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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien
Autoren: C. S. Forester
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rasch ihre Schrecken. Auch die beiden Seeleute grinsten ihn freundlich an. Hier, im vizeköniglichen Palast, war es in der Tat verdammt schwer, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie er mit gefletschten Zähnen und gezücktem Messer vor ihnen gestanden hatte, als es um den Besitz einer einzigen grünen Kokosnuß ging. Hornblower freute sich aufrichtig, daß diese Unterhaltung unter Gelächter und im besten Einvernehmen zu Ende ging. Um so leichteren Herzens konnte er nun wieder das köstliche Nichtstun an Barbaras Seite genießen. Näherinnen und Schneider mußten lange Stunden hindurch eifrig gearbeitet haben, da schon am folgenden Tag ein Teil ihrer Erzeugnisse zur Anprobe bereit war. »Mein spanischer Grande!« sagte Barbara zu ihrem Mann, der in Rock und Kniehosen nach puertoricanischem Schnitt vor ihr stand.
    »Meine liebenswerte Señora«, antwortete Hornblower mit einer Verbeugung. Barbara trug den spanischen Kamm im Haar und eine Mantilla um die Schultern. »Ein Glück, daß die Señoras von Puerto Rico keine Korsetts zu tragen pflegen«, sagte Barbara. »Ich hielte ein solches Ding jetzt unmöglich aus.«
    Das war eine der wenigen Anspielungen Barbaras auf all die Abschürfungen und Beulen, die sie am ganzen Körper davongetragen hatte. Sie war spartanisch erzogen und hatte eine strenge Schule durchgemacht, in der es als verächtlich galt, körperliches Ungemach einzugestehen. Selbst als sie ihm jetzt während ihrer Antwort einen echt spanischen Hofknicks vorspielte, war sie ängstlich darauf bedacht, nichts von den Schmerzen zu verraten, die ihr diese Bewegung kostete.
    Hornblower konnte kaum etwas davon erraten haben. »Was kann ich heute Mendez-Castillo sagen, wenn er kommt, um sich nach unserem Befinden zu erkundigen?« fragte er.
    »Ich meine«, sagte Barbara, »wir können den Empfang Seiner Exzellenz jetzt getrost auf uns nehmen.« Auch in dem kleinen Puerto Rico war alle Pracht und alle Förmlichkeit des spanischen Zeremoniells zu finden. Der Generalkapitän war ja der Vertreter eines Königs, in dessen Adern das Blut der Bourbonen und der Habsburger, das Ferdinands und Isabellas rann, darum war auch seine Person von der gleichen Etikette und dem gleichen Ritual umgeben wie die des Herrschers selbst, damit dessen mystische Heiligkeit auf keinen Fall eine Profanierung erlitt. Selbst Hornblower merkte erst, als er die Vorbereitungen zu dem Empfang mit Mendez-Castillo besprach, welches Entgegenkommen, welche Belastung der strengen Etikette des Palastes es bedeutet hatte, daß Ihre Exzellenzen sich bereit fanden, die hart mitgenommenen Schiffbrüchigen, die ihre Gastfreundschaft in Anspruch nahmen, über die Hintertreppe zu besuchen. Jetzt, beim offiziellen Empfang, war das alles vergessen und ausgelöscht. Belustigend wirkten dabei Mendez- Castillos wortreiche Entschuldigungen, daß Hornblower diesmal nicht die gleichen Zeremonien erwarten dürfe, mit denen er bei seinem letzten Besuch empfangen worden sei. Damals sei er noch Oberbefehlshaber gewesen, heute sei er nur noch ein Offizier auf Halbsold, zwar ein Gast von Rang (wie sich Mendez-Castillo hinzuzufügen beeilte), aber doch kein offizieller Besucher. Er hatte das Gefühl, daß Mendez-Castillo von ihm erwartete, er würde zornig aufbrausen, wenn er hörte, daß zu seinem Empfang nicht die ganze Kapelle spielen werde, sondern nur ein Trompeter Fanfaren blasen sollte, daß er auch nicht den Aufruf der ganzen Wache, sondern nur die Ehrenbezeigung der Posten erwarten dürfe. Es war ihm ein leichtes, den Takt, den man ihm nachsagte, aufs neue zu bewähren, indem er ganz der Wahrheit gemäß erklärte, daß ihm jeder wie immer geartete Empfang eine Ehre sei. Die Spanier sahen in dieser Offenheit nur eine diplomatische Verschleierung seiner wahren Gefühle.
    Das Programm nahm seinen vorgesehenen Verlauf. Barbara und Hornblower wurden unauffällig zur Hintertür des Palastes hinausgeschmuggelt und zu einem Boot geleitet, das sie zu dem mächtigen Tor an der Wasserfront brachte, dorthin, wo Hornblower schon einmal Einzug gehalten hatte. Langsamen, feierlichen Schrittes gingen sie durch das Tor, Barbara ganz der Vorschrift des Zeremoniells entsprechend an Hornblowers linkem Arm. Rechts und links von ihnen präsentierten die Posten ihre Gewehre, und Hornblower erwiderte ihren Gruß durch Abnehmen des Hutes. Im Innenhof wurden sie von den Fanfaren begrüßt, von denen Mendez-Castillo schon gesprochen hatte. Selbst der musiktaube Hornblower konnte sich nicht
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