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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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Schwestern in dem Häuschen in Chichester verbracht hatte, wo es nichts zu tun gab, als Unkraut zu jäten, und wo man darum versuchen mußte, tagtäglich mindestens zwölf Stunden zu verschlafen, kamen ihm alle diese aufregenden Erlebnisse gerade gelegen. Er setzte sich auf das Bett.
    »Sie werden noch manche Nacht keinen Schlaf finden, wenn der Krieg losgeht«, sagte Hornblower, aber Bush zuckte nur stumm die Achseln dazu. Es klopfte, das Mädchen für alles trat ins Zimmer. Sie trug in jeder Hand eine Kanne heißes Wasser, der abgetragene Fetzen, den sie am Leibe hatte, war ihr viel zu groß - er stammte wahrscheinlich von Mrs. Mason oder von Maria -, und das Haar flog ihr in wirren Strähnen um den Kopf.
    Aber auch sie machte Hornblower große Augen, während sie das heiße Wasser abstellte. Diese Augen brannten förmlich in ihrem mageren Gesicht, sie wanderten unablässig hinter Hornblower her, als er sich im Zimmer zu schaffen machte. An Bush verschwendete sie keinen einzigen Blick. Es gab keinen Zweifel: Dieses arme vierzehnjährige Findelkind hatte Hornblower ebenso zu ihrem Helden erkoren wie Maria.
    »Danke, Susie«, sagte Hornblower, und Susie machte ihm einen tiefen, ungelenken Knicks. Dann eilte sie trippelnd hinaus, konnte sich jedoch nicht versagen, durch den Türspalt noc einen Blick zurückzuwerfen.
    Hornblower machte eine einladende Bewegung zu dem Waschtisch und den Krügen mit heißem Wasser.
    »Nein, ich lasse Ihnen gern den Vortritt«, sagte Bush.
    Hornblower zog seinen Rock aus, schlüpfte aus dem Hemd und machte sich dann gleich ans Rasieren. Das Messer kratzte über seine stoppligen Wangen, er wandte den Kopf bald nach dieser, bald nach jener Seite und spannte die Haut, um der Schneide die beste Wirkung zu geben. Keinem von beiden war nach Reden zumute, darum fiel auch kaum ein Wort, bis Hornblower sich gewaschen hatte, das Seifenwasser in einen Eimer goß und endlich beiseite trat, um Bush zum Rasieren heranzulassen.
    »Genießen Sie es noch einmal richtig«, sagte Hornblower.
    »Wenn es nach Ihnen geht, sind Sie ja bald wieder so weit, daß Sie nur noch zweimal die Woche ein Tröpfchen Frischwasser zum Rasieren bekommen.«
    »Ist das so schlimm?« fragte Bush.
    Auch er rasierte sich, zog sein Rasiermesser sorgfältig ab und barg es wieder in der gerollten Segeltuchtasche, die seine Toilettensachen enthielt. Die Narben, die sich über seine Rippen zogen, traten bei jeder Bewegung weiß hervor. Als er fertig war, sah er Hornblower an.
    »So, jetzt kommen die Koteletts dran«, sagte der, »dicke, saftige Koteletts. Auf, gehen wir!«
    Im Speisezimmer, das man von der Diele aus betrat, war für eine ganze Anzahl Leute gedeckt, aber außer Bush und Hornblower war noch niemand da. Offenbar pflegten Mrs.
    Masons Zimmerherren nicht um diese Zeit zu frühstücken.
    Susie tauchte in der Tür auf.
    »Nur noch eine Minute, Sir«, sagte sie und eilte gleich darauf in die Küche hinunter.
    Mit einem schweren Tablett beladen, erschien sie nach einer Weile keuchend wieder. Hornblower schob seinen Stuhl zurück und wollte ihr helfen, aber sie protestierte sofort mit einem empörten »Nein, Nein!« und brachte es in der Tat fertig, die Last ohne Unfall auf dem Serviertisch abzusetzen. »Ich werde Sie gleich bedienen, Sir«, sagte sie.
    Jetzt eilte sie zwischen den beiden Tischen hin und her, wie ein Stopperjunge beim Ankerhieven, und trug alle die guten Dinge auf: Kaffee und Toast, Butter und Marmelade, Zucker und Milch, Essig und Öl. Dann kamen heiße Teller, und endlich setzte sie eine große verdeckte Schüssel vor Hornblower hin.
    Als sie den Deckel abhob, zeigte sich darunter eine Reihe fetter, dampfender Koteletts, deren köstlicher Duft alsbald den ganzen Raum erfüllte. »Ah!« sagte Hornblower und griff nach Löffel und Gabel, um vorzulegen. »Und du, hast du eigentlich schon gefrühstückt, Susie?«
    »Ich, Sir? Nein, Sir. Noch nicht, Sir.«
    Hornblower hielt mit Löffel und Gabel mitten in der Bewegung inne, blickte auf Susie und wieder zurück auf die Koteletts. Dann legte er den Löffel nieder und langte mit der Rechten in seine Hosentasche.
    »Ob man dir eins von diesen Koteletts zukommen lassen könnte?« sagte er, »Mir, Sir? Das ist ganz ausgeschlossen, Sir.«
    »Dann nimm diese halbe Krone hier.«
    »Eine halbe Krone, Sir?«
    Das war mehr, als ein Arbeiter am Tag verdiente. »Aber du mußt mir eins versprechen, Susie.«
    »Sir... Sir...!«
    Susie verbarg die Hände hinter ihrem
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