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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
Autoren: PeP eBooks
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die Soldaten. Acht kamen von rechts und sieben von links. Das Bajonett aufgepflanzt, näherten sie sich Schulter an Schulter und versperrten auf diese Weise den Ausgang der Gasse. Will wirkte fast hektisch, doch dann fand er das Seil. »Oder, halt, nein. Ihr kennt mich nicht gut genug.«
    Er löste den Knoten, mit dem er und sein bester Freund Jo das Seil vor erst knapp einer Stunde an einem Ring an der Hauswand befestigt hatten. Er spürte den Ruck und dann sauste er schon, während drei Sandsäcke als Gegengewicht ein paar Meter weiter vor ihm in die Tiefe stürzten und dort gleich fünf der Soldaten niederstreckten, hinauf auf das rettende Dach.
    »Oh, oh, oh ja!«, lachte der Junge begeistert. »Das ist wunderbar, Jo! Du bist ein verflixt verfuchstes Genie!« Er landete auf dem Hausdach und schaute hinab zum Minister.
    Der sprang wie ein feuerroter Fettball aus seiner Sänfte heraus.
    »Wo ist dieser Kerl?«, schrie er und packte einen Soldaten.
    Der zeigte zum Dach, das im Nebel verschwand.
    »Wo?«, schrie Eulenfels. »Ich kann ihn nicht sehen.«
    »Das tut mir sehr leid. Aber Ihr könnt mich doch hören!« Will grinste frech. »Und das möchte ich ausnutzen. Ich will Euch was sagen. Ich mag Eure Stadt, Eulenfels. Ja, ich mag sie wirklich. Denn hier passiert wirklich nichts, was ich nicht will!« Er lachte, packte die Beute und die Perücke und verschwand in der Nacht.

REGENTROPFEN-FALLEN-AUF-DICH-JO

    Z ehn Minuten später huschte Will wie der Schatten eines Gespenstes über die südliche Festungsmauer, tanzte unsichtbar über die Dächer Alt-Köllns und überquerte die Spreeinsel der Länge nach Richtung Norden. Er wagte sich ganz nah an die Höhle des Löwen heran, denn während sich Eulenfels immer noch zornig und wütend in das Schloss des Königs verzog, kletterte Will kaum einen Steinwurf von ihm entfernt die Fassade des großen Doms empor. Er erklomm die mächtige Kuppel und stieg hinauf in den Turm, der diese wie einen Stachel verzierte. Dort, in der Turmspitze unter dem Kreuz, befand sich sein Nest, sein eigenes Tortuga, oder wie er es schwärmerisch nannte: die Schatzinsel des Piraten Höllenhund Will.
    Will riss sich die nassen, dreckigen Kleider vom Leib, trocknete sich mit einem sauberen Leinentuch sorgfältig ab und wärmte sich am Feuer, das bereits für ihn brannte.
    »Hallo, Jo.« Er lächelte. »Wie ich sehe, bist du schon da.«
    Er schaute sich suchend in dem runden Raum um. Sein Blick flog über die Teppiche, Kisten und Truhen, die den Boden bedeckten und sich an den Wänden auftürmten. Die waren mit bunten Malereien verziert. Bilder von Palmen, Sandstrand
und Meer, die sein Freund Jo selbst dort aufgebracht hatte und die Will so sehr liebte.
    »Hey, ich weiß, dass du hier bist«, grinste Will und ging zu den beiden Hängematten, die, von halb durchsichtigen Schleiern geschützt, zwischen den steinernen Säulen hingen. »Und du bist ein Genie.Verfuchst, das muss ich dir sagen. Der Aufzug und die Sandsäcke waren ein riesiger Spaß!«
    Er zog die Decke aus der Hängematte, doch Jo war nicht da.
    »Also gut«, sagte Will und nahm einen Degen, der immer griffbereit neben seinem Bett hing. »Ich habe verstanden. Der Feind war im Lager und er hat dich entführt.«
    Er warf das Leinentuch weg und stieg in eine saubere Hose. Dann packte er ein Hemd mit Rüschen am Kragen, zog es blitzschnell und geschickt über den Kopf und schlüpfte danach in eine rote, reichlich mit Gold und Silber bestickte Jacke, die einmal einem Offizier gehört hatte.
    »Oder nein«, raunte Will. Er sah sich argwöhnisch um. »Der Feind ist noch da und ich habe ihn überrascht. Ich, Käpten Höllenhund Will, und ich knüpfe ihn auf.«
    Will blieb jetzt stehen. Sein Gesicht war todernst.Von Spaß keine Spur. Er umschloss den Griff seines Degens mit beiden Händen und drohte: »Ich knüpfe jeden auf, der sich unerlaubt in meiner Höhle befindet.«
    Dann drehte er sich langsam, ganz langsam im Kreis, und die einzigen Geräusche, die seine Ohren vernahmen, waren das Knistern des Feuers und seine eigenen, fast lautlosen Schritte: das Schaben der nackten Sohlen auf dem flauschigen Teppich, auf dem er so oft schon gelegen hatte; ja, zusammen mit seinem kleinen Freund Jo.

    »Wer ist da?«, fragte er scharf. »Und was habt Ihr meinem Jo angetan?« Doch es kam keine Antwort. Natürlich kam keine Antwort. Da hielt Will die Luft an und lauschte in die knisternde Stille hinein.
    Verflucht!, dachte er. War er heute zu übermütig
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