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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen
Autoren: Oliver Tappe
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und Mitgefühl aufbringen. Andere Länder, andere Sitten. So läuft
das nun mal. Ich bin immer wieder überrascht, dass die weitgereisten Deutschen
dieses simple System noch nicht verinnerlicht haben. Und wenn alles so sein
soll wie Daheim, kann ich mir den langen Flug doch sparen und mein Geld in
Jagdwurst und Scheibenkäse investieren. Ehrlich gesagt, leide ich natürlich
auch unter den amerikanischen Frühstückssitten. Selbst nach zwanzig Jahren ist
es mir nicht gelungen, mich mit Rührei und Speck anzufreunden. Bestenfalls
greife ich am Morgen zum frischen Obstsalat. Doch im stillen Kämmerchen habe
ich immer einen Beutel mit Notverpflegung. Darin befindet sich Vollkornknäcke,
Mandelmus, Streichkäse und hausgemachte Konfitüre. Damit lässt sich zumindest
der ärgste Frühstücksfrust in den Griff bekommen.

02 Hollywood - Die
Sache mit der Geisterbahn
     
    Hollywood.
Heimat der Stars und Sternchen. Hier wurde der rote Teppich erfunden und auch
der Silikonbusen. An einem Ort, an dem die Absätze der Damenschuhe höher sind
als der IQ der meisten Einwohner, hat alles seinen Preis. Fragt man jemanden in
Hollywood nach seinem Beruf, antwortet er selbstbewusst: „Ich bin
Schauspieler.“ Dann stellt er den Teller ab und fragt, ob es noch eine Cola
sein darf oder vielleicht ein Nachtisch. Nein, Kellner ist hier niemand. Das
machen die Menschen nur so zwischendrin, bis zum nächsten Rollenangebot oder
bis der Traum vom großen Ruhm am Ende doch noch platzt. Jedes Jahr zieht es
Hunderte hoffnungsvolle Talente und Nicht-Talente aus allen Staaten der USA in
die Traumfabrik. Sie haben zu viel People Magazin gelesen und hoffen nun
auf den ganz großen Durchbruch, den immerhin schon andere, noch dümmere
Blondinen vor ihnen geschafft haben. Doch, dass selbst in Hollywood nur
begrenzter Raum für magersüchtige Starlets und Möchte-Gern-Brad-Pitts ist,
wollen die jungen Leute einfach nicht wahrhaben. Zu reizvoll ist der Gedanke an
Millionengagen, Champagnergelage und an den eigenen Fanclub.
    Als ich Ende
der Achtziger, im Alter von 21 Jahren, zum ersten Mal einen Fuß auf den
berühmten Hollywood Boulevard setzte, kam ich nur knapp mit dem Leben davon.
Ich wohnte damals im YMCA, einer Art Jugendherberge in einer Seitenstraße. Wie
die meisten Touristen, lebte auch ich in dem Glauben, Hollywood gehöre den
Stars und nur den ganz großen Berühmtheiten sei es vergönnt, auf den
Prachtboulevards zu flanieren. Der Gedanke an Jugendbanden, die sich erbitterte
Straßenkämpfe leisten, war für mich unfassbar. Ich befand mich auf einem
abendlichen Bummel, als nur wenige Meter neben mir eine Revolverkugelkugel in
eine Schaufensterscheibe knallte. Jemand hatte aus einem vorbeifahrenden Wagen
geschossen. Erst Jahre später, als sich mein Wohnsitz bereits in der Stadt der
Engel befand, nahm ich zur Kenntnis, dass sogenannte Drive by Shootings in Los Angeles an der Tagesordnung stehen. Für mich war der erste Aufenthalt in
Hollywood eine bittere Enttäuschung. Von Stars und schönen Menschen war nicht
viel zu sehen und das Herzstück des Stadtteils, der Hollywood Boulevard, war
alles andere als glamourös. Sicher gab es dort Touristenattraktionen, wie das Grauman’s Chinese Theatre und den Walk of Fame , aber es mangelte damals
auch nicht an Sexshops und billigen Dessous-Geschäften. Heute, nach ausgiebigen
Aufräum- und Restaurierungsarbeiten, erstrahlt der Boulevard in neuem Glanz,
zumindest an den für Touristen wichtigen Stellen. Auch die Kriminalität in
Hollywood ist seitdem rückläufig. Man kann inzwischen selbst nach Einbruch der
Dunkelheit auch ohne schusssichere Weste sein Hotel verlassen. Statt vor
Kugelhagel muss man sich nur noch vor Taschendieben in Acht nehmen. Aber wo
sind die heutzutage nicht? Wer nach Promis Ausschau hält, wird an diesem Ort enttäuscht.
Zwar kann man vor dem Chinese Theatre in die Betonfußstapfen seiner
Lieblingsschauspieler treten, auf die Originale muss man jedoch verzichten.
Lediglich zur Oscar-Verleihung kommt die Prominenz auf den Hollywood Boulevard,
wo sie sich im Rampenlicht der Weltpresse im Kodak Theater selber feiert. Dann
wird der rote Teppich ausgerollt und stolz der neueste Silikonbusen sowie die
frisch aufgepumpte Schlauchbootlippe vorgeführt. Den Rest des Jahres verbringen
die Stars lieber in Malibu und in anderen westlichen Stadtteilen von Los
Angeles, wo weniger Touristen und Paparazzi herumschwirren. Mit ganz viel Glück
fällt ein Besuch Hollywoods zeitgleich mit der
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