Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
eigene Hängematte gelegt und dann war er, wie in jeder der letzten vier Nächte, an Deck geschlichen, um genau das zu sehen: die funkelnden Sterne. Er hörte das Rauschen des Meeres, spürte den Wind, der über ihn strich, und träumte davon, wie es wohl sein könnte, nicht mehr nur 14, sondern schon älter zu sein. So alt wie Hannah. Ja, und manchmal erwischte er sich, wie er zu rechnen begann, wie alt Hannah dann war, und ob er sie irgendwann einholen konnte. Ob er irgendwann so alt sein konnte wie sie, oder sogar noch älter. Ein erwachsener Mann, wie Moses Kahiki …
    Ja, und dann lagen sie plötzlich wieder beide im Ruderboot und warteten auf den Kraken: Hannah und er, wie in dem Traum, den er gehabt und in dem sie den Kraken besiegt hatten. Doch dieses Mal wuchs um seine Lippen ein Bart und Hannah trug dieses silberne Kleid, das sie von Whistle bekommen hatte, das ihr die Luft beim Atmen abschnürte und mit dem ihre blonden Haare verschmolzen, als wäre die Sonne ins Wasser gefallen. Huh, und wenn er so dachte, war er keine 14 Jahre mehr alt. Nein, 14 Jahre alt würde Will bestimmt nie wieder sein. Das wurde dem Jungen von Nacht zu Nacht klarer und umso glühender und tiefer bohrte sich der Stich in sein
Herz, als er in dieser Nacht Stimmen hörte. Stimmen, die flüsterten, tuschelten, lachten …
    »Nein, das hast du nicht wirklich gemacht.«
    »Doch«, lachte Moses. »Und ich würd es sofort wieder tun. Ich tu alles für dich, nur um dich glücklich zu machen.«
    Will balancierte mit den Zehenspitzen auf einem im Takt der Wellen rollenden Fass und lugte durch die Reling auf die Brücke hinauf. Dort saß der Chevalier du Soleil auf dem Boden und strich Honky Tonk Hannah durch ihr goldblondes Haar.
    »Alles?«, fragte sie und suchte seinen Blick, während sie sich genüsslich an seine Brust lehnte. »Du würdest alles tun, um mich glücklich zu machen?« Sie schloss ihre Augen und seufzte zufrieden. »Davon hab ich immer geträumt.« Sie legte ihre Arme um seinen Hals und rieb ihre Nase an seiner. »Und alles heißt alles. Dann bringst du mich auf die Insel und raubst mit mir ihren Schatz. Schwörst du das, Moses?« Sie gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und suchte mit ihren Händen nach seinen. Als sie sie fand, fühlte sie nach den gekreuzten Fingern und schob sie zärtlich zurück. »Komm, schwör es mir«, murmelte sie. »Oder benutzt du mich nur wie den Kleinen?«
    Den Kleinen! Das saß und trieb die Klinge des Dolches nur noch tiefer in Wills pochendes Herz.
    »Du benutzt ihn doch nur. Du hast ihn gebraucht, um endlich an die vier Teile der Rose zu kommen. Du hast ihn gebraucht, um mich und den Rochen aus Talleyrands Hand zu befreien, und du brauchst ihn jetzt noch, um auf die Insel zu kommen.« Sie schaute ihn an, verführerisch schön, und strich ihm zärtlich über die Wange. »Doch, was machst du danach? Was machen wir, wenn wir den kleinen Will nicht mehr brauchen? In spätestens drei Tagen erreichen wir den Teil des Meeres, für das keine Karte
der Welt eine Insel verzeichnet. Selbst die Karten im runden Raum des Rochens sind an dieser Stelle ganz weiß. Und weißt du, warum?«, fragte sie ihn und gab dann selber die Antwort: »Weil noch niemand von dort zurückgekehrt ist.«
    »Außer mir.« Moses nickte. »Außer mir und drei anderen. Den dreien, die damals die Rose gestohlen haben.«
    »Und die sie jetzt aber leider nicht mehr besitzen«, grinste die Piratin, gähnte und rollte sich gemütlich auf Moses’ Schoß zusammen. »Jetzt haben wir sie und das ist gut.«
    Will stand da wie versteinert. Er traute sich nicht mehr, sich zu bewegen oder zu atmen und spürte seine Zehen schon lange nicht mehr. Er bemerkte nicht, wie das Fass zu rollen begann. Er hörte es nur, genauso wie Moses. Als der sich zu ihm umdrehte, als der ihn jetzt ansah, stumm, verwundert, feindselig, ernst, stürzte Will der Länge nach auf die Planken.
    »Was war das?«, hörte er Hannah gähnen.
    Will lag auf dem Rücken und rührte sich nicht.
    »Nichts«, sagte Moses. »Das war nichts, überhaupt nichts.«
    Da sprang Will auf. Mit donnerndem Herzen floh er unter Deck. Er warf sich in seine Hängematte und steckte den Kopf, diesen dämlichen Kopf mit den Augen, die jetzt so peinlich zu heulen begannen, unter seine Decke und die Decke von Jo, die er dem schlafenden Kleinen wütend stibitzte: »Es war nichts. Überhaupt nichts! Rein gar nichts!«
    Und Hannah schlief glücklich in Moses’ Schoß.
     
    Zwei Nächte später
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher