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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
Autoren: PeP eBooks
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den Wind? Jo, wir sind die größten und besten Piraten der Welt. Und das da draußen«, er zeigte zum Fenster, »das ist das Meer, in dem die Schätze und
Abenteuer jeden Tag auf uns warten. Schätze, Jo, die wir uns nicht vorstellen können. Und Abenteuer, die nur die erleben werden, die mutig genug sind und …«
    »… frei.« Jo schloss die Augen. Dieses Wort liebte er. Es erinnerte ihn an etwas, das er nicht kannte. An seine Heimat vielleicht. An die weiten Steppen in Afrika, die er niemals gesehen hatte. Auch wenn er nicht mutig war, auch wenn er kein Dieb sein wollte und erst recht kein berühmter und von allen gejagter Pirat: Das war das Wort, das ihn Will folgen ließ, und der Grund, warum er bis jetzt bei ihm lebte.
    »Frei sein!«, flüsterte Jo und Will gab ihm recht:
    »So frei wie der Wind! Nein, wie ein Segel, Jo, ein schneeweißes Segel, das sich in diesem Wind aufbläht und uns an den Horizont bringt.«
    Da fiel dem Prinz aus dem Morgenland, obwohl er mitten im Piratennest stand, ein fetter Tropfen aufs Gesicht.
    Jo zuckte zusammen und der schöne Traum war zerplatzt.
    »Nein«, sagte er leise. »Das wird niemals so sein. Da draußen ist man nicht frei. Da ist Berlin. Da ist Eulenfels, Will. Und da gibt es keine Piraten.«
    »Ach, ja? Und was sind wir dann?« Will packte den Jungen, zog ihn zum Fenster und zeigte auf das dunkle und finstere Berlin.
    »Da unten hungern die Leute. Und wenn man eine Kartoffel klaut, wird man gehängt. Willst du dort leben, Jo, willst du so sein wie die?«
    Der kleine Kerl schniefte und wischte sich das Regenwasser aus dem Gesicht.
    »Nein«, sagte er. »Nein. Aber trotzdem geht’s uns nicht besser. Das Gold, was wir haben, können wir nicht essen, Will. Und wenn sie uns erwischen, werden wir trotzdem gehängt.
Deshalb bist du dumm, verstehst du mich jetzt.« Er schloss seine Augen und versuchte, die Tränen zu unterdrücken.
    »Du bist dumm, Willfried Zacharias Karl Otto Stupps, weil du einfach nicht einsehen willst, dass du nie und niemals ein Pirat sein wirst. Piraten sind groß, sie sind älter als 14, und weil das so ist, heißen sie anders. Anders als wir, Willfried Zacharias Karl Otto Stupps. Piraten heißen nicht ›Stupps‹, nein, niemals im Leben.«
    Jetzt schluckte auch Will und er ballte die Fäuste. Er wusste, dass Jo die Wahrheit sprach. Doch er wollte sie einfach nicht hören. »Nein«, sagte er leise. »Ich werd’s dir beweisen. Ich werd es allen beweisen. Du musst mir nur noch einmal vertrauen. Und …«, jetzt lachte der Junge, »du musst die Hände von den Frauen weglassen.Versprichst du mir das?«
    Jo sah ihn verdutzt und argwöhnisch an. »Frauen? Ich mag keine Frauen.« Er verzog das Gesicht. »Igitt, und Mädchen mag ich erst recht nicht.«
    »Gut«, sagte Will. »Denn das ist das Einzige, wovor ich mich fürchte. »
    Er ging zu der Jacke, die er getragen hatte, zog die beiden Hühnchenkeulen heraus, die er Eulenfels mit dem Silbertalerzaubertrick abgeluchst hatte, und warf Jo eine zu.
    »Die Frauen, ja, und den Galgen«, grinste er, setzte sich in einen Schaukelstuhl, legte die Beine auf den Fenstersims und schaute, während er sein Hühnchen genoss, hinauf zu den hinter den Wolken verborgenen Sternen.
    »Noch ein Ding«, sprach er leise. »Noch ein letztes Ding, Jo. Dann hab ich es allen bewiesen und …«
    Er holte tief Luft.
    »… dann hören wir auf.«

DER SCHWARZE BARON

    E s war schon weit nach Mittag, als sich der Freiherr von Eulenfels und die beiden bei ihm schlafenden Damen endlich dazu bequemten, das ängstliche und zaghafte Klopfen ihrer Diener zu hören.
    »Was ist?«, schimpfte der Geheime Minister, ertastete einen Stiefel neben dem Bett und schleuderte ihn gegen die Tür.
    »Die Schlacht, Herr Minister«, hörte er die beflissene Antwort, »heute ist doch die entscheidende Schlacht.«
    »Die was?«, fluchte Eulenfels. »Und deshalb weckt Ihr mich auf?!« Er suchte und fand seinen zweiten Stiefel. »Das ist die siebte verfluchte entscheidende Schlacht in den letzten zwei verregneten Wochen.«
    »Und das Wetter ist graulig«, quengelte eine der Damen.
    »Und es ist neblig«, lamentierte die andere. »Da können wir doch gar nichts sehen. Da sterben die armen Soldaten umsonst.«
    »Bitte, mein Dickerchen«, säuselte die Erste, »erspar uns doch diese unschönen Dinge.«
    »Oder wir kitzeln dich durch.« Die Zweite nahm den Stiefel und warf ihn gegen die Tür. »Und Ihr sucht das Weite. Der Minister wird nämlich von viel
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