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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2
Autoren: PeP eBooks
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Steuerrads«, krächzte der kleine Ratten-Eis-Fuß.
    »Gut«, meinte Whistle. »Direkt auf der Brücke. Das ist ein ganz vorzüglicher Platz.« Er hörte jetzt deutlich, wie sich Talleyrands linke Braue neugierig hob, und es machte ihm eine diebische Freude, den Franzosen in seiner Unwissenheit schmoren zu lassen. »Gebt mir zwei Wochen«, sagte er mit einer Höflichkeit, die vor Gehässigkeit glühte. »So lange braucht Hannah, bis sie den Nebel erreicht. Und so lange brauche ich, um in See zu stechen. In zwei Wochen kehrt Valas aus der Arktis zurück.« Mit diesen Worten zog er die Säbel, zerschlug die Seile, die eines der vier Landungsboote an Bord vertäuten, und sprang dem noch fallenden Boot hinterher.
    »Cutter und Ratte, wir gehen an Land«, rief der weder durch sein Alter noch durch seine Blindheit behinderte Mann, und nur einen Augenblick später ruderten er und seine 200 Männer weg vom Requin du Roi und zurück auf den kreisrunden See, den die fünf Türme Old Nassaus umstanden. Wie gichtige Krallen streckten sich die Ruinen in den Abendhimmel empor, und die Feuerbälle, die aus dem Vulkan in der Seemitte stiegen, ließen die gerade aufgegangenen Sterne verblassen.

DAS GEHEIMNIS VON FEUERLAND

    E ine Woche nach ihrer Flucht aus dem Piratennest New Nassau segelten Will, Honky Tonk Hannah, Moses Kahiki und Jo direkt in den Sommer von Feuerland. Das Meer war nachtblau, Pinguine schossen unter den Rümpfen des Rochens hervor, und an der Spitze des südamerikanischen Kontinents stob die Gischt in die Luft und flatterte in kreischenden Seevögelwolken davon.
    Mittags war es so warm, dass Will und Jo ihre Hemden auszogen und die Sonne genossen. Sie legten sich in eine riesige Hängematte, die sich zwischen den beiden Hauptmasten spannte, gruben ihre Körper in die daunenweiche Wolle aus peruanischem Alpaka und schauten zum Himmel hinauf, der sich, hell und blau wie Wills Augen, in die Unendlichkeit erstreckte. Sanft schwang die Matte im Rhythmus der Wellen, im Rhythmus des Rochens, und mit den sich vor- und rückwärts neigenden Masten schwebten die sechs Mädchen über ihnen durchs Blau.Wortlos und stumm standen sie in den Rahen und spähten zum Horizont.
    Haben sie überhaupt schon jemals etwas gesagt?, fragte sich Will und konnte sich wirklich nicht mehr erinnern.
    Diese sechs Mädchen, von denen die beiden jüngsten vielleicht
zwölf und die ältesten gerade mal 16 waren, stellten die Mannschaft des Rochens, Hannahs Piratencrew und ihre Leibgarde, von der sie schon so oft erfolgreich beschützt worden war. Doch viel mehr hatten die Jungen bisher nicht über die drei Zwillingspärchen erfahren. Außer, dass sie nachts, wenn Will und Jo unter Deck schliefen, ihre Waffen reinigten, pflegten und die zahlreichen Kampfkünste übten, die sie beherrschten. Doch auch dabei redeten die Mädchen kein Wort und so wie sie jetzt über ihm in den Rahen standen, die Köpfe mit den strengen Frisuren im Wind, vermutete Will, dass sie sich wortlos verstanden. Dass jede zu jedem Zeitpunkt wusste, was die andere plante.
    »Wo steckt eigentlich Hannah?«, fragte Jo in das sonnige Schweigen.
    Da hob Moses Kahiki, der Chevalier du Soleil, seinen Kopf über den Rand der Hängematte und deutete nach vorn zum Bug. »Da«, sagte er und seine grünen Augen, flackerten besorgt. »Ich glaube, sie will uns etwas erzählen.« Er wischte sich die braunen Rastazöpfe aus dem Gesicht, knotete sie fahrig zum Pferdeschwanz und ging zur Spitze des Schiffs. Will und Jo folgten ihm neugierig und sie spürten die Blicke der Triple Twins über sich in den Masten.
    Ein paar Schritte hinter Hannah blieben sie stehen. Die junge Piratin stand neben dem Klüverbaum und blickte aufs Meer. Es wirkte, als würde sie etwas suchen, als erwarte sie etwas oder als müsste sie sich an etwas erinnern, an das sie sich nicht erinnern wollte.
    »Hannah?«, fragte Jo, und als sie sich umdrehte, sah sie ihn an, als wäre er ein Fremder. »Was ist denn? Was hast du?«, fragte der Kleine und ging auf sie zu. »Kann ich dir helfen?«

    »Du?«, fragte Hannah und dann erkannte sie ihn. »Ach, Jo, vielleicht kannst du das.« Sie rückte ihm seinen Glücksbringer, die alte, aus weißem Gazellenleder genähte und mit ehemals bunten Zeichen verzierte Mütze auf seinen krausen Haaren zurecht. »Ja, und deine Mütze wird dafür sorgen, dass uns kein Regentropfen auf die Nase fällt.« Sie tippte ihm lächelnd auf seine pechschwarze Nase. »Los, kommt, setzt euch zu mir. Setzt
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