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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
Autoren: PeP eBooks
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berichtet hat, zu Wucherpreisen an deine eigenen Leute weiterverscherbelst.«
    »Mhm, Krieg kostet Geld«, schmatzte der Geheime Minister und lutschte einen gefüllten Gänsehals aus.
    »Meine Soldaten mussten deshalb drei Tage lang hungern«, sagte der Alte und schenkte seinem ausgehungerten Cousin Wein in seinen Pokal.«
    »Oh, das ist gut.« Eulenfels griff zu. »Dann sind sie sicher bereit, für einen vollen Magen zu kämpfen.« Er lachte und rülpste und rieb sich den Bauch.
    »Worauf ich Euch mein Wort geben kann, Freiherr …«, erklang eine Stimme, dünn, aber fest, wie ein Drahtseil, mit dem man Kehlen durchschneidet. »Freiherr von …«
    »Eulenfels.« Der Geheime Minister fuhr herum und musterte den Mann, der frech genug war, ihm hinterrücks ins Wort zu
fallen und dann so zu tun, als ob er noch nicht einmal seinen Namen wüsste.
    »Oh«, sagte die schwarze Silhouette im Zelteingang und genoss dabei ihren unüberhörbar französischen Akzent. »Naturellement, Eulenfäls.«
    »Wer ist dieser Kerl, Peter Iwanowitsch?« Der Freiherr wischte sich den Wein vom Kinn.
    »Ich hab dir doch gesagt: Unsere Tante ist zornig«, sagte der Russe. »Und deshalb kämpfst du heute nicht mehr gegen mich, sondern gegen ihn: Le Baron Noir. Er beugte sich zu seinemVetter und flüsterte ihm mit vor Schadenfreude spritzender Stimme ins Ohr: »So nennt man ihn nämlich: den Schwarzen Baron.«
    »Oder ganz förmlich: Gabriel Marie Baron de Talleyrand.« Der schlanke und drahtige, ganz in Schwarz gekleidete Mann trat mit einem spöttischen Lächeln aus dem Gegenlicht des Zelteingangs an die Tafel und deutete eine Verbeugung an.
    »Wie ich sehe, spielt Ihr Bridge, um die Augen der Damen vor dem blutigen Geschäft des Krieges zu schützen«, sagte er und gab sich dabei alle Mühe, freundlich zu klingen. Doch seine Stimme wurde nur kälter, je leiser er sprach, und sein Lächeln verwandelte sich in dem Echsengesicht mit den hellbraunen, fast gelben Augen zu einer bösen Grimasse.
    Ja, dieser Franzose ist böse, dachte Eulenfels überrascht. Böser als ich. So böse, wie jemand nur werden kann!
    »Ihr erlaubt doch?«, fragte der Franzose, setzte sich an den Tisch, an dem auch die anderen saßen, griff zu den Karten und teilte sie aus. »Gut«, sagte er. »Dann fangen wir an.«
    »Ja!« Der alte Iwanowitsch klatschte in die Hände und straffte die klapprige, mit Orden behangene Brust. »Fangen wir an!«

WILLS LETZTER COUP

    D ie Diener eilten herbei, um Essen und Wein aufzutragen, und einer von ihnen kroch gerade noch rechtzeitig aus einem nahen Gebüsch, wo er seine klobigen Stiefel gegen Pantoffeln mit Schnallen ausgetauscht hatte.
    Will rückte die Perücke zurecht, versuchte die letzten fransigen Strähnen unter die gepuderten Locken zu stecken, riss einem verdutzten Lakaien das Tablett aus der Hand und begann Eulenfels’ Mutter und deren russischer Schwester, dem alten Iwanowitsch, seinem warmblütigen Sohn und dessen vertrockneter Schwester die kleinen Pasteten zu servieren.
    Will musste grinsen, als er den Geheimen Minister bediente: Eulenfels erkannte ihn nicht und deshalb ging der Junge schon arglos zu Talleyrand weiter, als er die Blicke der Dame bemerkte. Der Dame, die schon drei seiner schwarzen Murmeln besaß und allein beim Klang des Wortes »Pirat« ihr Riechsalz benötigte. Doch jetzt roch sie ihn und zwar mit ihren Augen und deshalb wurde Will plötzlich nervös. Seine Hände begannen zu zittern und obwohl er alles tat, um sich zu beherrschen, begann das Besteck auf dem Tablett zu vibrieren.
    Talleyrand sah ihn an und seine fahlgelben Echsenaugen zogen ihn aus. Neugierig wanderte sein Blick zu Wills Händen
hinab. Er entdeckte die dreckschwarzen Fingernägel des Jungen und musterte dann ausdruckslos die fransigen Haarsträhnen unter dessen Perücke.
    »Könnt Ihr Euch keine ordentlichen Diener mehr leisten?«, fragte Talleyrand listig in Richtung Eulenfels, doch der beobachtete inzwischen durch ein Fernrohr das Schlachtfeld.
    »Wir Preußen sind sparsame Leute.« Er grinste spöttisch. »Aber nicht so sparsam wie Ihr, der sich noch nicht einmal Soldaten in Uniform leisten kann.«
    Sein durch das Fernrohr verlängerter Blick schweifte über das ärmliche und ausgehungerte Häuflein von Männern, das sich jetzt links zu Füßen des Hügels und Zeltes auf der von Nebelschwaden überzogenen Lichtung formierte. Sie waren spärlich bewaffnet. Nur jeder zweite oder dritte besaß ein Gewehr, ein paar trugen Pistolen und der
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