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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
Autoren: David Weber
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Regungslosigkeit zu, und die einzelne Trommlerin – eine Midshipwoman im vierten Jahr auf Saganami Island in voller Paradeuniform – marschierte gleich hinter der schwarz behängten Protze. Der verstärkte Trommelklang hallte aus den Lautsprechern an jedem Flaggenmast, und jeder HD-Empfänger im Doppelsternsystem von Manticore trug die Bilder, die Geräusche und die Stille weiter, die das Pferdegespann auf eine nicht näher zu bezeichnende Weise einzuhüllen und zu verschlucken schien.
    Ein Midshipman aus der gleichen Klasse folgte der Trommlerin. Er führte ein drittes Pferd am Zügel, das kohlrabenschwarz war und gesattelt; in den Steigbügeln hingen zwei Stiefel mit den Stulpen nach unten. Hinter dem Midshipman wiederum gingen weitere Offiziere, aber nicht sehr viele. Direkt hinter dem Pferd schritt eine einzelne, schwarzhäutige Frau in der Uniform eines Captains of the List. Auf ihrem Haupt leuchtete das weiße Barett der Sternenschiffkommandanten, und in ihren behandschuhten Händen trug sie die juwelenbesetzte Scheide mit dem Schwert von Harrington aufrecht vor sich her. In ihren Augen glänzten unvergossene Tränen, auf dem Schwert blitzten die Edelsteine im schwachen Sonnenlicht. Acht Admirale gingen hinter ihr – Sir James Bowie Webster, der Kommandeur der Homefleet, und alle sieben Raumlords der Admiralität in Galauniform. Das waren alle. Verglichen mit dem Pomp und der Großartigkeit, welche von den Bühnenkünstlern der Volksrepublik inszeniert worden wären, war der Trauerzug klein, doch er genügte, denn diese zwölf Menschen und drei Pferde schufen derzeit in einer Stadt von mehr als elf Millionen Einwohnern den einzigen Anblick, das einzige Geräusch und die einzige Bewegung.
    Die trauernde Menge nahm Hüte und Mützen ab, manche wirkten dabei unbeholfen und peinlich berührt. Auf den Stufen der Royal Cathedral stand Allen Summervale, Herzog von Cromarty und Premierminister des Sternenkönigreichs von Manticore, neben Ihrer Majestät Königin Elisabeth III. Er sah zu, wie die Kolonne langsam näher kam. Nur sehr wenige, deren Blick nun auf den zweirädrigen Pferdekarren fiel, hätten sagen können, was eine ›Protze‹ ist, bevor es ihnen von den Reportern, die über die Trauerfeier berichteten, erklärt wurde. Noch weniger hätten gewusst, dass man auf Alterde vor langer Zeit solche Wagen benutzt hatte, um Kanonen zu ziehen – auch Cromarty war nur deshalb im Bilde, weil einer seiner Jugendfreunde alles über Militärgeschichte wusste, was es zu wissen gab. Schon gar niemand hätte auch nur geahnt, worin die Rolle bestand, die solchen Protzen bei militärischen Begräbnissen zukam. Jeder der Zuschauer aber wusste, dass der Sarg auf der Protze leer war, dass der Leichnam der Frau, zu deren Beisetzung sie hier erschienen waren, niemals im Boden ihres heimatlichen Königreichs ruhen sollte. Und das nicht etwa, weil ihr Leib in der Wut eines Raumgefechts verbrannt wäre oder auf ewig verloren durchs All triebe wie so viele von Manricores Söhnen und Töchtern. Trotz der Feierlichkeit und der Trauer, vom kalten Wind getragen, spürte Cromarty daher auch den Ingrimm und die bittere, unnachgiebige Wut aller Trauergäste, die ihn im Rhythmus des Trommelschlags durchpulste. Ein Geräusch wie von zerreißendem Tuch und fernem Donner grollte vom Himmel herab, und die Augen der Zuschauer hoben sich von dem Leichenzug zu den fünf Javelin-Jettrainern, die von Kreskin Field auf Saganami Island kamen. Die Jets zogen weiße Kondensstreifen über den verwaschen blauen Herbsthimmel, und dann scherte einer von ihnen aus der Formation aus, stieg über den anderen in den Himmel auf und verschwand wie ein dahingehender Geist in der strahlenden Sonne: die uralte ›Missing-Man‹-Formation, mit der Piloten seit über zweitausend Jahren zum Ausdruck bringen, dass jemand aus ihrer Mitte zu Tode gekommen ist.
    Die anderen vier Flugzeuge zogen direkt über den Leichenzug hinweg, dann verschwanden auch sie. Cromarty holte Luft und unterdrückte den Drang, sich über die Schulter zu blicken. Das war nicht erforderlich. Er wusste, was er gesehen hätte: Die Führer aller politischen Parteien aus dem Ober- und Unterhaus standen hinter ihm, der Monarchin und ihrer Familie und symbolisierten die Geschlossenheit des Sternenkönigreichs in diesem Moment des Verlustes und des Frevels.
    Natürlich sind manche von ihnen nur deshalb hier, weil sie endlich begraben wird , dachte er mit mühsam verhohlener Bitternis. Deswegen, und
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