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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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unnötig weit ausholen zu müssen. Wenn Sie die beiligende Nummer der »Sun« lesen, werden Sie auch verstehen, warum wir während des gestrigen, so wohlgelungenen Abends unser militärisches Geheimnis wahren mußten. Ich brauche Sie daher wohl nicht zu bitten, mir meine Verschwiegenheit zu verzeihen, und verbleibe mit besten Grüßen
    Ihr ergebener Diener Parry
    Bis Bush mit dem Lesen fertig war, hatte Hornblower in der Zeitung bereits den entscheidenden Absatz gefunden und deutete mit dem Finger darauf. Dort stand:
    Botschaft Seiner Majestät des Königs.
    Unterhaus, den 8. März 1803.
    Der Schatzkanzler überbrachte folgende Botschaft Seiner Majestät: »Seine Majestät hält es für erforderlich, das Unterhaus davon zu unterrichten, daß er es nach eingehender Erwägung für dringend geboten hält, zusätzliche Maßnahmen zur Sicherung seiner Kronländer zu ergreifen, weil nach den vorliegenden Berichten in den Häfen Frankreichs und Hollands offenbar militärische Vorbereitungen ernstester Art im Gange sind.
    Georg, Rex.III
    Mehr brauchte Bush nicht zu lesen. Boneys Landungsflotte von flachbodigen Prähmen und seine an der Kanalküste versammelte Invasionsarmee forderte die unbedingt nötige und angemessene Gegenwirkung heraus. Die Rekrutierung durch Preßkommandos in der vergangenen Nacht war mit einer Sorgfalt geheimgehalten worden, die Bush durchaus zu würdigen wußte. Er hatte selbst genug solche Kommandos geführt, um zu wissen, daß alle Seeleute sich förmlich in Luft auflösten, wenn sie von einer solchen Unternehmung Wind bekamen. Machte man es dagegen so geschickt wie heute, dann bekam man gewiß so viele Besatzungen zusammen, daß Englands Sicherheit gewährleistet war. An Schiffen fehlte es ja nicht, sie lagen in allen Häfen Englands zu Dutzenden auf, und Offiziere, die gab es vollends wie Sand am Meer - wer hätte Bush das zu erzählen brauchen? War die Flotte erst bemannt und ausgelaufen, dann konnte das Inselreich in aller Ruhe dem verräterischen Überfall entgegensehen, den Boney plante.
    »Bei Gott, das mußte kommen. Endlich einmal der rechte Entschluß zur rechten Zeit!« sagte Bush und schlug mit der flachen Hand auf die Zeitung. »Was ist denn geschehen?« fragte Maria.
    Sie hatte bis jetzt die beiden Männer schweigend beobachtet und bald den einen, bald den anderen ins Auge gefaßt, um womöglich aus ihren Mienen abzulesen, was sie bewegte. Bush hatte gesehen, wie sie bei seinen Glückwünsche zusammenzuckte.
    »Nächste Woche haben wir wieder Krieg«, sagte Hornblower.
    »Boney nimmt es natürlich nicht hin, daß wir ihn in seine Schranken verweisen.«
    »Mein Gott«, sagte Maria. »Und Sie - was wird dann mit Ihnen?«
    »Ich bin Commander geworden«, sagte Hornblower, »und demnächst werde ich Kommandant einer Korvette.«
    »Mein Gott«, sagte Maria zum zweiten Male.
    Ein paar Sekunden versuchte sie noch verzweifelt, sich in die Gewalt zu bekommen, dann brach sie zusammen. Der Kopf sank ihr tiefer und tiefer auf die Brust, sie schlug die behandschuhten Hände vors Gesicht und kehrte den beiden Männern den Rücken, so daß diese nur noch sehen konnten, wie ihre Schultern unter dem Schal von hemmungslosem Schluchzen zuckten.
    »Maria«, sagte Hornblower so weich und freundlich, wie er konnte, »bitte, Maria, nicht so.«
    Maria wandte sich zu ihm und zeigte ihm ihr tränennasses Gesicht, das unter der verrutschten Haube erst recht verzweifelt wirkte.
    »Ich werde Sie nnnie wiedersehen«, schluchzte sie. »Dabei war ich so froh, daß wir den M-M-M-Mumps in der Schule hatten. Ich dachte, ich könnte Ihr B-B-Bett machen und Ihr Zimmer aufräumen, und jetzt ininmuß das geschehen.«
    »Aber Maria«, sagte Hornblower mit einer hilflosen Armbewegung, »ich muß doch meine Pflicht tun.«
    »Ich will nicht mehr Heben! Ach wäre ich nur schon tot!« ammerte Maria. Die Tränen rieselten ihr über die Wangen und tropften auf den Schal. Die Augen, denen sie entströmten, zeigten den starren Blick eines Menschen, der alle Hoffnung begraben hat, ihr breiter Mund wirkte geradezu häßlich un mißgestaltet.
    Für Bush war diese Szene einfach zuviel. Er liebte hübsche, lustige Mädchen mit einem frechen Mundwerk. Was er hier mit ansehen mußte, zerrte unerträglich an seinen Nerven - vielleicht beleidigte es auch sein ästhetisches Empfinden, so fraglich es scheinen mag, ob Bush auf diesem Gebiet differenzierter Empfindungen fähig war. Wahrscheinlich ärgerte ihn aber nur dieses Schauspiel
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