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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien
Autoren: C. S. Forester
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hinaus.
    Dort saß er eine Stunde später Barbara gegenüber beim Frühstück. Er trug einen Morgenrock und wiegte sich lässig in einem Schaukelstuhl. Die beiden tranken süße Schokolade und aßen dazu frisches, köstliches Brot. »Das Leben ist doch schön, nicht wahr«, sagte Hornblower - aber nicht nur so obenhin als bloße Redensart, sondern im Brustton echter Überzeugung.
    »Ja«, sagte Barbara, »es ist schön, bei dir zu sein.«
    »Die Pretty Jane ist heute morgen glücklich in den Hafen gelangt«, sagte Hornblower.
    »Ja, ich habe es von meinem Fenster aus gesehen«, erwiderte Barbara. Jetzt wurde ihnen Mendez-Castillo gemeldet, wahrscheinlich hatte er schon erfahren, daß die Gäste Seiner Exzellenz aufgestanden waren und ihr Frühstück einnahmen. Er erkundigte sich im Auftrag Seiner Exzellenz nach ihrem Befinden und erhielt die beruhigende Auskunft, daß die Erholung rasche Fortschritte mache. Zugleich teilte er mit, daß Nachricht über das Geschehene auf dem schnellsten Wege nach Jamaika abgehen werde. »Seine Exzellenz sind zu gütig«, sagte Hornblower. »Aber eine andere Frage: Wie steht es um die Besatzung der Pretty Jane? Nimmt man sich der Leute an?«
    »Gewiß, Eure Exzellenz. Sie sind ins Militärlazarett aufgenommen worden. Das Hafenamt hat eine Wache an Bord des Schiffes abgestellt.«
    »Eine ausgezeichnete Lösung«, sagte Hornblower. Er hatte jetzt die beruhigende Gewißheit, daß ihn keine Verantwortung mehr traf.
    Der weitere Vormittag verging in süßem Nichtstun, unterbrochen nur durch den Besuch des Doktors, der erst ging, nachdem er nochmals die Pulse gefühlt und die Zungen besichtigt hatte, und der beim Abschied noch Worte des Dankes für die ungebrauchten Medizinen entgegennahm. Um zwei Uhr gab es das Dinner, eine gewaltige Mahlzeit, die höchst feierlich serviert wurde, aber bei näherem Zusehen nur aus einer Unzahl winziger Häppchen bestand. Daran schloß sich die übliche Siesta, dann ein Souper, das die beiden mit etwas mehr Appetit genossen, und zum Abschluß eine geruhsame Nacht.
    Der nächste Tag wurde schon etwas lebhafter, denn nun galt es, die Bekleidungsfrage zu lösen. Ihre Exzellenz sandte Barbara eine Damenschneiderin, und Hornblower fand als Dolmetscher ausgiebig Gelegenheit, seinen Geist wieder etwas gelenkig zu machen, zumal es hier um Dinge ging, für die ihm der spanische Wortschatz fehlte. Seine Exzellenz sorgte für Hemdenmacher und Schneider. Der Schneider war etwas enttäuscht, als er hörte, daß Hornblower keine britische Konteradmiralsuniform mit Goldstickerei und allen sonstigen Zutaten von ihm haben wollte.
    Als Offizier auf Halbsold und ohne Kommando hatte Hornblower derartiges nicht mehr nötig.
    Als der Schneider gegangen war, erschien eine Abordnung: der Steuermann und zwei Mann der Besatzung der Pretty Jane .
    »Wir sind gekommen, um uns nach dem Befinden Eurer Lordschaft und Ihrer Ladyschaft zu erkundigen«, sagte der Steuermann.
    »Besten Dank für Ihre Freundlichkeit. Sie sehen ja selbst, daß sowohl Ihre Ladyschaft wie auch ich wieder ganz wohlauf sind«, sagte Hornblower. »Und Sie? Wie geht es Ihnen? Werden Sie gut versorgt?«
    »Ja, danke, ausgezeichnet.«
    »Sie sind ja jetzt Kapitän der Pretty Jane «, bemerkte Hornblower.
    »Jawohl, Mylord.«
    Es mußte ein seltsames Gefühl sein, ausgerechnet auf einem Wrack den ersten Kapitänsposten zu erhalten. »Was wollen Sie denn mit der Pretty Jane anfangen?«
    »Sie wird heute noch aufgeslipt, Mylord. Vielleicht läßt sie sich noch dichten. Aber leider sieht es so aus, als ob der ganze kupferne Bodenbelag abgerissen wäre.«
    »Ja, damit muß man rechnen.«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach muß ich das Schiff dann samt der Ladung so günstig wie möglich losschlagen«, sagte der Steuermann und konnte dabei eine gewisse Bitterkeit nicht verhehlen - kein Wunder, wenn man sein erstes Schiff bekam und damit rechnen mußte, daß es mit dieser Herrlichkeit sofort wieder zu Ende war. »Ich hoffe, es kommt besser, als Sie vermuten.«
    »Danke, Mylord.« Er zögerte einen Augenblick, ehe er fortfuhr: »Ich habe Eurer Lordschaft für alles zu danken, was Sie für uns getan haben.«
    »Ach, um Gottes willen! Das wenige, was ich tat, geschah doch in erster Linie für mich selbst und für Ihre Ladyschaft.«
    Er konnte schon wieder lächeln, als er das sagte. In dieser friedlichen Umgebung verlor die Erinnerung an das Heulen des Hurrikans und das Krachen der Wogen, die über die Pretty Jane hereinbrachen,
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