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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2
Autoren: PeP eBooks
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Krebs herausließ, verstand ich die Stimmen noch besser. Ich las sie wie die Gedanken des Schiffes, als wäre das ein lebendiges Wesen, und sie führten mich unter Deck zu einem verborgenen Raum ohne sichtbare Tür. Doch mit Hilfe der Stimmen konnte ich die Tür finden. Ich konnte sie öffnen und fand eine Kammer: die war kreisrund und mit Karten gefüllt. Karten, die nicht von Menschen stammten, auf jeden Fall nicht von den mir bekannten. Und auf dem Tisch in der Mitte lag eine ausgerollt. Sie zeigte die Welt und fünf leuchtende Punkte. Fünf Punkte, die Positionen anzeigten. Die ersten beiden leuchten hier, vor der Spitze von Feuerland. Sie meinten den Rochen und den Krebs. Der dritte leuchtete über New Nassau. Dort fand ich Moses und den zweiten der Krebse. Den zweiten von vieren, und der vierte Punkt leuchtete in der Nähe Berlins, dort wo der rothaarige Vater mit den abstehenden Ohren mit seinen Töchtern lebte.« Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Nun, die Geschichte kennt ihr ja alle. Dann bleibt nur noch einer übrig: der fünfte Punkt.«
    »Der in Paris?«, fiel Will ihr ins Wort.
    »Nein, nicht in Paris«, antwortete Hannah ganz ernst. »Über
Paris lag ein Schatten. Den verstand ich noch nicht. Der fünfte Punkt leuchtete vor der Küste von Mexiko, genau im Bermudadreieck, und er meinte den Kraken. Den Kraken, der den Goldenen Diskus trug: in seiner Stirn.« Hannah zwinkerte Will verschmitzt zu. »Dort, wo du es geträumt hast, ist es wirklich passiert.«
    »Aber was war der Schatten?«, unterbrach Jo sie besorgt.
    »Oh, der Schatten war Talleyrand. Das Böse wurde auf dieser Karte als Schatten gezeigt. Und als ich genauer hinschaute, waren sie überall. Die Karte war ein wehender Teppich aus Schatten, doch der größte von ihnen war hier. Direkt unter dem Rochen.«
    »Aber warum?«, fragte Jo. »Ist der Rochen in Wirklichkeit böse? Wurde er dir vielleicht vom Teufel geschickt?«
    »Nein«, lachte Hannah, »den Teufel habe ich kennengelernt.« Sie lachte ein stumpfes, trockenes Lachen und wischte sich diese Erinnerung aus dem Gesicht. Dann schaute sie zu den Triple Twins, und als Will ihrem Blick folgte, sah er in deren Gesichtern, die sich sonst auf jeden Kampf freuten, zum ersten Mal Anzeichen von Furcht.
    »Aber ich weiß es nicht, Jo.« Hannah riss sich zusammen. »Ich glaube eher, dass alles, was lebt, einen Schatten besitzt. Und je größer und prächtiger, je strahlender und mächtiger etwas ist, desto größer und böser ist auch sein Schatten.«
    »So wie dein Schatten Whistle ist?«, fragte Moses Kahiki.
    »Ja«, nickte sie, »und Talleyrand ist der Schatten von Will.«
    »Talleyrand?«, fragte der 14-jährige Junge ungläubig. Er hielt das Ganze für einen riesigen Bären, den Hannah und Moses ihm aufbinden wollten.
    »Ja«, nickte Moses. »Und du wirst ihn nicht los. Selbst wenn
du ihn tötest, wird ihn ein anderer ersetzen. Ein anderer Talleyrand oder Eulenfels.«
    »Das ist ja schrecklich«, mischte sich Jo jetzt ein. »Und wer ist mein Schatten? Hannah und Moses, wen werd ich nicht mehr los?«
    »Oh, das ist bestimmt dieser Ratten-Eis-Fuß.« Will lachte, wie man lacht, wenn man nachts im Wald singt: »Ja, Ratten-Eis-Fuß oder dieser hässliche Cutter.«
    Jo schluckte vor Schreck und Will lachte noch lauter.
    »Huhu! Ratten-Eis-Fuß, er wird dich gleich holen!« Doch dann hielt Will inne. »Hey, was ist mit euch los?« Er sah in die ernsten Gesichter seiner drei Freunde. »Das ist der größte Quatsch, den ich jemals gehört hab. Das meint ihr nicht ernst.«
    Doch Hannah und Moses meinten es ernst.
    »Und was ist der Schatten vom Fliegenden Rochen?«, fragte Will leise.
    »Was oder wer?«, präzisierte Hannah die Frage. »Ich weiß es nicht,Will. Deshalb habe ich euch die Geschichte erzählt. Und ich hab euch gebeten, auf alles zu achten. Egal was ihr seht, riecht, fühlt oder hört.«
    »Oh, ich hab Angst«, rief Jo vorwurfsvoll, und im nächsten Moment platschte dem Jungen ein fetter Regentropfen auf die Nase. Jo schaute zum wolkenlosen Himmel hinauf. »Siehst du, ich fühle die Angst!«, sagte er, schniefte und rümpfte dann angewidert die Nase. »Und riechen tue ich … Fisch. Nein … Land, ich mein … Fisch, der schon lange an Land liegt.«
    »Fisch, der schon stinkt?«, fragte Hannah erschrocken. Sie sprang sofort auf und schaute aufs Meer.
    »Aber hören tue ich nichts«, sagte Moses nervös. »Gar nichts, noch nicht einmal Wellen oder den Hauch von Wind.«

    Will
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