wirkte auch nicht beunruhigt, obwohl sie jetzt beide Sklaven waren und niemand kommen und sie retten würde. In der Zwischenzeit hatte ihr Verkäufer seinen Handel mit den Soldaten abgeschlossen und plötzlich war alles vorbei. Auf der Plattform standen vierunddreißig Personen, doch von jetzt an waren sie keine Menschen mehr. Sie waren Besitz.
    „Vamos lá!“
    Einer der Soldaten brüllte den Befehl und die Gruppe setzte sich in Bewegung. Die anderen Männer benutzten ihre Gewehrkolben, um die anzutreiben, die zu langsam waren oder zu fliehen versuchten. Die Dorfbewohner sahen mit ausdruckslosen Gesichtern zu.
    Lohan wusste, was sie dachten. Sie hatten es zwar amüsant gefunden, beim Verkauf der Sklaven zuzusehen, aber insgeheim wussten sie, dass ihre Nahrung und ihr Geld eines Tages auch nicht mehr reichen würden und ihnen dann dasselbe Schicksal bevorstand. Die Gefangenen wurden die Hauptstraße hinuntergetrieben, vorbei an leeren oder geschlossenen Läden und Häusern mit vernagelten Fenstern. Alles war schmutzig und heruntergekommen. Schließlich erreichten sie einen ehemaligen Busbahnhof. Es standen sogar noch zwei Busse herum, ohne Fenster, ohne Räder und ohne Sitze – kaum mehr als rostige, ausgebrannte Blechdosen.
    Doch auf dem Platz stand auch ein Hubschrauber, der auf sie wartete. Matt und Lohan hatten seit ihrer Ankunft in Brasilien nichts Fliegendes gesehen, deshalb war dieser Anblick gleichermaßen verblüffend und erschreckend. Offenbar stand ihnen eine längere Reise bevor. Der Hubschrauber war ein Super Puma mit vier Rotorblättern in der Farbe der nationalen Luftwaffe und schien nicht viel besser in Schuss zu sein als die Busse. Er war für den Transport von achtzehn Personen gebaut, doch jetzt würde mehr als die doppelte Anzahl hineingequetscht werden.
    „ Okay. Comecar dentrol“
    Wieder wurde der Befehl auf Portugiesisch gebrüllt, aber der Anblick des Hubschraubers war zu viel für einen der Gefangenen, einen älteren Mann mit großen Augen und einem pockennarbigen Gesicht. Während die
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