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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Autoren: David Weber
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andere einen Mord – was auf Masada für eine Frau einem Selbstmord gleichkam, aber ein wenig befriedigender war, weil sie vor ihrem Tod wenigstens noch etwas bewirkte. Judith ließ beides sein.
    Sie besaß ein Geheimnis; ein Geheimnis, an dem sie sich festhielt, wann immer sie sich auf die Lippe biss, um nicht zu weinen, weil ihr Mann sie immer und immer wieder benutzte. Es festigte sie, wenn sie das widerwillig empfundene Mitleid in den Augen ihrer Mitfrauen sah. Es stärkte sie seit dem Moment, in dem ihre tapfere, auf den Decksplatten verblutende Mutter ihr eine letzte Warnung zugeflüstert hatte:
    »Verrate ihnen niemals, dass du lesen kannst.«
     
     
     
     
    Die Abkommandierung auf den schwerfälligen Superdreadnought, der nicht einmal das heimatliche Doppelsternsystem des Sternenkönigreichs verlassen würde, war nicht Elizabeths Idee gewesen. Michael war darüber grenzenlos erleichtert. Schon vor dem Tod ihres Vaters hatte Beth ihn ermutigt, sich seinen eigenen Platz zu suchen und seinen Horizont zu erweitern. Sosehr sie die schwere Verantwortung, die sie nach dem Unfalltod des Vaters auf sich genommen hatte, auch belastete, sie hatte immer Zeit für Michael gefunden und sich die Sorgen angehört, die er nicht mit ihrer Mutter, Königinmutter Angelique, besprechen konnte.
    Festzustellen, dass Beth sich plötzlich verändert hatte, wäre für Michael einer erneuten Verwaisung gleichgekommen, was in gewisser Hinsicht zwar schlimmer war, aber er hätte es kommen sehen müssen – und ihm war klar, dass eigentlich er auf solch eine Loslösung hinarbeiten sollte, denn er hatte die Königin zu unterstützen, nicht sie ihn.
    Nun aber, da er wusste, dass er keine Anordnung der Königin unterminierte, hatte Michael um einen Termin bei der Vertrauensdozentin für das Vierte Jahr gebeten. Ihm war zwar der Gedanke gekommen, dass er sogar einen Termin beim Commandant der Akademie verlangen konnte und ihn ziemlich sicher auch erhalten hätte, doch diese Möglichkeit hatte er rasch verworfen. Die Navy neigte dazu, sich offiziell unnachgiebig zu zeigen, wenn Abstammung und Geburtsprivilegien ins Spiel gebracht wurden. Zwar wurden dennoch im Hintergrund oft Fäden gezogen, doch wer seine Herkunft allzu offensichtlich ausnutzte, konnte damit rechnen, dass es während seiner gesamten späteren Laufbahn immer wieder auf ihn zurückfiel. Besonders Michael hätte sich nur ins eigene Fleisch geschnitten: dem manticoranischen Thronfolger hätte der Commandant eine Audienz gewährt, nicht aber dem Raumkadetten Michael Winton; er aber wollte gerade Mr Midshipman Winton sein, und nicht Kronprinz Michael.
    Als er den Termin bei der Vertrauensdozentin viel rascher erhielt, als selbst ein Midshipman des Vierten Jahres erwarten durfte, der zum oberen Viertel seines Jahrgangs zählte, war Michael dennoch nicht so töricht, ihn abzulehnen. Vielmehr traf er pünktlich ein, in makelloser Dienstuniform, an der jeder Knopf so gut glänzte, die Schärpe und jeder Besatz so exakt saßen, wie er es mit Todds Hilfe zuwege gebracht hatte.
    Michael salutierte zackig, nachdem man ihn zu der Vorgesetzten vorgelassen hatte. Freilich hatte es Offiziere gegeben, die geargwöhnt hatten, der Kronprinz würde durch mehr oder weniger subtile modische Abwandlungen der Uniform andeuten, dass die gleichen Vorgesetzten, vor denen er heute salutiere, früher vor ihm das Knie gebeugt hätten, doch Michael hatte ihnen nie auch nur Anlass gegeben, ihren Verdacht bestätigt zu sehen. Er wusste in einer Weise, die jemand, der der Krone nicht so nahe stand wie er, niemals nachvollziehen könnte, wie menschlich auch Monarchen sind – wie ein Unfall aus einer Achtzehnjährigen eine Königin machen konnte … und aus einem Dreizehnjährigen einen Kronprinzen.
    Michael hätte gern gewusst, wie viele der Offiziere, die von ihm eine Kränkung erwartet hatten, überhaupt begriffen, wie sehr er zu ihnen aufblickte. Sie hatten sich ihren Dienstgrad, ihre Auszeichnungen und Ehrungen verdient. Die lange Liste seiner Titel, die Michael bei offiziellen Anlässen heruntergebetet hörte, hatte nichts mit ihm zu tun sondern nur mit seinem Vater.
    Vielleicht begriff Commander Brenda Shrake, die Lady Weatherfell, wie er sich fühlte, denn in ihren blassgrünen Augen stand eine Wärme, die Verständnis verriet, welches man jedoch auf keinen Fall mit Nachsicht oder Lässigkeit verwechseln durfte. Der Titel der Vertrauensdozentin wies sie Michael gegenüber als Inhaberin eines
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